Kölns Nullnummer - Stanislawski: auf richtigem Weg
Köln - Die Sitzgelegenheit von Holger Stanislawski wackelte ordentlich. "Entweder sägt jemand an meinen Stuhl, oder ich habe zu sehr daran gerüttelt", sagte der Chefcoach des 1. FC Köln nach der Nullnummer im Montagsspiel der 2. Fußball-Bundesliga gegen den FC St. Pauli im Scherz.
Nach der fünften Zweitligapartie ohne Sieg unter seiner Regie war es tatsächlich nur der defekte Trainersessel, der wackelte. Der 42-Jährige sitzt weiter fest im Sattel, obwohl sein Team mit nur zwei Punkten und einem Tor auf Tabellenplatz 16 liegt.
"Außer dass meine Mannschaft kein Tor geschossen hat, kann ich ihr keinen Vorwurf machen", meinte Stanislawski nach dem engagierten, aber glücklosen Auftritt gegen seinen Ex-Club. "Ich kann die Jungs nicht an die Wand stellen. Was sie investiert haben, macht Freude. Wir sind auf dem richtigen Weg."
Das ging offenbar auch den 45 200 Zuschauern so, die den Kölner Profis nach der Affäre um Kevin Pezzoni und saisonübergreifend 14 Ligaspielen ohne Sieg demonstrativ den Rücken stärkten. "Die Fans haben applaudiert. Sie sind zufrieden", stellte Kölns bislang einziger Saisontorschütze Thomas Bröker fest.
Zahlreiche Besucher beteiligten sich auch an der Aktion einer Kölner Fan-Initiative und zeigten vor dem Anpfiff Rote Karten mit der Aufschrift "Für den Verein, gegen Gewalt". "Das ist der richtige Weg und nicht, dass ein paar Verträumte mit einer Viertel-Gehirnzelle ihrem Frust Luft verschaffen", sagte Stanislawski. Abwehrspieler Pezzoni hatte Anfang September nach massiven Fan-Drohungen den Verein verlassen.
Vor dem Spiel am Freitag beim 1. FC Union Berlin will er nun vor allem an der eklatant schlechten Chancenverwertung arbeiten. "Ich werde den Jungs weiter Lösungsmöglichkeiten an die Hand geben, bis das Ding mal über die Linie rollt", erklärte er. "Wahrscheinlich wird es dann ein Eigentor sein, aber egal. Dieses Gefühl, der Gegner muss den Anschluss machen, ist das, was den Spielern momentan fehlt."
Als Gewinn erwiesen sich die Neuzugänge Sascha Bigalke und Anthony Ujah bei ihren Ligadebüts im "Geißbock"-Trikot. "Ich wäre ganz zufrieden, wenn der Ball mal drin gewesen wäre. Das 0:0 ist nicht okay", meinte der trickreiche Bigalke, der vom Drittligisten SpVgg Unterhaching an den Rhein kam. "Ich bin stolz auf die Mannschaft und froh über die Art und Weise, wie wir gearbeitet haben", sagte Stürmer Ujah. "Alles, was wir brauchen, ist ein Sieg."
Für Stanislawski ist nach den ersten fünf Spieltagen zwar nicht viel gewonnen, aber auch nichts verloren. "Wir haben weder das Ziel Aufstieg ausgegeben noch, dass wir das Relegationsspiel gebucht haben, weil wir Sechzehnter sind", sagte er. "Ein bisschen Ruhe und Gelassenheit tun jedem gut. Ich werde dies der Mannschaft geben, so lange man mich lässt."
Das Wiedersehen mit dem Kiez-Kultclub, bei dem er 18 Jahre lang tätig war, wurde durch das torlose Remis etwas getrübt. "Wenn wir gewonnen hätten, hätte ich gesagt, ich habe mich darauf gefreut", meinte Stanislawski. Den größten Verdienst am Punktgewinn der Gäste hatte Torwart Philipp Tschauner, der Kölner Chancen im Dutzend zunichtemachte. "Dieses Unentschieden müssen wir beim FSV Frankfurt nun vergolden", sagte der Keeper..