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Verteidigung Die Welt rüstet auf

Die Länder der Erde geben mehr Geld für Rüstung aus. Spitzenreiter bleiben die USA, aber auch Deutschland holt auf.

28.04.2019, 23:01

Die Länder der Erde haben 2018 erneut mehr Geld ins Militär gesteckt als im Jahr zuvor. Die weltweiten Militärausgaben stiegen im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent auf schätzungsweise rund 1,82 Billionen Dollar (1,64 Billionen Euro) und damit zum zweiten Mal in Folge, wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in einem am Montag veröffentlichten Bericht mitteilt.

Das bedeutet einen neuen Höchststand seit 1988, als Sipri erstmals einheitliche globale Vergleichsdaten zur Verfügung hatte. Besonders die USA und China investierten 2018 deutlich mehr ins Militär, wie der Sipri-Forscher Nan Tian erklärte. Während Russland nach einem weiteren Rückgang erstmals seit zwölf Jahren aus den Top Fünf herausrutschte, überholte Deutschland mit einem Anstieg um 1,8 Prozent auf 49,5 Milliarden Dollar (44,4 Milliarden Euro) Japan und liegt damit nun an weltweit achter Stelle.

Unangefochtener Spitzenreiter bleiben die USA. Unter der Ägide von US-Präsident Donald Trump gaben die Vereinigten Staaten 2018 knapp 649 Milliarden Dollar (583 Milliarden Euro) für ihre Verteidigung aus – das entspricht mehr als einem Drittel (36 Prozent) der weltweiten Militärausgaben und damit beinahe den Investionen der acht darauffolgenden Länder zusammen. Ein Hauptgrund für den Anstieg um 4,6 Prozent sei, dass von der Trump-Regierung beschlossene Waffenbeschaffungsprogramme umgesetzt worden seien, erklärte Sipri-Expertin Aude Fleurant.

Die chinesischen Militärausgaben stiegen derweil um 5,0 Prozent und damit zum 24. Mal in Folge. Die zehn vordersten Plätze komplettieren Saudi-Arabien, Indien, die drei UN-Vetomächte Frankreich, Russland und Großbritannien sowie Deutschland, Japan und Südkorea.

Die Militärausgaben Asiens und Ozeaniens sind nach Sipri-Angaben seit 1988 jährlich gestiegen. Mittlerweile machen sie 28 Prozent der weltweiten Investitionen ins Militär aus – nach nur 9 Prozent vor 30 Jahren.

Als Grund für den kontinuierlichen Anstieg sieht Sipri nicht nur die Spannungen zwischen asiatischen Staaten, sondern auch den Konflikt zwischen China und den USA. In Afrika sanken die Ausgaben fürs Militär 2018 dagegen deutlich, im Nahen Osten zumindest leicht.

Die russischen Militärausgaben gehen ebenfalls zurück. Das liegt unter anderem an Wirtschaftsproblemen. Trotzdem werde Russland in der Region weiter stark als Bedrohung wahrgenommen, sagte Sigri-Fachmann Pieter Wezeman. Das Resultat: deutlich höhere Verteidigungsausgaben in Polen, der Ukraine, Bulgarien, Lettland, Litauen und Rumänien.

In absoluten Zahlen am stärksten zurück gingen die Militärausgaben in Saudi-Arabien, das 2018 rund 4,6 Milliarden Dollar weniger in sein Militär steckte als 2017.

Die deutsche Bundesregierung hatte im November 2018 als Reaktion auf die Tötung des regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi alle Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien gestoppt. Berlin geht es dabei unter anderem darum, dass keine deutschen Waffen im Jemen-Krieg verwendet werden. Dort kämpft eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition gegen die schiitischen Huthi-Rebellen.

Die US-Militärausgaben betrugen Sipri zufolge 3,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP), die Deutschlands nur 1,2 Prozent. Das Nato-Ziel zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent verfehlt Deutschland damit – ebenso wie mehrere andere Nato-Staaten – weiter deutlich. Trump hatte Deutschland und andere Länder mehrmals aufgefordert, ihre Militärausgaben zu erhöhen. Im Durchschnitt werden 2,1 Prozent vom globalen BIP in Rüstungsgüter investiert. Das entspricht – so die Forscher – 239 Dollar (215 Euro) pro Person.

Die US-Regierung will derweil den Druck auf Deutschland aufrechterhalten, seine Verteidigungsausgaben weiter zu erhöhen: Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, sagte dem US-Sender Fox News am Sonnabend: „Wir werden sie weiter dazu drängen, die Nato-Verpflichtungen einzuhalten.“ Deutschland müsse das Zwei-Prozent-Ziel bis 2024 erreichen. Grenell kritisierte, dass die Bundesregierung sich dazu weiterhin nicht bekannt habe.