Handball Der SC Magdeburg trauert um eine Legende
Wolfgang Lakenmacher hat jedes Abwehrbollwerk durchbrochen. Aber nicht nur deshalb bleibt der Kreisläufer in der Magdeburger Handballwelt unvergessen. Ein Nachruf.

Magdeburg - Am 24. April 1977 ist Wolfgang Lakenmacher zu seinem letzten Titelkampf aufgelaufen. 5000 Zuschauer in Saporischschja in der heutigen Ukraine sahen dabei zu, wie sich der Kreisläufer des SCM mit seiner Mannschaft gegen MAI Moskau im Finale des Europapokals der Pokalsieger aufrieb, wie er einen Treffer erzielte – und wie die Grün-Roten sich letztlich mit einem Tor (17:18) geschlagen geben mussten. „Laki“ hat nach dieser Partie seine aktive Karriere beendet.
Als Kapitän des SCM, der zwei DDR-Meisterschaften bejubelte, der 198 Länderspiele bestritt, der zweimal Vizeweltmeister wurde, der den vierten Platz bei den Olympischen Spielen 1972 belegte. In der Nacht zum Donnerstag hat er nun seinen letzten Kampf im Leben verloren. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Wolfgang Lakenmacher mit 79 Jahren verstorben.
Nicht nur sein Trikot, das zu seinen Ehren in der „Hall of Fame“ des SCM in der Getec-Arena hängt, wird an Lakenmacher erinnern. Auch die ehemaligen Weggefährten sehen in ihm einen der Größten des Magdeburger Handballs. Der Torwart Wieland Schmidt beschrieb Lakenmacher auf seiner Facebook-Seite als „eine Persönlichkeit mit menschlicher Größe, die Werte wie Anstand, Respekt, Fairness und Teamgeist vorbildlich gelebt hat“. Harry Jahns betonte: „Für uns junge Spieler war er damals ein absolutes Vorbild.“ Und nicht nur auf der Platte: „Er hat seinen großen Beitrag geleistet, uns den Übergang in den Männerbereich zu erleichtern.“
Er war ein absoluter Kämpfer.
Ingolf Wiegert
Das traf vor allem auf Ingolf Wiegert zu, der die Magdeburger Weltklasse am Kreis fortsetzte. „Ich habe damals noch ein Jahr mit ihm zusammengespielt und konnte viele taktische Dinge von ihm lernen. Er war ein absoluter Kämpfer, sehr mannschaftsdienlich und ein positiver Mensch. Einfach schade, dass er jetzt so früh von uns gegangen ist“, bedauert Wiegert.
Lakenmacher war kein lauter, er war der ruhige, der zurückhaltende Mann im Alltag. Bei Feierlichkeiten stimmte er zu später Stunde allerdings auch die Lieder an. „Er war ein geselliger Typ“, sagte Jahns. Auf der Platte allerdings kämpfte sich der Rechtshänder durch jedes Abwehrbollwerk in der Welt. „Er war ein sehr guter Kreisläufer, verfügte über große technische Fähigkeiten“, berichtete Jahns. Und er war der Mitbegründer des Erfolges bei den Magdeburgern. 1970 und 1977, im Jahr seines Abschieds von der Platte, gewann er mit den Grün-Roten den nationalen Meistertitel.
Lakenmacher wurde danach Cheftrainer beim SCM, er war damit verantwortlich für alle Mannschaften der Magdeburger, er war damit auch der Chef von Trainer-Legende Klaus Miesner. Mit der politischen Wende zog es den 1943 in Neuenhofe geborenen Lakenmacher zum TV Großwallstadt.
Lakenmacher hinterlässt seine Frau, ihre beiden Söhne und Enkelkinder. Das sportliche Fieber hat er in der Familie weitergegeben: Sohn Sven wurde ebenfalls Handballprofi, Enkeltochter Mia spielt in der Bundesliga für Buxtehude, nur Enkelsohn Fynn entschied sich für den größeren Ball, er ist Fußballprofi beim Drittligisten TSV 1860 München.
Sie, die ehemaligen Gefährten und nicht nur die Magdeburger Handball-Welt trauern um einen Mann, über den Wieland Schmidt sagt: „Sein Wirken wird über den Handball hinaus unvergessen bleiben.“