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Schwimmen Wellbrocks schönste Geschichte

Florian Wellbrock vom SC Magdeburg hat beste Chancen, bei der EM seinen bislang größten Erfolg im internationalen Becken zu feiern.

Von Daniel Hübner 01.08.2018, 09:10

Magdeburg l Im Sealife in Speyer, nahe Heidelberg gelegen, darf der gemeine Landbewohner beeindruckende Fische beobachten. Ob niedlich oder kantig, in überdimensional großen Aquarien gibt es viel zu bestaunen. Auch Florian Wellbrock hat das neulich getan, und es hat ihm gut gefallen, berichtete der Schwimmer vom SC Magdeburg. Allerdings war der Sinn seines Besuches gar nicht die Entdeckung des Lebens im Ozean. Florian Wellbrock hat dort ein Interview für den Hessischen Rundfunk gegeben – gemeinsam mit Sarah Köhler von der SG Frankfurt, seiner Freundin.

Schöne Geschichten des Sports schreibt auch die Liebe. Das war bei den einstigen Superstars Paul Biedermann und Britta Steffen, dem Schwimm-Traumpaar schlechthin, nicht anders. Beide haben längst ihre Beziehung und auch ihre Karrieren beendet. Mit Köhler und Wellbrock haben sich schon vor über einem Jahr ihre Erben gefunden. Wenngleich die Medien mit ihnen weitaus behutsamer umgehen als mit ihren Vorgängern. Noch jedenfalls.

Aber das kann sich bereits nach der Europameisterschaft in Glasgow (Schottland/3. bis 12. August) ändern. Sofern beide eine Medaille gewinnen. Und dafür stehen die Chancen nicht schlecht. Köhler, 24 Jahre, ist die derzeit beste Europäerin über 800 Meter Freistil, Wellbrock, 20, der beste Europäer über 1500 Meter Freistil.

Für diese Liebe hat offenbar auch Bundestrainer Henning Lambertz ein großes Herz. Köhler und Wellbrock werden sich bei der EM nämlich nicht nur gegenseitig unterstützen, sie werden sich auch ein Hotelzimmer teilen, was nicht selbstverständlich ist. „Wir sind alt genug“, entgegnete der Magdeburger, „wir wissen, warum wir in Glasgow sind.“ Für alles nämlich, was glänzt.

Im Jahr 2018 hat Wellbrock aber auch sportlich eine schöne Geschichte geschrieben. Er ist seit April, seit seinen famosen Rennen in Stockholm, deutscher Rekordler über die 800 Meter (7:46,85 Minuten) und 1500 Meter (14:40,69). Über die längere Distanz hat er die 27 Jahre alte Bestmarke von Jörg Hoffmann (Potsdam) um knapp elf Sekunden gebrochen.

Das weckt natürlich auch Erwartungen an sich selbst. Das A-Finale soll es schon sein. Mit Topathleten wie Gregorio Paltrinieri aus Italien, dem Europarekordler (14:34,04), will er dort mitschwimmen. Dass dieser aktuell in der kontinentalen Jahres-Rangliste nur Zweiter hinter Wellbrock ist, davon will sich der Schützling von Trainer Bernd Berkhahn nicht blenden lassen. „Auf Statistiken verlasse ich mich nicht. Paltrinieri ist diese Zeiten schon öfter geschwommen. Und ich bin mir sicher, dass er zur EM in Topform sein wird“, sagte der angehende Immobilienkaufmann.

Seine eigene Form war ihm im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada (Spanien) zuletzt ein bisschen abhanden gekommen. Die Zeiten bei den Einheiten „waren jedenfalls nicht so, wie sie sein sollten“, so Wellbrock. „Erst in den letzten Tagen wurde es dort besser.“ In den letzten Tagen vor der deutschen Meisterschaft in Berlin, wo er den Titel über 800 (7:51,85) und 1500 Meter (15:08,45) gewann. Und zwischen den Wettkämpfen trainierte.

„Ich habe da nicht nur von A nach B gebadet“, berichtete Wellbrock. „Zwölf bis 14 Kilometer an den Zwischentagen hat er trainiert“, bestätigte Coach Berkhahn: „Er war jedenfalls nicht erholt bei den Meisterschaften und nach dem letzten Wettkampf entsprechend fertig.“

Bis zum gestrigen Dienstag hat Wellbrock mit dem Team des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) noch am Stützpunkt in Heidelberg trainiert, ehe sich die Athleten auf den Weg nach Glasgow begaben. Dort wird der Magdeburger nicht nur im Tollcross International Swimming Centre die Beckenwettbewerbe bestreiten, er wird außerdem im Freiwasser-Team über 4 x 1,25 Kilometer antreten. „Für mich ist es eine Ehre, im Freiwasser starten zu dürfen, obwohl ich mich für die Wettbewerbe nicht qualifiziert habe“, erklärte Wellbrock.

Zu dieser Staffel gehört übrigens auch Sarah Köhler. Wenn sie dann auch noch zusammen eine Medaille gewinnen, wäre das womöglich die schönste Geschichte.