Olympiasieger Kleibrink beendet seine Fechter-Karriere
Düsseldorf - Deutschlands Fecht-Star Benjamin Kleibrink hört auf. Im Alter von erst 27 Jahren beendet der Florett-Olympiasieger von 2008 seine sportliche Karriere - ein "Verlust", wie der Verband zurecht meint. Die Türen indes seien immer offen.
Benjamin Kleibrink war einer der stillen Sportstars in Deutschland. Nie hat er um seine Person ein Aufhebens gemacht, nie hat er sich in den Vordergrund geschoben, nie war er ein "Lautsprecher". Stattdessen ging er immer seinen Weg, der ihn auf den Planchen der Fechtwelt zu Olympia-Gold in Peking 2008 und in diesem Jahr in London zu Mannschafts-Bronze führte. Nun macht er Schluss: Mit erst 27 Jahren legt der Linkshänder das Florett beiseite und will sich fortan beruflichen Dingen widmen.
"Benjamin Kleibrink hat uns persönlich die Nachricht übermittelt, dass er seine Fechtkarriere beenden wird", teilte Sven Ressel der Nachrichtenagentur dpa mit. Nicht nur für den Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB) ist es "ein Verlust, wenn einer unserer erfolgreichsten Fechter der vergangenen Jahre seine leistungssportliche Karriere beendet".
Es überrascht, dass Kleibrink aufhört. Noch vor Olympia 2012 hatte er wissen lassen, grundsätzlich davon auszugehen, dass er weiterfechten wolle: "Ich bin ja noch jung genug." Aber eventuell auch mürbe, möglicherweise nicht mehr in der Lage, die Strapazen des täglichen Lektionierens mit Bundestrainer Ulrich Schreck in Bonn auf sich zu nehmen und parallel irgendwann Geld als Wirtschaftsjurist zu verdienen.
Schreck bezeichnete Kleibrink am Sonntag als "Ausnahmetalent und Vorbild". "Benny hat mit seinem Olympia-Gold von Peking Historisches geleistet", meinte der Bundestrainer, der mit Kleibrink den Rücktritt vom Leistungssport schon vor London besprochen hatte.
"Leider ist es nicht einfach, eine spitzensportliche Karriere mit einer beruflich erfolgreichen Laufbahn zu vereinbaren", sagte Ressel. Und es ist gewiss davon auszugehen, dass Kleibrinks Weg zurück in die Weltklasse viel Substanz kostete. Denn als er im April 2011 schwer mit dem Motorrad verunglückte, schien seine Fechtlaufbahn vorzeitig passé.
Kleibrink kämpfte um sein Comeback, auch für die deutsche Mannschaft, mit der er in London Dritter wurde. Dort war der Peking-Gewinner im Einzel schon in Runde eins an dem Japaner Yuki Ota gescheitert, gegen den er vier Jahren zuvor in China Gold geholt hatte. "So ist das Leben", meinte Kleibrink lakonisch.
Kleibrink schwamm nie mit dem Strom, zeigte sich hin und wieder mürrisch-wortkarg, wenn er mal nicht im Reinen mit seinem Umfeld war. Aber er focht immer für das Team, wenn es darauf ankam. Das trieb ihn auch an, nach dem Unfall alles dafür zu tun, dass er noch einmal Leistungshöhepunkte produzieren konnte.
Bei der WM 2011 in Catania kam er fulminant zurück, sorgte mit dafür, dass Deutschland Dritter wurde und sich nach einer zwischenzeitlichen Zitterpartie auch für London qualifizierte. Daran hatte, so der DFeB, "Benjamin keinen unwesentlichen Anteil". Und Kleibrink darf seinen Entschluss gern rückgängig machen: "Die Türen für Benjamin sind jederzeit offen", meinte Sportdirektor Ressel.