Sanierung Neue Balken für die Alte Müntze
Das Wernigeröder Stadtarchiv wird derzeit saniert. Schwamm und Insekten haben dem Gebäude zugesetzt.
Wernigerode l Den Innenhof des Stadtarchivs Wernigerode erfüllt ein lautes Kreischen. Eine Plane verhüllt den Ostgiebel des Gebäudes am Oberpfarrkirchhof, der komplett eingerüstet ist. „Es staubt ganz schön“, sagt Ingo Wolf vom Bauamt der Wernigeröder Stadtverwaltung – deshalb die Abdeckung. Mit dem elektrischen Meißel brechen die Bauarbeiter die historischen Gefache heraus – denn diese bedürfen einer grundlegenden Sanierung.
Herausgestellt hatte sich dies im vergangenen Jahr. „Wir hatten vor, die Fassade zu streichen und die Fenster zu erneuern – kurz: das Gebäude wieder hübscher zu machen“, berichtet Ingo Wolf. Doch als die Maler ans Werk gingen, stießen sie auf Schäden, die sich nicht einfach übertünchen lassen. Insekten und Schimmelpilze haben dem historischen Gebäude und seinem Fachwerk zugesetzt. Dies war zuletzt Anfang der 1990er-Jahre erneuert worden, erinnert sich Ingo Wolf. „Damals gehörte das Gebäude noch zum Gothischen Haus.“
Die Stadtverwaltung gab ein Holzschutzgutachten in Auftrag. „Auf dieser Grundlage wurde die Planung komplett neu gestaltet“, so Wolf. Seit zwei Wochen sind die Bauarbeiter am Werk, arbeiten sich vom Giebel an der Ostseite vor zu den Seitenwänden nord- und südwärts. „Die Westseite ist mit einem Ziegelbehang versehen. Deshalb gehen wir davon aus, dort keine gravierenden Schäden vorzufinden“, sagt Ingo Wolf.
Bei dem Fachwerk, das die anderen drei Seiten im Obergeschoss umgibt, ist das hingegen noch unklar. „Wir wissen nicht genau, was uns erwartet“, erklärt Planer Sven Bieler. Für das Holzschutzgutachten konnten nur die oberen Schichten in Augenschein genommen werden, so der Wernigeröder. Welche Überraschungen der Blick in die Tiefe des Gebälks bereithält, wird sich erst im Lauf der Bauarbeiten herausstellen. Dann werde sich ebenso zeigen, ob der geplante Kostenrahmen von rund 175 000 Euro eingehalten werden kann. Finanziert werden die Bauarbeiten über das Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“.
Offen ist ebenfalls, ob der Zeitplan der Realität standhalten wird. „Wir wollen bis Ende des Jahres fertig werden“, sagt Sven Bieler. „Das ist ein optimistischer Plan“, erwidert Ingo Wolf – doch wenn es gut laufe, sei der Termin zu schaffen. Abstimmen müssen sich die Bauleute mit den Kollegen, die nebenan am Oberpfarrkirchhof 6 arbeiten. Dort lässt ein privater Eigentümer, der das Gebäude von der Kirchengemeinde St. Sylvestri und Liebfrauen gekauft hat, Wohnungen einrichten.
Sobald die neuen Balken eingesetzt und das Fachwerk aufgemauert ist, werden auch die Fenster erneuert. Verändern wird sich das Antlitz des Gebäudes mit dem neuen Anstrich, der farblich von der bisherigen Gestaltung abweicht. Das Farbkonzept der Denkmalpflege ist dafür die Grundlage, erklärt Baufachmann Ingo Wolf. „Wir haben dies für uns leicht angepasst, folgen aber im Großen und Ganzen den Empfehlungen.“
Während der Bauzeit ist das Wernigeröder Stadtarchiv für die Öffentlichkeit geschlossen. Allerdings sei es möglich, bei Bedarf und nach Voranmeldung Dokumente aus dem Gebäude holen zu lassen, erklärt Winnie Zagrodnik von der Wernigeröder Stadtverwaltung. „Es könnte im Zweifelsfall jedoch etwas länger dauern als gewohnt.“ Erreichbar sind die Mitarbeiter des Stadtarchivs, die vorübergehend im Neuen Rathaus untergebracht sind, wie gewohnt unter Telefon (0 39 43) 65 44 72.