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Rudern: Bertram und Eichner starten bei der WM in Bled im Zweier mit Steuermann Umstieg mit Effekt: "Da hat sich was entwickelt"

Von Daniel Hübner 24.08.2011, 06:36

Ratzeburg. Zu beneiden ist Frederik Böhm jedenfalls nicht. Der Junge aus Essen hatte die Aufgabe, sich von vielleicht fünf Kilo, die eine Krankheit mit sich brachten, zu befreien. Böhm kam also ins Trainingslager nach Ratzeburg und musste Übergewicht abbauen, damit auch er die überraschende Berufung in ein Weltmeisterschaftsboot wahrnehmen kann. Böhm soll René Bertram vom SC Magdeburg und Florian Eichner vom HRV Böllberg ab dem kommenden Montag bei den Titelkämpfen im slowenischen Bled zum Sieg schreien. Denn Böhm ist der Steuermann.

Die Begründung, warum diese Besatzung nun in einer nicht-olympischen Disziplin an den Start gehen darf, klingt etwas arg lapidar. "Dann müssen wir nicht draußen rumstehen", sagt Bertram, der wie Eichner zudem als Ersatzmann für den Achter mitfährt. Allerdings war es nun auch kein Selbstverständnis, dass die beiden um eine Medaille kämpfen werden. Es gab vielmehr Bedenken bei den Verantwortlichen des Deutschen Ruderverbandes (DRV), dass sie, sollte tatsächlich im Achter jemand ausfallen, nicht über die entsprechende Kraft verfügen, das deutsche Aushängeschild zum nächsten Sieg zu steuern. "Wir mussten um den Start schon kämpfen, andere hätten das Boot auch fahren können", sagt Bertram. Aber Eichner und er haben auf den Zeitplan der WM verwiesen, und da es in dem keinerlei Überschneidungen gibt zwischen den Bootsklassen, hatte der DRV ein Einsehen. Wohl auch, weil Bertram und Eichner dem olympischer Zweier ohne mit Felix Drahotta und Maximilian Munski beim letzten Weltcup in Luzern Paroli bieten konnten und mit Rang acht nur einen Platz hinter Drahotta/Munski einkamen.

Bis zum kommenden Montag muss Frederik Böhm damit sein Gewicht auf 55 Kilogramm geschrumpft haben, deshalb "müssen wir ihn beim Essen kürzer halten", berichtet Bertram mit einem Lächeln. Denn das ist das Idealgewicht für das Boot, und mehr Gewicht ist wiederum ideal für den Rhythmus der Ruderer, weil das Boot stabiler im Wasser liegt. "Für uns ist das eine ganz neue Erfahrung", sagt der 30-jährige Bertram. "Der Kraftaufwand ist größer." Grundsätzlich bleiben sie einen bis zwei Schläge pro Minute unter der durchschnittlichen Frequenz im Zweier ohne. Aber dass sich der kurzfristige Umstieg auch effektiv auf die olympische Klasse auswirkt, haben sie bereits festgestellt. "Da hat sich etwas entwickelt, das ist der richtige Weg", erklärt Bertram, und er meint den Weg nach Olympia 2012 in London.

Vom Trainingslager in Ratzeburg geht der Weg zunächst nach Bled. Auch für Mathias Rocher vom SC Magdeburg. Er ist der Ersatzmann für die Skuller-Großboote. Sein Zweier-Partner der Saison, Hans Gruhne aus Potsdam, ist indes aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalls von Eric Knittel (Berlin) in den WM-Zweier gerutscht - wie zuletzt in Luzern, wo er mit Stephan Krüger aus Rostock Platz zwei belegte.