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Steiner im Ungewissen: "Weiß nicht, was mich erwartet"

05.08.2012, 10:25

London - Inge Posmyk reist extra zum Wettkampf ihres Mannes nach London. Am Dienstag fiebert sie in der Südhalle 3 des Messekomplexes ExCeL mit, wenn Matthias Steiner in der Entscheidung der superschweren Gewichtheber wieder für einen unvergesslichen olympischen Moment sorgen will.

Doch auch der Peking-Olympiasieger selbst weiß nicht genau, was Sache ist. "Das Feld ist eng wie lange nicht mehr", meinte Steiner, "ich weiß nicht, was mich erwartet." Der Vize-Europameister hat sich nach dem komplizierten Anriss der Quadrizepssehne zwischen Knie und Oberschenkel im vergangenen Jahr in Windeseile eine Art Not-Form zugelegt. "Ich bin in halbwegs guter Verfassung hergekommen", sagte der für den Chemnitzer AC startende Heidelberger. Drei grippale Infekte, Schulter- und Handverletzungen und ein Unfall im Trainingskeller auf dem Herzogenhorn, bei dem er bewegungsunfähig per Trage aus dem Kellerfenster gehievt und ins Krankenhaus gebracht werden musste, haben seine Olympia-Vorbereitung immer wieder zerhackt und ihn um Wochen zurückgeworfen.

Steiner weiß, dass eine Hand voll Athleten vor ihm steht: der Iraner Behdad Salimikordasiabi, der schon 451 Kilogramm in diesem Jahr bewältigte, dessen Landsmann Sajjad Anoushiravani Hamlabad, der Russe Ruslan Albegow und der Ukrainer Artem Udachin. Sie alle haben mehr geschafft als der Deutsche. Gemeldet hat der 29-Jährige dennoch mit erstaunlichem Eröffnungswert von 445 Kilogramm im Zweikampf. Eine Menge Holz für jemanden, der in diesem Jahr nur 424 Kilo als Bestwert zu stehen hat.

Bei Olympia in Peking hatte der Hüne 461 Kilogramm in die Höhe gewuchtet. "Ich muss von unten angreifen. Ich bin nicht in der Verfassung von Peking", sagt der gebürtige Österreicher. Seine einstigen Gold-Pläne hat er schon vor langem aufgegeben, aber eine der anderen Medaillen zu ergattern, dieser Gedanke treibt ihn um.

Falls es Steiner aufs Podest schafft, weiß Ehefrau Inge Posmyk, was nicht passieren wird. Ein Foto von ihr oder Söhnchen Felix wird nicht zu sehen sein. "Das würde ihm auch keiner abnehmen. Das mit Susi war etwas Einmaliges. Das soll es auch bleiben", sagte Posmyk der "Welt am Sonntag". Die Geste, als Steiner bei der Siegerehrung in Peking das Foto seiner bei einem Autounfall getöteten ersten Ehefrau Susann in die Kameras gehalten hatte, rührte Millionen Menschen - und machte ihn zu einem der bekanntesten Olympiasieger weltweit. In London ist nach den verletzungsbedingten Widrigkeiten im Vorfeld allein schon seine Teilnahme ein Erfolg.