1. Startseite
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Parteien im Internet: „Lustige“ Instagram-Accounts für junge Wähler

Instagram Parteien im Internet: „Lustige“ Instagram-Accounts für junge Wähler

Volksstimme-Autorin Kaya Krahn mit einer Betrachtung dazu, wie Parteien junge Leute im Internet für sich gewinnen wollen. Und was Jan Böhmermann, die Heute-Show und Reiner Haseloff (CDU) damit zu tun haben.

Von Kaya Krahn 19.05.2021, 14:19
Der Instagram-Account "Connectcdu" verbreitet vermeintlich lustige Bilder von Politikern der Partei, um junge Menschen als Wähler zu gewinnen.
Der Instagram-Account "Connectcdu" verbreitet vermeintlich lustige Bilder von Politikern der Partei, um junge Menschen als Wähler zu gewinnen. Foto: Screenshot Instagram

Magdeburg - Dass das Internet für „uns alle“ Neuland ist, das sagte Angela Merkel (CDU) schon im Jahr 2013. Freilich, seit dem ist viel passiert - aber für die Christdemokraten scheint sich an dieser Aussage wenig geändert zu haben. Das beweisen sie auf dem Instagram-Account „Connectcdu“ mit fast 6500 Followern. Dort kreiert die Partei vermeintlich lustige Bilder, sogenannte Memes, auf denen sie Fotos bekannter CDU-Politiker mit kurzen Texten versieht. Viele Nutzer im Internet fragen sich: Hat sich die Partei damit einen Gefallen getan?

Der Account strotzt nur so vor Memes: 245 Beiträge wurden bereits gepostet (Stand: 18. Mai 2021). Die Macher nennen sich der "gemeinsame Kampagnenservice von @CDU & @junge_union für Wahlkämpfe", wie es in der Beschreibung des Accounts heißt. Glaubt man den Kommentaren unter den Beiträgen, lösen die Bilder bei einem großen Teil der Nutzer jedoch eher Kopfschütteln anstatt Lachkrämpfe aus.

Vier Hightlights
der „Connectcdu“-Memes
auf Instagram:

  • Das scheinbar beliebteste Motiv auf dem Kanal: Armin Laschet als Kanzler. Die Wahl steht zwar noch aus, das scheint für die Macher aber keine übergeordnete Rolle zu spielen.
  • Das Motiv, welches die Nutzer in den Kommentaren sehr skurril finden: CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak auf einem Roller mit dem Slogan „Chabos wissen wer der Babo ist“. Babo war immerhin 2013 Jugendwort des Jahres, das bietet sich sicherlich an, um junge Menschen anzusprechen.
  • Das Motiv, von dem sich junge Nutzer am wenigsten abgeholt fühlen dürften: ein Bild von einem Bildschirm, Tastatur und Disketten mit dem Slogan „Zusammen mit euch ins Modernisierungsjahrzehnt.“ Die Frage die sich der Zielgruppe auf Instagram bei diesem Post vermutlich am häufigsten stellt: Was sind diese kleinen, eckigen CDs und wo schließe ich sie an mein Handy an?
  • Das Motiv, welches von Nutzern in den Kommentarspalten am wenigsten negativ aufgefasst wird: Reiner Haseloff, der das Prinzip der Briefwahl scheinbar richtig verstanden und umgesetzt hat. Rot und blau, da könnte schließlich viel schiefgehen.
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak auf einem Roller. Ob man jungen Menschen so Politik näher bringt?
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak auf einem Roller. Ob man jungen Menschen so Politik näher bringt?
Foto: Screenshot Instagram

Zu finden sind die von den Nutzern meist negativ aufgefassten Auswüchse des Internets aber nicht nur auf Instagram, sondern auch noch auf Twitter. Dort finden sich auch die meisten Reaktionen auf das Internet-Phänomen. Scheinbar aber weniger von jungen Internetnutzern, die durch die Kampagne passionierte CDU-Wähler geworden sind, sondern von Satirikern, Politikern und Komikern.

Mit diesem Post wirbt "Connectcdu" für die Digitalisierung in Deutschland.
Mit diesem Post wirbt "Connectcdu" für die Digitalisierung in Deutschland.
Foto: Screenshot Instagram

Wenig schmeichelhafte Reaktionen auf die
„moderne“ Wahlkampagne

Ein Twitter-User namens „Themios“ vermutet hinter dem Account gar nicht erst die CDU selbst, sondern den Satiriker Jan Böhmermann. „Das bist doch du, @janboehm, oder? ODER?“, schreibt er auf der Plattform.

Eine ganz andere Assoziation hat hingegen der Heute-Show Autor Roman Wagner:

Und der Twitter-User Michael Vogel ist zu verwirrt, um überhaupt eine Meinung zu der Seite zu haben. Er schreibt: „Ich muss blöde fragen, weil ich wirklich verwirrt bin: Ist das wirklich eine CDU-Sache oder ist das Satire?“.

Die Reaktionen bleiben auch auf der Ursprungsplattform Instagram nicht aus. Zu einer Anne Will Sendung, in der die Moderatorin und alle anderen laut den Machern des Instagram-Accounts von Armin Laschen „hops genommen“ wurden, schreibt der User simon.rms: „Ihr habt wohl eine ganz andere Sendung gesehen als wir.“ Begeisterung sieht anders aus.

Einem jungen Politikinteressierten wird diese ganze Meme-Sache der CDU in den Kommentaren generell zu bunt. User philipp_95 schreibt: „Ihr werdet es kaum glauben, aber: Man kann durchaus auch mehr für Junge machen, als nur eine peinliche Meme-Seite, auf der man sich selbst beweihräuchert. Aber pscht, ist ein Geheimtipp, den fast nur alle anderen Parteien kennen.“

Auf dem Account findet sich auch ein Video einer Pressekonferenz mit Reiner Haseloff.
Auf dem Account findet sich auch ein Video einer Pressekonferenz mit Reiner Haseloff.
Foto: Screenshot Instagram

Meme-Account von der Linken mit fast 15.000 Followern

Die CDU ist aber nicht die einzige Partei, die über Memes im Internet aktiv ist. Auch die Linke nutzt Instagram dafür. Auf dem Account „die.linke.memes“ finden sich Bilder, die von der Aufmachung scheinbar näher an den Memes, wie sie interessierte Internetnutzer kennen dürften, sind und sich stärker mit inhaltlichen Fragen der Partei beschäftigen.

Das scheint bei den Nutzern anzukommen: In den Kommentarspalten finden sich etwa Diskussionen über Steuerabgaben oder Kapitalismus. Die Art der Bilder wird dabei weniger kritisiert, dafür scheint der Inhalt deutlich mehr in die Kritik zu geraten, als der der CDU. Auch der Ton in den Kommentaren ist deutlich härter.

Der Nutzer _smwill_ schreibt etwa: „Gewalt ist also legitimes Mittel, cool. Dann aber bitte gleiches Recht für alle. Wenn sich die politischen Ränder gegenseitig zu Tode prügeln dürfen, ist das sicher kein Verlust für Deutschland. Hab nur irgendwie das Gefühl, dass der linke Rand da den Kürzeren ziehen wird.“

Die Linke scheint weniger auf bekannte Gesichter aus der Partei zu setzen, als auf "klassische" Motive der Meme-Szene. Dafür geraten die Macher des Accounts immer wieder inhaltlich in die Kritik der User.
Die Linke scheint weniger auf bekannte Gesichter aus der Partei zu setzen, als auf "klassische" Motive der Meme-Szene. Dafür geraten die Macher des Accounts immer wieder inhaltlich in die Kritik der User.
Screenshot Instagram

FDP hat viel Zulauf bei Instagram

Auch die Liberalen greifen auf Memes zurück, um junge Wähler zu gewinnen. Ob tatsächlich die Partei hinter dem Account „fdp_memes“ steht, scheint jedoch nicht eindeutig. Der Account umfasst etwa 11.500 Abonnenten (Stand 18. Mai 2021).

Für die Nutzer dürften weder Inhalte noch Auftreten besonders überraschend sein: Linder im Mittelpunkt, klassisch liberale Themenwahl. Die Kommentarspalten beziehen sich hier häufig auf andere Parteien, die nach der Meinung der Nutzer oft unfähig seien. So schreibt etwa der User _fabian_lenz_ zum gekippten Berliner Mietendeckel: „Die Berliner Regierung sollte ehrlich einfach zurücktreten, niemand braucht rot-rot-grün.“

Christian Lindner (FDP) als beliebtes Motiv für die Memes der Liberalen.
Christian Lindner (FDP) als beliebtes Motiv für die Memes der Liberalen.
Screenshot Instagram

Ein Meme-Account
für Lutz Trümper

Doch Meme-Accounts können auch ganz unfreiwillig entstehen. So gibt es etwa den Instagram-Account „der_ewige_lutz“ auf dem Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) und die Lokalpolitik immer wieder aufs Korn genommen werden. Knapp über 1000 Abonnenten bringt der Kanal mittlerweile zusammen, die Inhalte beziehen sich meist in satirischer Art auf aktuelle Themen in der Landeshauptstadt. Das scheinbar beliebteste Thema: Die Tunnelbaustelle.

Auf dem Account "der_ewige_lutz" wird mit Vorliebe gerne das Thema Tunnelbaustelle in Magdeburg aufgegriffen.
Auf dem Account "der_ewige_lutz" wird mit Vorliebe gerne das Thema Tunnelbaustelle in Magdeburg aufgegriffen.
Screenshot Instagram

Rechte Memes auf
Instagram-Accounts

So lustig oder unlustig Memes von Parteien im Internet seien können, ob sie wirklich Wählerstimmen generieren oder nicht - Hass und Hetze im Netz spielen in Kommentarspalten fast immer eine Rolle. Besonders ausgeprägt scheint dieses Problem bei rechten Memes.

Die AfD nutzt ihren offiziellen Instagram-Account für Bilder, die in Meme-Optik daherkommen, selbst aber keine sind. Anders sieht es mit Accounts aus, die der AfD nicht direkt zugeordnet werden können und häufig privat sind, sodass die Inhalte nicht für jeden sichtbar sind. Das Partei-Logo wird von den Machern dieser Seiten häufig genutzt.

Die betreffenden Accounts scheinen häufig neu eröffnet und wieder geschlossen zu werden. So gibt es fast immer nur wenige Beiträge, die Namen der Kanäle gleichen sich bis auf minimale Abweichungen. Das Interesse der Nutzer wirkt dennoch groß. So hat etwa der Account „afd_memes_de“ fast 900 Abonnenten, aber nicht einen einzigen Beitrag (Stand 19. Mai 2021).

Das größte Problem bei rechten Memes: Sie verstecken teils rechtsextremes Gedankengut hinter vermeintlicher Satire und Komik. Das Recherchenetzwerk Correctiv hat sich dem Thema angenommen und eine umfassende Recherche zum Thema rechte Memes auf Instagram veröffentlicht.

Ein Beitrag eines Instagram-Accounts, der sich "afdmemesmv" nennt. Gezeigt werden soll, wie sich Menschen, nach einer Umfrage auf dem sozialen Medium Instagram, Deutschland in fünf Jahren vorstellen. Ausgewählt wurden Antworten, die dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden können und sich auf Denkweisen der sogenannten Reichsbürger stützten.
Ein Beitrag eines Instagram-Accounts, der sich "afdmemesmv" nennt. Gezeigt werden soll, wie sich Menschen, nach einer Umfrage auf dem sozialen Medium Instagram, Deutschland in fünf Jahren vorstellen. Ausgewählt wurden Antworten, die dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden können und sich auf Denkweisen der sogenannten Reichsbürger stützten.
Screenshot Instagram