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Gewichtheben,Bundesliga Wolfgang Weber, sportlicher Leiter des SSV Samswegen, bilanziert die Saison 2011/12 "Werfen nicht das Handtuch, hoffen auf kluge Reform"

24.03.2012, 03:20

Die 20. Saison des SSV 1884 Samswegen in der Gewichtheber-Bundesliga brachte für das "Stärkste Dorf der Welt" erstmals nur Niederlagen. Weshalb die Bördeheber dennoch den Kopf nicht in den Sand stecken, erfuhr Volksstimme-Redakteur Klaus Renner von deren sportlichem Leiter Wolfgang Weber.

Volksstimme: Herr Weber, geht diese Saison ohne Sieg spurlos an Ihnen vorbei?

Wolfgang Weber: Keinesfalls. In unseren 20 Bundesligajahren ist uns so etwas noch nie widerfahren. Da macht man sich schon seine Gedanken.

Volksstimme: Die da wären?

Weber: Wir werden nicht das Handtuch werfen, stehen finanziell auf gesunden Beinen und richten unseren Blick nach vorn auf die kommende Saison.

Volksstimme: Gab es dennoch in der zurückliegenden Saison Lichtblicke?

Weber: Unser Albaner Ervis Tabaku war der richtige Einkauf. Er hat sich in Europas Spitze etabliert und ist mit Abstand unser Punktbester. Positiv vermerken möchte ich auch, dass immerhin sechs Eigengewächse im Einsatz waren. Ohne sie wäre die Bundesliga für uns nicht möglich gewesen. Nico Krüger hat nach monatelanger Verletzung wieder sein altes Niveau erreicht. Florian Altmann muss nach seiner Gewichtszunahme jetzt mit erhöhten Lasten nachziehen.

Volksstimme: Gehen wir ins Detail: Welche sportlich bemerkenswerten Ergebnisse gab es dennoch?

Weber: Markus Krümmer glänzte in seiner zweiten Saison für uns mit Stabilität und Kontinuität. Er hat fünf Kilo zugenommen, um Lasten über 190 kg bewältigen zu können. Für nächste Saison hat er sich die Schallmauer von 200 kg vorgenommen. Sein Problem ist allerdings, dass er in Leipzig allein trainiert. Gerade in der technisch anspruchsvollen Disziplin Reißen fehlt da doch mal der helfende Rat eines Trainers.

Volksstimme: Ihre Mannschaft war wegen Verletzungen nur in der Endphase komplett. War vielleicht doch mehr möglich?

Weber: Platz eins in unserer Nordgruppe hatte der AC Chemnitz abonniert. Aber in den Kampf um den zweiten Platz hätten wir sehr wohl eingreifen können.

Volksstimme: Wie ist es um den Berliner Thomas Hoog bestellt, der schon seit 2003 für Samswegen hebt?

Weber: Thomas hat wegen seiner langwierigen Schulterverletzung in der zu Ende gegangenen Saison keinen Wettkampf absolviert. Seine rund 140 Punkte hatten wir für Platz zwei fest eingeplant. Sie fehlten uns schmerzlich. Wir werden ihm keinen neuen Vertrag anbieten, es sei denn, er weist eine Leistung von 120 Punkten nach. In diesem Fall würden wir über eine Vertragsverlängerung nachdenken.

Volksstimme: Im September beginnt die neue Saison. Zeichnet sich das Samsweger Aufgebot schon ab?

Weber: Fakt ist: Alle Verträge mit unseren Hebern laufen aus. Bis auf Hoog werden wir alle weiter an uns binden. Alle haben Zustimmung signalisiert. Ansonsten dreht sich das Personalkarussell. Wir haben mehrere Anfragen von Aktiven und sind dabei, sie zu sondieren. Schließlich endet die Wechselfrist erst am 15. Juni.

Volksstimme: Von einer dreigleisigen wurde die Bundesliga erst vor drei Jahren auf eine zweigleisige reduziert. Jetzt steht zu erwarten, dass der am 21. April tagende Bundesliga-Ausschuss eine erneute Reform beschließt. Wie stehen Sie dazu?

Weber: Dieser Ausschuss ist ein Problem an sich. Da an dieser Sitzung die Vertreter aller Erst- und Zweitligisten teilnehmen und das Gewichtheben traditionell im Südwesten und Süden Deutschlands viel stärker vertreten ist als im Norden und Osten, befürchte ich, dass es eine nur eingleisige 1. Bundesliga geben könnte. Das würde für uns weite Wettkampfreisen nach Speyer, Obrigheim, Roding oder Durlach bedeuten. Wir hofen auf eine kluge Reform und befürworten die Fortführung der zweigleisigen 1. Bundesliga - vielleicht mit sieben Mannschaften in einer Nord- und einer Südstaffel. Maßgebend sind dafür ausschließlich finanzielle Erwägungen.