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Boxen SES-Cruisergewichtler Fress bringt sich in Stellung

SES-Cruisergewichtler holt sich beim Boxabend in der Magdeburger Wolfgang-Lakenmacher-Halle in einer echten Ringschlacht den International-Titel der WBC. Marlon Dzemski gewinnt Meistertitel im Super-Weltergewicht und Michael Eifert macht im Halbschwergewicht kurzen Prozess.

Von René Miller Aktualisiert: 26.08.2024, 16:39
Roman Fress wackelte zwar in Runde vier, brachte das Duell gegen  Yasin Basar  um den International-Titel der WBC aber letztlich mit einem klaren Punktsieg über die Runden.
Roman Fress wackelte zwar in Runde vier, brachte das Duell gegen Yasin Basar um den International-Titel der WBC aber letztlich mit einem klaren Punktsieg über die Runden. Foto: Eroll Popova

Magdeburg. - Warm war für die Temperaturen beim SES-Boxabend am Samstag in der Wolfgang-Lakenmacher-Halle fast noch untertrieben. Die Programmhefte dienten deshalb mehr als Fächer statt als Lesestoff. Und beim Hauptkampf um den Internationel-Titel der WBC im Cruisergewicht wurde es sogar richtig heiß. Wie hart sich Roman Fress und Yasin Basar im Ringgeviert duellierten, ließ viele Zuschauer sogar das Wedeln vergessen.

Dass es am Ende mit zweimal 99:91 und einmal 98:93 einen klaren Punktsieg für SES-Kämpfer Fress gab, war in Runde vier überhaupt nicht abzusehen. „Da habe ich einen linken Haken nicht kommen sehen und hatte Glück, dass mich die Ringseile gerettet haben. Da habe ich geschlafen. Aber danach war ich wach“, verriet Fress nach dem Kampf. Und sein Coach Robert Stieglitz meinte lachend: „Damit du von Beginn an wach bist, werde ich dir künftig also schon vor der ersten Runde einen ordentlich Klaps geben.“

Fress räumte auch ein, dass es sein bisher schwerster Kampf war: „Der Gegner war sehr tough, das war noch schwerer als der Kampf gegen den Albaner Armend Xhoxhaj, den ich verloren habe.“ Als der 30-Jährige kurz taumelte, sah sein Gegner natürlich die große Chance gekommen. Basar: „Eigentlich wollte ich nicht überpacen, habe aber letztlich doch zu viel Kraft verpulvert.“ So bekam Fress Runde für Runde den Kampf wieder unter Kontrolle, konnte ihn aber gegen den kräftemäßig abbauenden Basar auch nicht vorzeitig beenden. Fress: „Dass er ein zäher Bursche ist, war mir klar. Ich wusste was er kann und sollte ihn deshalb auch auf Distanz halten.“ Am Ende trug Basar sogar zwei Cuts unter den Augen davon und musste in der Kabine durchgecheckt werden. Letztlich reichte es aber, die Wunden vorerst zu kleben. Die weitere ärztliche Betreuung kann Basar in seiner Heimat vornehmen.

Fress hofft nach dem 21. Sieg im 22. Kampf nun auf einen richtig großen Titel. „Ich bin für alles bereit, egal, wo und gegen wen“, betont er – und hat mit International-Titel gute Werbung für sich gemacht und für attraktive Kämpfe in Stellung gebracht. Mitte November steigt nämlich in Hamburg die WBC-Convention. Zum ersten Mal überhaupt in Deutschland. Und so ein Kongress vor der Haustür ist auch immer eine gute Kontaktbörse.

Dzemski setzt Meister-Tradition in der Familie fort

Vorzeitig jubeln konnte Marlon Dzemski. Bevor er am Freitag zum Polizeikommissar ernannt wird, darf er sich nach seinem 10. Sieg im 10. Kampf auch Deutscher Meister im Super-Weltergewicht nennen. Sein Gegner Marco Martini gab vor Beginn der 8. Runde auf. „Ich war platt und wollte keinen K.o. riskieren“, erklärte Martini. Und sein Coach Francesco Pianeta, einst selbst bei SES, hatte ihn auch bestärkt und meinte: „Das war besser so. Er sollte keinen falschen Stolz zeigen.“

Mit großem Stolz nahm der jüngste Dzemski den Meistergürtel entgegen. „Ich bin überglücklich“, erklärte der 21-Jährige, der auch eine Familientradition fortsetzt. Papa Dirk und Bruder Tom waren einst auch schon Deutscher Meister. Auch als Trainer war Dirk zufrieden: „Marlon hatte ein bisschen Respekt davor, das erste Mal über zehn Runden zu gehen. Aber letztlich hatte er alles unter Kontrolle und es auch clever gemacht.“ Sein Sohnemann und Schützling hakte den gelungenen Abend aber auch mit Selbstkritik ab. „Ich darf mich künftig nicht so rumtreiben lassen und muss besser die Ringmitte halten“, so Marlon.

Einen kurzen Arbeitstag hatte Michael Eifert. Der Halbschwergewichtler jagte den Venezuelaner Carlos Jimenez durch den Ring, so dass der einmal fast sogar fast aus dem Geviert flog. In Runde zwei kam dann das Handtuch geflogen – und Eifert muss sich nach dem 13. Sieg beim 14. Kampf nun weiter gedulden, wann er gegen den Sieger des Gigantenduells Artur Beterbiev kontra Dmitrii Bivol um den IBF-Titel boxen darf.

Michael Eifert war Carlos Jimenez hochüberlegen. In der 2. Runde kam aus der Ecke des Venezuelaners das Handtuch geflogen.
Michael Eifert war Carlos Jimenez hochüberlegen. In der 2. Runde kam aus der Ecke des Venezuelaners das Handtuch geflogen.
Foto: Eroll Popova
Marlon Dzemski setzt als neuer Deutscher Meister die Familientradition fort. Sein Gegner Marco Martini gab vor Beginn der 8. Runde auf.
Marlon Dzemski setzt als neuer Deutscher Meister die Familientradition fort. Sein Gegner Marco Martini gab vor Beginn der 8. Runde auf.
Foto: Eroll Popova

K.o.-Niederlage für Deines in Venezuela

Die Sonne an der Elbe schon aufgegangen, als SES-Coach Dirk Dzemski per Videostream im Magdeburger Hotel Achat mit ansehen musste, wie es im fernen Venezuela in La Guaira für seinen Schützling Adam Deines immer dunkler wurde. Der Halbschwergewichtler kassierte bei einem WM-Ausscheidungskampf in Runde sieben gegen Lokalmatador Albert Ramirez in Runde sieben zwei Niederschläge und wurde danach aus dem Kampf genommen. „Schade, diese Niederlage ärgert mich sehr. Adam hat gut angefangen und Ramirez war auch machbar. Doch er hat irgendwie den Faden verloren“, erklärte Dzemski. Vor Ort wurde Deines von seinem langjährigen Begleiter und Trainer Vitali Boot betreut.

Nach der dritten Niederlage im 27. Kampf muss sich Deines wieder hinten anstellen und sich mit weniger lukrativen Kämpfen begnügen. Ob er sich das antut, wird sich allerdings erst zeigen. Der 33-Jährige hatte in den letzten zwei Jahren schon viel Geduld aufbringen müssen, weil einige Kämpfe kurzfristig platzten. Dzemski: „Das hat schon etwas mit ihm gemacht. Wie es weitergeht, besprechen wir aber ganz in Ruhe, wenn er zurück ist.“