Kanzlerin besucht die Altmark: Wollte nicht beleidigen
Salzwedel - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die dünn besiedelte Altmark gelobt und den Eindruck zurückgewiesen, sie habe die Stadt Salzwedel als rückständig bezeichnet. "Ich wollte alles, nur nicht die Salzwedeler in irgendeiner Weise beleidigen", sagte Merkel am Freitag in Salzwedel vor Journalisten.
Sie habe nur darüber gesprochen, wie sich die Handelswege über die Jahrhunderte verändert hätten, sagte Merkel. Die Region sei auf einem guten Weg. "Das was ich hier sehe, beeindruckt mich sehr - und zwar positiv", sagte Merkel.
Die Kanzlerin hatte 2011 bei einem Auftritt in Baden-Württemberg nach Medienberichten erklärt, Salzwedel habe zwar einen Bahnhof, aber den Anschluss verpasst. Dies hatte in der Region für Kritik und Frust gesorgt. Die Hansestadt Salzwedel mit heute rund 25 000 Einwohnern war einst ein wichtiges Handelszentrum.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der Merkel in Salzwedel und Stendal begleitete, sagte zu der Äußerung: "Es tat ihr so leid." Die Altmärker seien der CDU-Chefin jetzt aber nicht mehr böse. Beim Hubschrauberflug über der Altmark habe er neben Merkel gesessen und ihr gesagt: "Angela, kein Schaden ohne Nutzen!" Die Altmark profitiere nun von ihrem Besuch. "Das ist ein Imagegewinn für die Region", sagte Haseloff.
Merkel sah sich in Salzwedel das Pilotprojekt "KitaMobil" an, bei dem Kinder mit Hilfe eines individuellen Busnetzes zu Kitas gebracht werden. Von Mitarbeitern der Verkehrsgesellschaft ließ sie sich das Projekt genau erklären. "Das ist beispielgebend", sagte Merkel dazu.
In Stendal informierten Politiker, Bürgerinitiativen, Ärzte oder auch Lehrer die Kanzlerin über Probleme im ländlichen Raum wie bei der ärztlichen Versorgung und machten Verbesserungsvorschläge. Merkel will diese in die Strategie der schwarz-gelben Bundesregierung zum Umgang mit der alternden Gesellschaft in einen Demografie-Gipfel am 14. Mai einfließen lassen.
Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus in Stendal demonstrierten Bürger für den Erhalt des Bahnhofs in Meßdorf, der zwischen Stendal und Salzwedel liegt. Sie mahnten, verlören die Bewohner die Haltestation, würden sie wirklich den Anschluss verpassen.
Der Chef der Verkehrsgesellschaft in Salzwedel, Claus Riehn, sagte nach dem Besuch, Merkel habe sich alles genau angesehen und nachgefragt. "Ihr liegt sehr viel daran, dass die Jugendlichen und die Älteren gut versorgt sind."
Merkel sagte weiter, gerade in ländlichen Gebieten sei es wichtig, dass es nicht nur Schulbusse gebe, sondern auch eine Möglichkeit, zu einer Kindertagesstätte zu kommen. Allerdings seien auch weniger dicht besiedelte Regionen angesichts der wunderbaren Natur lebenswert. Sie selbst komme aus der Uckermark. "Ich weiß, wovon ich spreche", sagte Merkel.
Derzeit nutzen acht Familien und neun Kinder das "KitaMobil", das in der Startphase noch kostenlos ist. Künftig sollen normale Fahrscheine von 1,20 Euro pro Fahrt fällig werden, für eine Begleitperson für die Kleinkinder nochmals 3 Euro pro Fahrt. Mehrere Nutzer des Angebots hatten es bereits als zu teuer kritisiert. Die Verkehrsbetriebe im Landkreis bieten seit 2008 verstärkt individuelle Angebote, verzichten dafür auf weniger genutzte Linienbusse. Die Kosten haben sich den Betreibern zufolge dadurch insgesamt nicht erhöht.