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DOSB Studie: 67 Prozent der Spitzenverbände fürchten um Existenz

Die neue Studie des Deutschen Olympischen Sportbundes zu den Corona-Schäden des deutschen Sports ist ein weiteres Warnsignal. Der Mehrheit der Spitzenverbände steht demnach ein großer Kampf um die Existenz bevor.

Von Andreas Schirmer, dpa 13.10.2020, 14:11

Frankfurt/Main (dpa) - Die Angst vor einem finanziellen Kollaps in der Pandemie wird im deutschen Sport immer größer.

Laut einer vom Deutschen Olympischen Sportbund in Auftrag gegebenen neuen Studie zu den "Corona-Schäden für Sportdeutschland" schätzen beim Anhalten der Krise die Hälfte der DOSB-Verbände bis Ende 2021 ihre Existenz als gefährdet ein. Bei den Spitzenverbänden ist die Furcht sogar noch viel ausgeprägter: 67 Prozent von ihnen fürchten auf der Strecke zu bleiben. "Da liegt die Quote derer, die sagen, wir sind auf der absolut sicheren Seite nach heutiger Einschätzung nur noch bei einem Drittel", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann der Deutschen Presse-Agentur.

Die Ergebnisse der Studie zur Lage der Verbände sei "nur ein Puzzlestein des Gesamtbildes der Schäden" im organisierten Sport. Es gebe zudem noch die Sicht der Athleten, Vereine, Stützpunkte oder der Veranstalter. Bei dieser zweiten Erhebung - nach der im Mai/Juni - durch die Wirtschaftsprüfer von Deloitte, an der 44 von 112 DOSB-Mitgliedsorganisationen teilnahmen, stehen die besonders von Veranstaltungen abhängigen Verbände und ihre absehbaren Schäden im Blickpunkt.

Je nach Limitierung der Zuschauer müssen sie in diesem Jahr mit einem Ertragsrückgang von insgesamt rund 148 bis 162 Millionen Euro rechnen. Der größte Anteil entfällt auf Sponsoring (minus 25,1 bis 28,6 Millionen) und Ticketing (22,2 bis 26,0). Dem gegenüber stehen Einsparungen durch Absagen von Großveranstaltungen, Personal- und Reisekosten oder Fördermaßnahmen von rund 108 bis 124 Millionen Euro.

Daraus ergibt sich auf den ersten Blick ein eigentlich nicht so bedrohliches Defizit von rund 40 Millionen Euro. Dieses könnte aber laut Hörmann "verdammt viel sein" für die meisten Verbände, zumal dies nur die aktuelle Schätzung sei. "Es deutet vieles darauf hin, wenn wir in wenigen Monaten in die nächste Evaluierung dieser Befragung gehen, dass die Schäden von Mal zu Mal deutlich größer werden", sagte der DOSB-Chef. Das könne dazu führen, dass Verbände von heute auf morgen zahlungsunfähig sein würden. "Fachverbände, die ausreichend Rücklagen haben, um solche Situation zu überstehen, kann man an einer Hand abzählen", meinte Hörmann.

Außerdem sei die Situation bei den Verbänden völlig unterschiedlich. So könnte das dicke Ende für den Deutschen Skiverband und andere Wintersportverbände noch kommen. Der DSV veranstalte praktisch Weltcup um Weltcup. "Er hat damit natürlich ein völlig anderes Chancen- und Risikoprofil wie ein Verband, der selbst keine oder so gut wie keine Veranstaltungen umsetzt", argumentierte Hörmann.

Das Corona-Soforthilfeprogramm des Bundes für die Clubs der professionellen und semiprofessionellen 2. und 3. Ligen mit einer Fördersumme von 200 Millionen Euro ist bisher nicht so genutzt worden wie erwartet. Zuviel Bürokratie und zu komplexe Ausführungsbestimmungen sind Gründe dafür. Laut eines Berichts der "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung" hätten bis Montag bisher 56 Proficlubs Anträge gestellt und knapp 16,9 Millionen Euro beantragt. Diese Zahlen stammten vom Bundesverwaltungsamt in Köln. Der DOSB bemüht sich nun, das auf 2020 befristete Programm auf 2021 auszuweiten.

Hörmann, der schon früh vor den Corona-Folgen für den Sport warnte und sogar einen Milliarden-Schaden prognostizierte, sieht sich durch die neue Studie und die aktuelle Lage bestätigt. Seine "Sorgenfalten nehmen eindeutig weiter zu", sagte der 60 Jahre alte Manager. Die kommenden Jahre würden "sehr stark davon geprägt sein, wie wir es schaffen, wirtschaftlich, strukturell und personell zu überleben".

Von der Politik erwarte er nicht nur Hilfe für den Sport, sondern auch für die Kultur oder soziale Bereiche. "All diese Organisationen sind es gewohnt, mit wenigen Mitteln viel zu machen und viel Positives zu gestalten", sagte Hörmann. "Aber ich glaube, man muss über alle Ebenen der Politik weiterhin und vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch mehr erkennen, dass nun der Punkt erreicht ist, der es für viele fast unmöglich macht, ihr bewährtes Leistungsportfolio aufrechtzuerhalten."

© dpa-infocom, dpa:201013-99-928486/2

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