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Eisschnelllauf in Inzell WM-Hoffnungen Ihle und Beckert - Fragezeichen bei Pechstein

Seit zehn Jahren kennt der deutsche Eisschnelllauf nur eine Richtung: bergab. Die einst erfolgreichste Wintersportart steckt hierzulande in der Krise. Bei der Heim-WM ruhen die Hoffnungen auf Nico Ihle und Patrick Beckert. Ob es zu Medaillen reicht, scheint fraglich.

Von Frank Thomas, dpa 06.02.2019, 14:28
Der WM-Start von Altmeisterin Claudia Pechstein in Inzell ist noch offen. Foto: epa Scanpix Sigurdson Bjorn/SCANPIX
Der WM-Start von Altmeisterin Claudia Pechstein in Inzell ist noch offen. Foto: epa Scanpix Sigurdson Bjorn/SCANPIX SCANPIX

Inzell (dpa) - Null Medaillen bei Olympia, kein Podestplatz in diesem Weltcup-Winter. Dazu eine Claudia Pechstein, die nach ihrer jüngsten juristischen Niederlage mit viel Wut im Bauch ihre geplanten vier WM-Starts in Frage stellt.

Die Ausgangsposition für die deutschen Eisschnellläufer ist vor den am Donnerstag in Inzell beginnenden Heim-Weltmeisterschaften in Inzell nicht gerade rosig. Erst unmittelbar vor dem ersten Start will Pechstein bekanntgeben, ob sie gänzlich auf ihre Teilnahme an den Titelkämpfen verzichtet. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hatte zuletzt entschieden, ihre Klage nicht neu aufzurollen, mit der sie die Unabhängigkeit des Sportgerichtshofes CAS infrage stellte. Sie wisse nach diesem "Tiefschlag" noch nicht, ob sie ihre Bestleistung abrufen könne, schrieb Pechstein bei Facebook.

"Zwei Tage vor der WM - dem wichtigsten Wettkampf des Jahres - ist solch eine Entscheidung des Gerichts für mich nicht nachvollziehbar", sagte DESG-Sportdirektor Matthias Kulik. Er zeigte Verständnis für die 46 Jahre alten Berlinerin, die nun von ihren WM-Zielen abgelenkt sei. Am Mittwoch war sie zum Training auf das Eis gegangen.

Die Hoffnungen im mit neun Sportlern kleinsten deutschen Team der WM-Geschichte tragen in Inzell zwei andere Routiniers. Der 33 Jahre alte Nico Ihle und der bald 29 Jahre alte Patrick Beckert wollen wie bei der WM 2017 ein kleines Medaillen-Wunder. Offiziell spekuliert niemand auf Edelmetall. "Es gibt keine Medaillenvorgabe. Alle sollen ihre persönliche Ziele umsetzen, und falls sie diese nicht erreichen, die richtigen Konsequenzen ziehen", sagte Kulik.

Als Lichtblick gilt Joel Dufter. Der 23-jährige Inzeller gehörte im Vorjahr schon zum Olympia-Team, stieß aber erst in diesem Winter mit zwei sechsten Plätzen über 1000 Meter in die Weltspitze vor. "Das gemeinsame Training mit ihm bringt uns beide voran", urteilte der Chemnitzer Nico Ihle. Das freut auch den Sportdirektor, der kein Freund der "Insellösungen" - des alleinigen Trainings der Top-Athleten an ihren Heimatorten - ist. "Schön, dass beide zueinander gefunden haben", sagte Kulik.

Im Teamsprint gehen die beiden Trainingspartner gemeinsam mit Ihles Bruder Denny an den Start. Weil der Münchner Hendrik Dombek zuletzt gesundheitliche Probleme hatte, wurde Nico Ihles älterer Bruder für die WM-Premiere dieses Rennens am Donnerstag nominiert. "Das setzt vielleicht eine Extra-Motivation frei", sagte Nico Ihle, der sich in WM-Form fühlt: "Die Vorzeichen stehen gut."

Offenkundig wird in Inzell erneut, dass es den Deutschen seit Jahren an gutem Nachwuchs fehlt. "Bestimmte Jahrgänge gibt es bei den Damen gar nicht", musste Präsidentin Stefanie Teeuwen nach ihrer Amtsübernahme 2016 konstatieren. Einzige Zukunfts-Hoffnung ist die 16-jährige Victoria Stirnemann, die als B-Jugendliche auf den kürzeren Strecken sogar schneller ist als ihre Mutter in diesem Alter. Gunda Niemann-Stirnemann ist mit 19 Titeln noch immer Rekordweltmeisterin, kann in Inzell aber von der Niederländerin Ireen Wüst (bisher 18 Titel) abgelöst werden.

Die erfolgreichsten Eisschnellläufer bei Einzelstrecken-WM

Steckbrief Claudia Pechstein

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Zeitplan und Regelwerk der WM in Inzell