Leichtathletik Schiller: „2:10 Minuten knacken“
Clara Schiller brennt für ihren Sport. Auf die Frage nach dem warum, ist ihre Begeisterung und nicht zuletzt der Ehrgeiz zu spüren.
Haldensleben l Im Vorjahr feierte die 14-Jährige so manche Erfolge, auf denen sie sich allerdings keinesfalls ausruht. Die Deutsche Meisterschaft am 10. und 11. Juli in Hannover sind in diesem Jahr ihr großes Ziel. Ein Blick auf die Leichtathletik-Talente aus Sachsen-Anhalt verrät: Clara Schiller aus Rätzlingen ist in ihrer Altersklasse U16 ganz vorn mit dabei. Das Laufen ist schon seit ihrer Kindheit die Leidenschaft der heute 14-Jährigen. „In der Grundschule haben mich meine Mitschüler damals aufgrund meiner Leistungen beim Sportfest angesprochen und gefragt, ob ich nicht einmal mit nach Haldensleben zum Training kommen möchte“, erinnert sich Schiller an ihre Anfänge. So lernte sie Heike Gruszka kennen, die bei der Abteilung Leichtathletik des Haldensleber SC (HSC) ihre erste Trainerin wurde.
„Ich wurde mit offenen Armen empfangen, alle Verantwortliche und Trainer waren super nett und ich konnte in Haldensleben neue Freunde finden“, sagt die heutige Schülerin am Gymnasium in Weferlingen. Seit etwas über vier Jahren ist nun Hartmut Baethge ihr Übungsleiter, da sie zum Leistungskader des Landesverbandes zählt. Die Leistungskurve zeigt seither steil nach oben. „Clara ist sehr ehrgeizig, zielstrebig und fleißig“, sagt ihr Trainer. „Sie hat großes Talent, weiß aber auch, dass das allein nicht reicht. Sie muss sich vieles im Training hart erarbeiten. Da sie intelligent und klug ist, kann sie ihren Körper und ihre Leistung sehr gut einschätzen“, so Baethge weiter. „Mein Trainer und ich verstehen uns sehr gut, ich kann von Herrn Baethge viel lernen. Er gibt mir auch immer neue Strategien mit an die Hand“, berichtet die talentierte Athletin.
Den Schwerpunkt legt Clara Schiller auf den Laufsport, ihre Parade-Disziplin ist die Strecke über 800 Meter. „Auf der Bestenliste ist sie inklusive der Frauen die schnellste im Land“, verrät ihr Trainer und ergänzt dabei, dass sie auch auf den Strecken von 2.000 Metern sowie 300 Metern eine ordentliche Leistung abrufen kann. „An letzterer Strecke arbeiten wir in diesem Jahr speziell, da Clara für die Deutsche Meisterschaft einen B-Wert braucht“, erklärt Baethge. Schiller selbst verliert aber auch ihre Lieblingsdisziplin nicht aus den Augen: „Auf den 800 Metern möchte ich dieses Jahr die 2:10 Minuten knacken“, verrät die ehrgeizige Läuferin. „Ich mag diese Strecke so, weil immer neue Gegner wieder Ansporn sind, neue Bestzeiten zu laufen.“
Im vergangenen Jahr hat sie dafür in jedem Fall den Grundstein gelegt. Im Winter sicherte sie sich über 800 Meter in der Halle den Landesmeister-Titel in ihrer Altersklasse und wurde bei den Mitteldeutschen Meisterschaften Zweite. Im Juli konnte sie dann einen großartigen Heimsieg feiern: Im heimischen Waldstadion in Haldensleben gewann sie ebenso die Landesmeisterschaft über 800 Meter in einer Zeit von 2:14,84 Minuten. Das war in ihrer Altersklasse zudem die zweitbeste Zeit deutschlandweit. Bei den Mitteldeutschen Meisterschaften im Mehrkampf sowie Landesmeisterschaften im Blockwettkampf, die kurz darauf in Halle an der Saale stattfanden, wurde sie zudem Siegerin. Sie lieferte mit 13,69 Sekunden über 100 Meter, 6:44,70 Minuten auf 2.000 Metern sowie 13,86 Sekunden über 80 Meter Hürden und 4,60 Meter Weitsprung sowie 36,47 Meter Ballwurf eindrucksvolle Ergebnisse ab.
Um diese Erfolge bestätigen zu können, trainiert Clara Schiller hart, was gegenwärtig durch die Corona-Beschränkungen sowie den jüngsten Wintereinbruch nicht unbedingt einfach war. Während die 14-Jährige normalerweise zwei bis drei Mal pro Woche in Haldensleben trainiert und in Heimarbeit weitere Einheiten drauflegt, konnte sie zuletzt nur zu Hause ihren Übungsläufen nachgehen. „Hartmut Baethge schickt mir immer einen Trainingsplan und ich sende ihm dann Ergebnisse und manchmal auch Videos, damit er mir Tipps zur Haltung geben kann, zurück“, erklärt die Schülerin.
Unterstützt wird das junge Talent von seinen Eltern, die zusammen mit den Eltern anderer Sportler oftmals Fahrgemeinschaften zum Training bilden. Denn ein Wechsel an die Sportschule nach Magdeburg kam für sie bisher nicht in Frage. „Das stand schon einmal im Raum, ich wollte aber noch nicht von zu Hause weg. Ich bin eben ein Kind vom Dorf“, sagt Clara Schiller. Da sie ihre sportlichen Gene aber von ihren Eltern hat – ihr Vater René war selbst Handballer und Crossläufer in Mieste, ist heute Rettungsschwimmer im Freibad – erhält sie so jede benötigte Unterstützung. „Ihre Eltern stehen zu 100 Prozent hinter ihr, sonst würde das alles nicht gehen“, bemerkt Hartmut Baethge.
Obwohl die 14-Jährige, die im vergangenen Jahr auch das „MDR Ass von Morgen“ wurde, mit Schule und Sport schon genug zu tun hat, kommen ihre Hobbys aber nicht zu kurz. „Ich gehe gern mit unserem Hund spazieren beziehungsweise bin generell viel in der Natur. So geht es mit dem Papa auch mal an die Elbe angeln, mit der ganzen Familie auf eine Radtour oder auch hoch zu Ross. „Als Kind bin ich geritten, bevor ich mich für die Leichtathletik entschieden habe“, verrät Schiller. „Der Trainer sieht es zwar nicht gern, doch auch heute mache ich das noch ab und zu.“ Kein Wunder, schließlich befindet sich direkt vor ihrem Elternhaus eine Pferdewiese.
Für die Zukunft macht sich Trainer Hartmut Baethge wenig Sorgen um seine talentierte Athletin: „Clara ist wirklich auf dem Boden geblieben.“ Nur so kann sie ihr Ziel, eines Tages einmal bei den Weltmeisterschaften zu starten, auch erreichen.