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Schwimmen Wellbrock vom SCM will drittes Ticket lösen

Florian Wellbrock vom SC Magdeburg geht den dritten Teil seiner WM-Mission an. Auch über 800 Meter Freistil will er das Ticket lösen.

Von Daniel Hübner 29.03.2019, 08:36

Magdeburg l Gleich nach seinem Gold-Coup bei der Europameisterschaft im vergangenen August hat sich Florian Wellbrock einen neuen Modeschmuck in die Haut brennen lassen. Über seiner rechten Brust prangt nun ein schöner, großer Flügel, dem er allerdings keine tiefsinnige Bedeutung beimisst: „Ich finde ihn einfach schön“, hat der Schwimmer vom SC Magdeburg mal gesagt. Allerdings ist das Tattoo womöglich symbolträchtiger, als der 21-Jährige denkt. Denn Wellbrock scheint nicht mehr allein durchs Wasser zu kraulen, sondern vielmehr übers Wasser zu fliegen. Das 19. Schwimmfest am vergangenen Wochenende in Halle hat das bestätigt.

Zur Erinnerung: Wellbrock hat bei seinem ersten Becken-Wettbewerb des Jahres mit 14:49,62 Minuten über die 1500 Meter Freistil sein zweites Ticket nach den zehn Kilometern im Freiwasser für die Weltmeisterschaft im Juli in Gwangju (Südkorea) gelöst. „Nach einstündiger Anreise, morgens um 9 Uhr, noch verschlafen und völlig ohne Konkurrenz“, sagt er: „Und das ist auch kein Resultat, das man immer voraussetzen kann.“

Ein drittes Ticket soll nun folgen. Bei den Veranstaltungen in Bergen (Norwegen) oder Stockholm (Schweden) an den ersten beiden April-Wochenenden möchte sich Wellbrock auch den WM-Start über die 800 Meter sichern. 7:52,50 Minuten fordert der Deutsche Schwimmverband (DSV) vom 1,92-Meter-Mann. Sein nationaler Rekord liegt sieben Sekunden unter dieser Vorgabe. „Ich möchte definitiv in allen drei Wettbewerben in Gwangju starten“, betont Wellbrock. „Denn auch bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio will ich alle Distanzen auf einem Topniveau absolvieren.“

Nicht nur der Laie erkennt in diesem Vorhaben eine immense Belastung, „auch der Profi“, erklärt der Schützling von Trainer Bernd Berkhahn. „Aber deshalb trainieren wir auch 365 Tage im Jahr.“

Und ein Indiz dafür, dass er sich beim Saisonhöhepunkt auf allen Strecken durchkämpfen kann, liefert ihm der Vergleich zwischen den Jahren 2017 und 2018. „Bei der WM in Budapest war ich noch gute 800 Meter und weniger gute 1500 Meter geschwommen, bei der EM hatte ich dann drei sehr gute Wettkämpfe und einen auf Topniveau“, sagt er und meint seinen Titelgewinn über die längste Beckendistanz. „Solch eine Steigerung wollen wir noch einmal bis zur WM hinlegen. Dann werde ich auch keine Probleme haben.“

Ein echtes Problem hat Wellbrock sowieso nicht, man fragt sich vielmehr, wie er noch schneller werden kann. „Die Technik kann ich noch verbessern, an den Wenden kann ich noch Zeit gewinnen. Und ich kann noch auf eine höhere Geschwindigkeit kommen“, erklärt Wellbrock. Immerhin hat er den Europarekord über 1500 Meter ins Visier genommen. „Definitiv“, bestätigt er. „Denn die Zeit ist greifbar nah.“ Seine nationale Bestmarke (14:36,15) liegt nur noch zwei Sekunden über der kontinentalen.

Wellbrock vergleicht seine Zeiten aber vor allem mit jenen des Chinesen Sun Yang. Der Olympiasieger von 2012 über 1500 Meter erzielt auch auf Mittelstrecken rekordverdächtige Resultate: Über 200 Meter steht seine Bestleistung bei 1:44,39 Minuten, über 400 Meter näherte er sich mit 3:40,14 der Weltbestzeit des Hallensers Paul Biedermann bis auf sieben Hundertstelsekunden. „Damit ist er noch um einiges schneller als ich.“ Wellbrocks Rekorde über beide Strecken liegen bei 1:49,18 und 3:47,17 Minuten.

Diese will er steigern und damit zugleich ein höheres Grundtempo für die längeren Distanzen gewinnen, deshalb startet er am Wochenende beim „Gothaer and friends“-Pokal in der Elbehalle über 100 und 400 Meter. Wellbrock ist sich nämlich sicher: „Bei Olympia wird man 14:34 Minuten über 1500 Meter schwimmen müssen, um eine Medaille zu gewinnen.“ Und dafür kann er jeden Flügel gebrauchen.