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"Kollaps vermeiden" Deutsche Post bemüht sich weiter um Sonntagszustellung

Pakete, Pakete, Pakete: Weil viele Läden bislang zu hatten, bestellten die Menschen wie die Weltmeister. Um die Mengen bewältigen zu können, will sich die Post einen zusätzlichen Zustelltag sichern.

20.04.2020, 16:09

Essen (dpa) - Die Deutsche Post bemüht sich in der Corona-Pandemie nach eigenen Angaben weiter um eine Sonntagszustellung von Paketen.

"Es wäre hilfreich, wenn wir einen weiteren Tag bekommen könnten, um in der aktuellen Situation der Flut der Pakete Herr zu werden", sagte der für das Bundesgebiet zuständige Betriebschef der Deutschen Post DHL, Thomas Schneider, der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Montag).

Dafür habe das Unternehmen in Regionen wie Berlin bereits entsprechende Anträge bei den Behörden gestellt und erwäge nun Anträge in weiteren Bundesländern. Es gehe darum, in einer besonderen Situation "einen Kollaps des Paketsystems zu vermeiden".

"Derzeit erleben Deutsche Post und DHL mit rund neun Millionen Paketsendungen pro Tag ein Aufkommen wie sonst nur an den stärksten Tagen vor Weihnachten", sagte ein Post-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Das sei eine Steigerung von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr um diese Zeit. In den vergangenen zwei Wochen habe man daher rund 2000 neue Mitarbeiter eingestellt. Zuletzt hatte DHL teilweise zusätzliche Sonderfahrten bei Online-Händlern storniert, weil die Nachfrage die vorhandenen Kapazitäten überstieg - und damit Kritik auf sich gezogen. Man habe nicht genügend Zeit gehabt, um sich auf den Ansturm einrichten zu können, hieß es vom Unternehmen.

Die Paketmenge habe weiterhin einen Umfang, der eine Zustellung an Sonntagen im Interesse der Kunden erforderlich machen könnte. Bleibe dies so, wolle man sich in Regionen mit besonders starker Nachfrage um Sonderregelungen für den kommenden Sonntag bemühen, sagte ein Sprecher.

In Bayern gab es eine solche Ausnahmeregelung am vergangenen Sonntag zum ersten Mal in der Geschichte der DHL: Rund 400 Mitarbeiter waren am vergangenen Sonntag unterwegs, um mehr als 50.000 Pakete an private Haushalte auszuliefern, wie das Unternehmen mitteilte. Das Bayerische Arbeitsministerium habe eine entsprechende Genehmigung erteilt. Mit der Aktion seien Transportkapazitäten von rund 50 Lastwagen-Ladungen freigeworden, teilte das Unternehmen mit.

"Die Bundesregierung ist über die kritische Lage der Paketlogistik bereits seit Wochen informiert. Ich erwarte, dass sie endlich einen verlässlichen Rahmen für die Sonntagszustellung in dieser Ausnahmesituation schafft", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Reinhard Houben, der Deutschen Presse-Agentur. "Der zuverlässige Warenversand für Bürger und Unternehmen darf nicht unter die Räder kommen."

Da wegen der Corona-Krise die meisten Läden bislang geschlossen waren, versorgen sich viele Haushalte über den Onlinehandel. Allerdings könnte die Nachfrage abnehmen, da ab dieser Woche in den meisten Bundesländern etliche, vor allem kleinere Geschäfte wieder öffnen dürfen.

Beim kleineren Wettbewerber Hermes laufe die Zustellung bislang stabil, hieß es vom Unternehmen. 90 Prozent der Sendungen würden am Folgetag zugestellt. Auch dort spricht man von 40 Prozent mehr Sendungen als in normalen Zeiten.