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Serie Magdeburger Straßennamen, Folge 913 1683: Aus Ledderstraße wird die Leiterstraße

22.06.2011, 04:30

In einer Serie beleuchtet die Volksstimme die Straßennamen der Elbestadt. Heute: die Leiterstraße, die es bereits seit dem Mittelalter gibt, ihren Namen jedoch erst in der Neuzeit erhielt.

Altstadt (jja). Die Leiterstraße gehört zum statistischen Bezirk "Rathausviertel" und befindet sich zwischen Breiter Weg und Otto-von-Guericke-Straße (Postleitzahl 39104).

Straßennamen, besonders die der Altstadt, legen bis heute Zeugnis von einer langen und wechselvollen Stadtgeschichte ab. Sie änderten sich jedoch häufig und wurden willkürlich angewendet, so dass der Rat der Stadt 1755 durchsetzte, dass alle Straßen zur Orientierung mit Schildern zu versehen sind. Die Namen wurden meist nach Hauszeichen, markanten Gebäuden oder der Beschaffenheit der Straße abgeleitet. Die "Leiterstraße" bildet jedoch eine für die Altstadt äußerst ungewöhnliche Ausnahme.

Obwohl der markante Faunbrunnen in der Leiterstraße als ein besonderes Detail eine Leiter aufweist und auch an einer Hausfassade eine Leiter angebracht wurde, spielen diese hier keine Rolle. Die Straße wurde ursprünglich nach dem Werkstoff Leder (niederdeutsch ledder) benannt und müsste eigentlich Lederstraße heißen.

Der Name wurde erstmals 1275 erwähnt: Damals trug ein Magdeburger Bürger Günther einen Beinamen, der in den Urkunden erst als "de vico corii" und ein Jahr später "von der Lederstraße" auftauchte. Dass es sich um dieselbe Straße handelte, bewies eine weitere Urkunde aus dem Jahr 1263, mit der Erzbischof Ruprecht einen Hof Günthers dem Predigerkloster zur Erweiterung schenkte. Dieses Kloster lag hinter der Südseite der Leiterstraße und dessen Kirche am Breiten Weg.

Mit einem Ledermarkt, der in der Altstadt nach alten Dokumenten regelmäßig abgehalten wurde, stand die ursprüngliche Lederstraße allerdings nicht im Zusammenhang.

Der Name Lederstraße wurde bis 1670 unverändert verwendet; 1683 hieß es erstmals im Straßenverzeichnis "Leiter = alias Lederstraße". Bis 1750 waren beide sowie "auf dem Brande" (Brandstelle aus dem Dreißigjährigen Krieg) gebräuchlich, bis es dann nur noch die Leiterstraße gab.

Die Leiterstraße wurde 1945 teilweise zerstört, allerdings weniger stark als der Rest der Innenstadt. Nach 1945 fanden hier die ersten Nachkriegsweihnachtsmärkte statt. Zu Beginn der 1970er Jahre verfolgte die Stadt das Ziel, die Leiterstraße zum Boulevard umzugestalten. In diesem Zuge wurden alle Altbauten abgerissen. Doch es dauerte fast 20 Jahre, bis die Straße aus Plattenbauteilen neu gebaut werden konnte. Grund: Die Leiterstraße war ein "Schwarzbau" der Stadt – es gab kein Kontingent vom DDR-Staat für Baustoffe. So musste die Stadt mühsam "Reste" verbauen, was zur ungewöhnlich langen Bauzeit führte.

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(Mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchivs; weitere Quelle: Literatur: "Magdeburg-Portrait einer Stadt"/Verlag J. Stekovics/2004)