Beach-Duos Borger/Büthe und Erdmann/Matysik verzaubern
Stare Jablonki - Ein knappes Jahr nach dem Olympia-Wunder von Julius Brink und Jonas Reckermann hat der deutsche Volleyball ein neues Beach-Märchen.
Die Newcomer Karla Borger und Britta Büthe, erst zu Beginn dieses Jahres zum Nationalteam befördert, verzauberten mit sieben Siegen, WM-Silber und viel Charme die Beachvolleyball-Szene. Als Zugabe erreichten die Männer-Meister Jonathan Erdmann und Kay Matysik mit WM-Platz drei ihr bestes Ergebnis nach vier gemeinsamen Jahren auf der Welttour. "Nach dem schlechten Halbfinale wollten wir diese Medaille unbedingt. Ich bin einfach nur happy", sagte Matysik.
Im kleinen Finale schlugen die Berliner in Stare Jablonki vor fast 10 000 begeisterten Fans ausgerechnet die entthronten Titelverteidiger Alison/Emanuel aus Brasilien mit einer konzentrierten Leistung 2:0 (21:17, 21:19). Die deutsche Nummer eins beeindruckte die Olympia-Zweiten, die 2012 in London das Finale gegen Julius Brink und Jonas Reckermann verloren hatten, mit einem effektivem Block- und Angriffsspiel.
"Ich habe ein bisschen an London gedacht: Wenn Julius und Jonas das geschafft haben, schaffen wir das auch", berichtete Matysik. Nach dem WM-Titel von Brink/Reckermann 2009 und zwei dritten Plätzen war es die vierte WM-Medaille für die deutschen Beach-Männer. Den Finaleinzug hatte Matysik mit seinem Partner Erdmann in einem "etwas konfusen" 0:2 im Halbfinale gegen Alexander Brouwer und Robert Meeuwsen verschenkt. Die niederländischen WM-Debütanten sicherten sich im Endspiel sensationell mit einem 2:0 (21:18, 21:16) gegen die Brasilianer Ricardo Alex und Alvaro Filho den Titel.
Die 24-jährige Borger hätte mit ihrer ein Jahr älteren Partnerin Britta Büthe im idyllisch gelegenen Masuren-Dörfchen Stare Jablonki fast den ganz große WM-Coup gelandet. In einem spannenden Finale entschieden beim 1:2 (21:18, 17:21, 19:21) gegen die erfahrenen Chinesinnen Chen Xue/Xi Zhang am Ende nur Kleinigkeiten. "An denen werden wir arbeiten", versprach Sportsoldatin Borger, die seit 2010 ein sportliches Paar mit Büthe bildet.
Dass die WM-Debütantinnen Borger/Büthe in Polen das erste europäische Team waren, dass bei einer WM oder Olympischen Spielen überhaupt im Endspiel stand, machte sie stolz. Aber natürlich ärgerten sich die Aufsteigerinnen auch über das verpasste Gold: "Wir sind im dritten Satz zweimal gestorben und immer wieder aufgestanden. Leider hat es nicht ganz gereicht", sagte Borger.
Das Erfolgsmärchen Borger/Büthe hängt eng mit einem "Prinzen" aus Spanien zusammen. Seit November 2012 arbeitet das Duo mit Trainer Guillermo Hernandez zusammen. Zuvor schlugen sich beide meist allein oder mit Hilfe von Karlas Bruder Anton, einem Hallenvolleyballer, durch die nationalen und internationalen Turniere. "Doch irgendwie reichte das dann auch nicht mehr", meinte Borger und berichtete: "Im Vorjahr in Moskau haben wir beim Einspielen noch die Ballroller gebeten, ein paar Aufschläge auf uns zu machen."
Die Verbindung zum neuen Coach kam eher zufällig zustande. Hernandez war mit seiner argentinischen Frau Silvana Olivera, die beim Volleyball-Bundesligisten MTV Stuttgart in der Halle spielt, nach Schwaben gekommen. Bundestrainer Jörg Ahmann, olympischer Bronzemedaillen-Gewinner von 2000 in Sydney, hatte Borger und Büthe lange im Jugendbereich gefördert und den Tipp gegeben. Hernandez hatte in Spanien die U19-Auswahlteams auf Sand trainiert.
"Karla ist mit die kompletteste Abwehrspielerin, wahnsinnig schnell und athletisch. Britta behält immer kühlen Kopf. Genau diese Mischung ist es", benannte Ahmann die Qualitäten der Shootingstars, die als Vizeweltmeister 35 000 Euro Preisgeld und viel Aufmerksamkeit mitnehmen können. Für Erdmann/Matysik gab es 27 000 Euro.