Boxen SES-Athlet Pianeta singt deutsch
Singen oder nicht singen, Fratelli d`Italia oder deutsche Nationalhymne?
Für Francesco Pianeta sind das keine Fragen. Der SES-Boxer, der am
Sonnabend in Magdeburg um die WM im Schwergewicht kämpft, will mit Stolz
die dritte Strophe des Deutschlandliedes im Ring anstimmen.
Magdeburg l Es ist ein immer wiederkehrendes Phänomen. Pünktlich alle zwei Jahre vor EM oder WM diskutiert Fußball-Deutschland mit einem gewissen Eifer, ob die Nationalspieler die Nationalhymne mitsingen sollen oder nicht. Im Vorjahr schaltete sich sogar Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) in die Diskussionen ein und forderte vor der WM in Brasilien via "Bild" mehr Gesangseifer. "Die Spieler treten für Deutschland an. Ich würde mich freuen, wenn sie sich mit der Hymne zu ihrem Land bekennen."
Für Francesco Pianeta, Schwergewichts-Boxer aus dem Magdeburger SES-Stall und am Sonnabend Herausforderer in der Getec-Arena (Sat.1, live ab 22.45 Uhr) von WBA-Weltmeister Ruslan Chagaev (Usbekistan), ist der Fall klar. Obwohl er vor 30 Jahren im süditalienischen Corigliano Calabro das Licht der Welt erblickte und erst seit einigen Wochen auch im Besitz eines deutschen Passes ist, will Pianeta bei der Zeremonie vor dem WM-Fight die dritte Strophe des Deutschlandliedes von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben anstimmen. "Ich bin stolz, einen deutschen Pass zu haben. Ich habe auch schon geübt und lerne gerade den Text", verrät Pianeta.
Zwar fließt in Pianetas Adern italienisches Blut, aber eigentlich ist der Boxer ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Im Alter von sechs Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland. Das Boxen erlernte er beim Traditionsklub BC Erle, seine Liebe zum Fußball pflegt er als Präsident des Kreisligisten Grün-Weiß Heßler und kickt gelegentlich in der Traditionself von Schalke 04. Zusammen mit Frau Concetta und seinen Söhnen Luciano (9 Jahre) und Nico (7 Monate) lebt er in Gelsenkirchen. "Ich liebe Italien, aber ich bin hier aufgewachsen, arbeite und lebe mit meiner Familie hier. Deshalb war die deutsche Staatsbürgerschaft ein Herzenswunsch für mich", sagt Pianeta, der mit einem Sieg gegen Chagaev Sportgeschichte schreiben und erstmals seit Max Schmeling 1930 wieder einen WM-Titel in der "Königsklasse" des Boxens nach Deutschland holen könnte.
Sohn Nico wird den Kampf im Hotel verfolgen. "Ich habe ihm versprochen, den WM-Gürtel mitzubringen und ihm in die Hände zu legen. Das ist sein großer Wunsch, und den will ich ihm erfüllen", sagt Pianeta. Sein Vater, seine Frau und auch die Fußballer aus Heßler werden Pianeta dagegen am Ring unterstützen. "Mit denen würde ich hinterher sehr gerne einen Sieg feiern", sagt Pianeta. Ob auf der Feier auch italienisch gesungen wird, ließ sich Pianeta nicht entlocken.