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Biathlon Der Hoffnungsträger

Danilo Riethmüller aus Hasselfelde hat bei seiner ersten Nachwuchs-WM dreimal Bronze gewonnen und damit Hoffnungen genährt.

Von Daniel Hübner 16.03.2017, 00:01

Magdeburg l Zuerst hatten seine Eltern die „glorreiche Idee“, ihren Sohn auf zwei Bretter zu stellen. Damals fand Danilo Riethmüller Fahrradfahren eigentlich schicker, das war für den Grobmotoriker noch der bessere Sport. „Skifahren“, sagt er nämlich lächelnd, „hat ja was mit Geschicklichkeit zu tun.“ Aber dieses Geschick hat er erst für sich entdeckt und dann nach und nach verfeinert. Zugleich ist damit sein Ehrgeiz gewachsen. Und als noch das Schießen hinzukam, da wusste Familie Riethmüller aus Hasselfelde im Harz: Unser Junge wird ein Biathlet.

Inzwischen gibt es viele Bilder von Siegerehrungen, bei denen er auf dem obersten Podest steht. Neben unzähligen nationalen Erfolgen holte er zum Beispiel bei den Olympischen Jugendspielen 2016 in Lillehammer Silber mit der Mixed-Staffel. Den bislang größten Erfolg feierte er bei der jüngsten Weltmeisterschaft in Osrblie, als er jeweils Bronze in der Verfolgung und im Einzel der Jugend (Altersklasse 17/18) und in der Juniorenstaffel (Ak 19/20) gewann. „Das war meine erste WM, und ich bin stolz auf meine Leistungen“, betont Riethmüller, der als Jüngster des deutschen Aufgebotes in der Slowakei angetreten war.

Wenn der 17-Jährige über seine junge Laufbahn erzählt, klingt das wie die Geschichte eines Zufalls. Na gut, als echter Harzer muss Skifahren wohl sein. Aber „eines Tages habe ich mal die Biathleten beim Schießtraining auf dem Sonnenberg (Landesleistungszentrum der Biathleten/d. Red.) beobachtet“, erzählt er. „Ich dachte: Das könnte ich auch mal machen. Ich habe zwar nichts getroffen, muss aber meine Spuren hinterlassen haben.“ Die waren sogar so tief, dass sich Riethmüller mit zwölf Jahren an der Realschule am Bundesstützpunkt in Claus-thal-Zellerfeld auf der Westseite des Harzes wiederfand. Derzeit lernt er für die Abschlussprüfungen zur zehnten Klasse. Mit einer Ausbildung bei der Bundespolizei soll es für ihn danach weitergehen.

Clausthal-Zellerfeld ist auch die Heimat von Arnd Peiffer. Als Riethmüller am vergangenen Sonnabend über seine Erfolge berichtete, lief Peiffer beim Weltcup in Kontiolahti (Finnland) gerade zum Sieg im Verfolger. Den 29-Jährigen und den viermaligen Olympiasieger Sven Fischer nennt Riethmüller seine Vorbilder. Es gibt noch weitere Athleten, die ihn beeindrucken: zum Beispiel die aktuell dominierenden Martin Fourcade (Frankreich) und Laura Dahlmeier (Partenkirchen). „Man kann aber nicht alle lieben“, erklärt er lachend und mit funkelnden braunen Augen.

So ist Riethmüller, der seine Freizeit mit Freundin Franziska verbringt, der Motocross fährt oder angelt: immer einen kessen Spruch auf den Lippen, aber zu den Höhepunkten voll fokussiert. Bei der WM unterliefen ihm im Einzel nur vier Fehler, das ging schon schlechter in der Vergangenheit. „Ich habe gemerkt, dass mir das Einzel liegt“, so Riethmüller. „Ich kann das Tempo halten und habe bei mehreren Schießeinlagen eben eine gute Chance, vorne zu landen.“ Trotzdem bleibt Schießen „der größte Faktor“, an dem er arbeiten muss.

Weit nach vorn soll es auch in Zukunft gehen. Niedersachsens Landestrainer Rico Uhlig überlegt, Riethmüller zur neuen Saison in die Junioren hochzuziehen – gerade aufgrund seines Abschneidens bei der WM, wo er zu den Stärksten in der Loipe zählte. Damit hat sich auch die „glorreiche Idee“ der Eltern voll ausgezahlt. Riethmüller hat derweil ein viel größeres Ziel ins Auge gefasst: die Winterspiele 2022 in Peking.