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Handball „Sie hat viele verschiedene Talente“

Die Hecklingerin Christin Conrad wuchs in einer fußballbegeisterten Familie auf. Doch sie selbst schlug einen anderen Weg ein - mit Erfolg.

Von Tobias Zschäpe 10.05.2020, 23:01

Leipzig/Hecklingen l Zu den Ausnahmetalenten, die es aus dem Salzlandkreis nach oben geschafft haben, zählt unumstritten die Hecklingerin Christin Conrad. Am 2. Mai 1994 in Staßfurt geboren, wuchs sie in einer sportlichen Familie auf. Vater Thomas und Bruder Christian Conrad sind fußballbegeisterte und kreisweit bekannte Kicker.

So war es wenig verwunderlich, dass sich Christin zunächst ebenfalls im Fußball versuchte. Wobei „Versuch“ das falsche Wort ist und leicht missverstanden werden könnte. Denn auch mit dem Spielgerät am Fuß war Christin allen männlichen Mitspielern überlegen.

So war es wenig verwunderlich, dass die ersten Auszeichnungen nicht lange auf sich warten ließen. Bei der Mini-Weltmeisterschaft, einem Nachwuchsturnier für E-Jugendliche, welches der KFV Fußball Salzlandkreis parallel zum großen kontinentalen Turnier ausrichtet, wurde sie als beste Spielerin geehrt. Nebenbei und hauptsächlich bedingt durch ihre Grundschnelligkeit sammelte sie auch eine Medaille nach der anderen in der Leichtathletik.

Es folgte Sportart Nummer drei, das Handballspiel. Ähnlich, wie in ihren vorherigen sportlichen Aktivitäten stellten sich auch auf der Platte schnell die ersten Erfolge ein. Gemeinsam mit ihren Mannschaftskollegen vergrößerte sie ihre Medaillensammlung in der Folge immer mehr und zog so das Interesse etlicher Sportschulen auf sich.

Nachdem sich immer mehr abzeichnete, dass sie im Handball ihre Berufung gefunden hatte, ging sie ab ihrem zehnten Lebensjahr auf das Sportinternat in Magdeburg. Dabei spielte sie erstmals aktiv für den renommierten Hauptstadtclub SC Magdeburg, welchem sie fünf Jahre treu blieb. Doch mit 15 Jahren wechselte sie schließlich in das Sportinternat in Leipzig.

Hier sollten sich mit den Jugendteams des HC Leipzig die ersten großen und überregionalen Erfolge einstellen. Mehrfach holte sie den Deutschen Meistertitel in den verschiedenen Nachwuchsmannschaften. Doch die erfolgreiche Zeit war nicht immer leicht für sie, wie sich ihr Vater Thomas Conrad zurückerinnert. „Es war natürlich schwer, sie nach einer gemeinsamen verbrachten Zeit immer wieder gehen zu lassen und sie für mindestens eine Woche nicht zu sehen. Da gab es schon die eine oder andere Träne. Aber das hat sie auch stärker und zu der erfolgreichen Sportlerin gemacht, die sie heute ist.“

So ließen die Berufungen in die deutschen Jugendnationalmannschaften nicht lange auf sich warten. Erst eine schwere Verletzung auf dem Weg in die U 17-Auswahl konnte Christin stoppen. 2015 folgte schließlich der Wechsel in den Seniorenbereich nach Zwickau. Hier beim BSV Sachsen spielte die inzwischen 20-Jährige zum ersten Mal in ihrer Karriere in der 2. Bundesliga.

Nach drei Jahren im südwestlichen Sachsen ging sie 2018 freiwillig den Schritt zurück in die 3. Liga. Sie zog zurück in ihre Wahlheimat nach Leipzig und spielte fortan für den SC Markranstädt. Auch hier wusste sie zu überzeugen und traf im Saisonverlauf 49 Mal, was sie in der mannschaftsinternen Torjägerliste auf den dritten Rang katapultierte. Es schien wie der Anfang einer Erfolgsgeschichte beim Leipziger Vorortverein, wäre nicht der kurzfristig zwischen Markranstädt und dem HC Leipzig vereinbarte Wechsel zum Messestadtverein „dazwischengekommen“.

Bei diesem sieht Christin Conrad nun ihre Zukunft. Sie ist in der Mannschaft angekommen und als feste Größe in die Leipziger Mannschaft integriert. Doch was, wenn ihre Leistungen das Interesse von höherklassigen Clubs wecken sollte? Vater Thomas, welcher inzwischen Präsident des HCL ist, sieht diesem Szenario gelassen entgegen. „Christin bekommt jedes Jahr Angebote aus der ersten Liga, aber sie geht nicht weg von ihrem Papa“, sagt dieser mit einem Augenzwinkern.