Schwimmen, WM Franziska Hentke vom SCM genießt nach dem Halbfinal-Aus allmählich ihre Bestzeit Schlechter Traum, schöne Wirklichkeit
Franziska Hentke vom SC Magdeburg wirft so schnell nichts aus der Bahn. Am Morgen nach dem Halbfinal-Aus bei der Schwimm-WM in Spanien klang sie aufgeräumt, wenngleich sich die Freude über ihre Bestzeit noch in Grenzen hielt.
Barcelona/Magdeburg l Ihre Mama Ulrike und ihr Bruder Sebastian haben von der Tribüne aus mit traurigem Blick auf eine ebenso traurige Franziska geschaut: als sie aus dem Wasser stieg, als sie die Badekappe von ihrem Kopf zog, als sie zur Mixed-Zone - dem Treffpunkt für Reporter und Athleten - ging. Im Palau Sant Jordi in Barcelona sind es vom Becken bis zum Mikrofon ja einige Meter, so konnte sich Franziska Hentke Gedanken machen, welche Worte zur sachlichen Analyse gesagt werden mussten. "Ich hatte mir zwei, drei Sätze zurechtgelegt", berichtete sie über ihren Weg zur TV-Kamera. Die zwei, drei Sätze sagte sie dann auch, ehe sie sich ganz ihren Emotionen hingeben konnte - nach dem Ausscheiden am Mittwochabend im Halbfinale der Weltmeisterschaft über die 200 Meter Schmetterling.
Am Donnerstagmorgen hätte sich die 24-Jährige vom SCM noch gewünscht, "ich würde aus einem schlechten Traum erwachen", aber dann schaute sie bei "Facebook" rein, und auf ihr Handy schaute sie außerdem. Unzählige Nachrichten hatte sie erhalten in den Stunden zuvor, "so viele Nachrichten wie noch nie, ich war total überrascht". Nachrichten mit tröstenden Worten und mit Worten des Lobes - selbst von den Malediven gesandt, dort weilt ihr ehemaliger Trainer Bernd Henneberg derzeit im Urlaub. Sie antwortete dann allen Fans via sozialem Internet-Netzwerk: "Ich bedanke mich für die vielen Glückwünsche und aufbauenden Worte, die mir geholfen haben, mich etwas mehr zu freuen!" Später am Telefon sagte sie: "Dadurch habe ich meine Leistung wirklich anders gesehen."
Ihre Leistung ist eine neue Bestzeit - die schöne Wirklichkeit. Die Uhr stoppte im Halbfinale für sie bei 2:07,87 Minuten. So schnell war sie noch nie, ihre alte Bestmarke (2:08,00) datierte aus dem Jahr 2009. Hentke kann sich wahrlich nicht vorwerfen, nicht alles gegeben zu haben - obwohl nur eine Hundertstelsekunde zur Finalteilnahme bei ihrer ersten WM gefehlt hatte.
Genau deshalb, sagte sie, "bin ich noch nicht so weit, um begeistert zu sein" über das Vollbrachte. Sie hat ihr Semifinale analysiert: Nach der letzten Wende "bin ich zu früh hochgekommen, dadurch hatte ich zwei Zehntelsekunden verloren - das habe ich sofort gemerkt". Die Wende selbst war besser als jene am Mittwochmorgen im Vorlauf, als sie bereits mit 2:08,51 Minuten einen Saisonbestwert aufgestellt hatte: "Ich hatte beim Ranschwimmen an die Wand meine Frequenz extrem reduziert, das ist noch das Problem."
Daran wird sie mit Bernd Berkhahn weiterarbeiten. Der Trainer, der im September 2012 das Amt von Henneberg übernommen hatte, genießt ihr volles Vertrauen. Hentke beschreibt es so: "Ich bin mit ihm vom ersten Tag an sehr gut klargekommen, was für mich auch auf menschlicher Ebene unheimlich wichtig ist. Unsere Zusammenarbeit funktioniert super, und wir werden daraus künftig die nächsten Früchte ernten."
Aber zunächst hat Franziska Hentke ihrer Mama Ulrike und ihrem Bruder Sebastian Barcelona gezeigt. Und sie werden lächelnd gestaunt haben, wie schön es dort ist.