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Boxen Bösel bald auch regulärer Champ?

Mit zwei WM-Gürteln öffnen sich für Dominic Bösel jetzt die Türen für die ganz großen Kämpfe im Halbschwergewicht.

Von René Miller 19.11.2019, 00:01

Magdeburg l Mit einem grandiosen K.o.-Sieg boxte sich Dominic Bösel am Sonnabend in der Messe-Arena von Halle in die oberste Liga seiner Gewichtsklasse. Gegen den Schweden Sven Fornling holte sich der 30-Jährige den WM-Gürtel der IBO und ist neuer Interims-Weltmeister der WBA. Was das für den Halbschwergewichtler aus dem SES-Boxstall bedeutet, wird sich vielleicht sogar schon Ende des Jahres zeigen. Da könnte Bösel in der WBA vom Interims- zum regulären Weltmeister aufrücken und seinen Sieg sogar noch vergolden.

Denn der hinter Super-Champion Dimitri Biwol (Russland) geführte Kanadier Jean Pascal bestreitet am 28. Dezember einen WBC-Ausscheidungskampf gegen Badou Jack (Schweden). Und weil er in diesem Fight nicht seinen WBA-Titel verteidigt, gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die WBA ihm den Titel aberkennt und Bösel ganz nach oben setzt.

Der Freyburger beschäftigt sich mit diesen ganzen Themen aber noch nicht. „Ich muss erst einmal richtig sacken lassen, was das passiert ist“, erklärte Bösel und freut sich auf seinen wohlverdienten Urlaub. SES-Promoter Ulf Steinforth wird dagegen schon mal den Markt sondieren und die ersten Möglichkeiten durchspielen. Steinforth: „Wir sitzen jetzt mit am ganz großen Tisch. Das ermöglicht natürlich ganz andere Kämpfe.“ Und Börsen. Beim Duell gegen Fornling soll es schon um einen Betrag im niedrigen sechsstelligen Bereich gegangen sein. Für einen Weltmeister sind künftig auch Börsen in Millionenhöhe drin. Einen ganz großen Traum, den er sich davon verwirklichen will, gibt es aber nicht. Bösel: „Auch das lasse ich alles auf mich zukommen und werde auch dann nicht übertreiben. Bisher habe ich mein Geld in Immobilien angelegt und fahre damit ganz gut.“

Als fast ausgeschlossen gilt auch, dass sich der Mensch Dominic Bösel verändern wird. Bodenständigkeit ist für ihn oberstes Gebot. „Deshalb ist es auch ganz wichtig, dass wir das Training nach Halle verlagert haben und er immer nach Hause kann“, erklärt Trainer Dirk Dzemski. Sogar in der Nacht vor dem Kampf hatte Bösel auf das Hotel verzichtet und lieber im heimischen Bett geschlafen. Mit Freundin Luisa war er auch in der Nacht nach dem Fight zurück nach Freyburg gefahren. Der heimische Kosmos ist ganz wichtig für sein Wohlbefinden.

Ein wichtiges Puzzle auf dem Weg zum Weltmeister sind auch die Trainingseinheiten in der Leipziger Median-Klinik. Bösel: „Dort habe ich viel für die Beweglichkeit und Schlagkraft getan.“ Was gegen Fornling auch ganz schnell im Gesicht seines Gegners deutlich wurde.

Und Vater Bernd verrät: „Er hat auch in der Beweglichkeit unheimlich zugelegt. Wenn er bei uns in Freyburg trainiert, dann macht er Übungen, an die früher nicht zu denken war.“ Gut getan hat unterm Strich auch die einjährige Trennung von Dzemski. „Die Zusammenarbeit ist jetzt viel bewusster“, erzählt Dzemski, für den das Potential seines Schützlings noch lange nicht ausgeschöpft ist. „Die Diskussionen darüber, ob es auch gegen die absoluten Top-Leute in dieser Gewichtsklasse reicht, kann ich nicht verstehen. Dominic hat seine Klasse bewiesen und gegen jeden eine Chance“, legt sich der 47-Jährige fest und freut sich schon auf die größeren Namen.

Zunächst einmal dürfte Bösel seine Titel freiwillig verteidigen. Und wenn bei der WBA die Pflicht ruft, dann ist mit Gegnern wie Joshua Buatsi (Ghana), Blake Caprello (Australien) oder den US-Kämpfern Jesse Hart, Marcus Browne oder Charles Foster zu rechnen. Möglich ist im nächsten Jahr auch ein Duell gegen den Sieger des Kampfes zwischen Pascal und Jack. Steinforth: „Da ist jetzt vieles möglich. Spannend wird auch sein, wie der Kampf von Dominic in den USA ankam. Durch die Live-Übertragung von ESPN hat er auch dort Werbung für sich gemacht.“