Fußball-Landesklasse, Staffel I SV Germania Güsen - FSV Borussia Genthin 2:2 (0:0) Von euphorisch zu traurig in 540 Sekunden
Güsen/Genthin l Kreisderby, Abstiegskampf, Prestigeduell - die Partie zwischen Germania Güsen und Borussia Genthin in der Fußball-Landesklasse, Staffel I, barg jede Menge Brisanz und hielt - dank einer grandiosen Aufholjagd der Borussen -, was sie versprach. Am Ende trennten sich beide Teams 2:2 (0:0)-remis.
Als Robert Schüßler nach einem Eckball von Christian Vormeister in der 74. Minute aus dem Gewühl heraus zum 2:0 einschob, streckte Aushilfskeeper Enrico Sekat die Arme gen Himmel, Germania-Trainer Hartmut Kober fiel seinem Torschützen um den Hals, die Revanche für die 0:3-Hinspielpleite war geglückt. Nur neun Minuten nach dem 1:0 durch Tobias Pohl, der bei seiner Bogenlampe Gästekeeper Tobias Karbe alt aussehen ließ (65.), schien die Partie entschieden.
Doch - und jetzt heißt es als Germania-Anhänger tapfer sein - die Borussen benötigten ebenfalls nur jene 540 Sekunden, um den großen Jubel in ebenso große Enttäuschung umzuwandeln. Wer konnte es Germania-Trainer Hartmut Kober da verübeln, nach Schlusspfiff den Grund für die zwei verschenkten Zählern an eben jenes Zustandekommen des 1:2-Anschlusstreffers zu knüpfen. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir wurden wieder einmal verpfiffen. Das war kein Elfmeter", hatte Güsens Coach eine deutliche Meinung zur Entscheidung von Schiedsrichter Stefan Dehmel in der 77. Minute. Bei einem Klärungsversuch sprang Willy Buchheim der Ball unglücklich an die Hand. Dehmel zögerte keine Sekunde und zeigte auf den Punkt. FSV-Kapitän Kevin Wolf ließ Sekat keine Chance und traf zum 1:2. "Im Anschluss hat die Mannschaft Moral bewiesen, so dass man am Ende mit dem Punktgewinn zufrieden sein muss", so FSV-Trainer Bernd Schmidtchen.
Seine Elf, die ebenso wie die Hausherren in der ersten Hälfte zwei gute Chancen ungenutzt ließ, in Sachen Zweikampfhärte jedoch immer wieder das Nachsehen hatte, profitierte in der Schlussphase vom Kräfteverschleiß der Güsener - oder wie Kober vermutete: "Vielleicht haben sich die Jungs zu sicher gefühlt." So war es Patrick Harendt, der besagte neun Minuten nach dem Anschlusstreffer nach einem Freistoß zum 2:2 ausglich (86.).
In einem "von beiden Teams taktisch gut geführten Derby", wie Schmidtchen befand, verspielten die Germanen also noch den Sieg. "Wir hatten wieder einmal kein Glück, hatten vor allem in der ersten Hälfte mehr vom Spiel", so Kober. Trauriger Höhepunkt aus Sicht der Gastgeber war die Ampelkarte gegen Vormeister kurz vor Ende der Partie.
Er wird damit ebenso wie Kapitän Robert Schüßler (berufsbedingt) am Mittwoch fehlen, wenn die Güsener im zweiten Derby binnen fünf Tagen um 18.30 Uhr Schlusslicht SV 90 Parey empfangen. "Ich gebe nicht auf, habe mir gestern noch einmal die Tabelle angeschaut. Für uns ist noch alles möglich", so Kober - sowohl in Sachen Jubel als auch Enttäuschung.
Germania Güsen: Sekat - T. Lamprecht, Schüßler, Huth, Pohl, E. Kopp, C. Vormeister, Elsner, Buchheim, Dietert, C. Kopp
Borussia Genthin: Karbe - Bräse, Riehn, Harendt, Wolf, Kemper, Titze, Thiede, Dietert, Zander, Dieckmann