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Fußball Das laue FCM-Lüftchen

Beim 0:0 gegen Heidenheim wurde dem 1. FC Magdeburg einmal mehr das größte Problem vor Augen geführt: Die Abschlussschwäche.

Von Manuel Holscher 01.04.2019, 01:01

Magdeburg l Felix Lohkemper konnte seine Tränen am Freitagabend nicht verbergen. Kurz vor dem Abpfiff hatte er für den 1. FC Magdeburg in der 90. Minute einen Elfmeter vergeben - die Partie gegen Heidenheim endete 0:0. Lohkemper bekam zwar von keinem Mitspieler einen Vorwurf zu hören. Klar ist trotzdem: Es war der Stürmer, der die größte Chance für den Club zum zweiten Heimsieg der Saison vergab.
Auf dem Weg in die Kabine hatte Lohkemper dann keine Lust auf Gespräche. Wortlos stapfte er mit finsterer Miene durch die Mixed-Zone. Umso deutlicher wurde hingegen FCM-Trainer Michael Oenning. "Wenn man die Chance hat, das Spiel in buchstäblich letzter Sekunde zu gewinnen, dann muss man das auch machen. Das ist kein Vorwurf an den Elfmeterschützen, es geht ums Grundsätzliche", sagte er. Denn: "Wir haben uns mal wieder nicht für eine sehr engagierte Leistung belohnt."
Oenning sprach damit den wunden Punkt des FCM in dieser Saison an: Der Club schießt einfach zu wenig Tore und bringt sich damit um zahlreiche Punkte. Die Zahlen sind fast schon erdrückend: In dieser Saison erzielte Magdeburg in 27 Spielen nur 28 Treffer. Das ist der drittschlechteste Zweitligawert, nur Ingolstadt (26) und Duisburg (24) waren noch schlechter. Im Jahr 2019 traf der FCM in neun Partien sogar nur achtmal. "Wir haben gegen Heidenheim wenig falsch gemacht, aber eben nicht das Tor getroffen", sagte der Coach. "Normalerweise müssen wir uns durchsetzen, wenn wir auch noch einen Mann mehr auf dem Platz haben."
Das Erfolgserlebnis blieb aber aus. In dieser Saison gewann der FCM bisher insgesamt nur viermal, zudem nur ein Heimspiel - 1:0 gegen Aue. Das ist viel zu wenig, gerade wenn man überlegt, dass der Verein vor der Saison eigentlich auf die Heimstärke als Grundlage für den Klassenerhalt bauen wollte. Aber gerade zu Hause macht der Club zu oft nichts aus seiner Überlegenheit. Auch gegen Heidenheim hatten Felix Lohkemper, Marius Bülter und Philip Türpitz einige Torgelegenheiten. Zuvor in Dresden bemängelte Bülter, dass das Team es nach der Führung verpasste, entscheidend nachzulegen.
Die Abschlussschwäche ist umso bitterer, weil beim FCM der Rest des Gesamtpaketes stimmt. Die Abwehr steht im Jahr 2019 extrem sicher. Sechs Gegentreffer sind mit Abstand Liga-Bestwert. Innenverteidiger Dennis Erdmann sagte deshalb auch am Freitagabend: "Wir haben gut gespielt, hatten guten Zugriff. Uns fehlt manchmal auch das Glück."
Klar ist aber: Die Floskel, dass nur die Mannschaft gewinnen kann, die auch Tore schießt, trifft auf das Oenning-Team zu. Wenig überraschend ist deshalb auch, dass der FCM mit zwölf Unentschieden ebenfalls einen Liga-Bestwert auf dem Konto hat.
Umso lauter werden in dieser Situation die Rufe nach einem möglichst schnellen Comeback von Kapitän Christian Beck. Der Stürmer ist mit acht Toren und sechs Vorlagen unangefochten der gefährlichste Spieler im Kader. Nach seinem Jochbein- und Augenhöhlenbruch Anfang März beim 0:1 in Duisburg trainiert er seit einer Woche wieder individuell mit Fitnesscoach Dirk Keller. Eine Spezialmaske wurde angefertigt.
Auch Oenning macht keinen Hehl daraus, dass er seinen Torjäger vermisst. "Wenn man viele Torchancen hat und diese nicht nutzt, dann ist das auch eine Frage des eigenen Unvermögens", sagt der Trainer mit Blick auf das Heidenheim-Spiel. Und: "Natürlich tut es uns weh, dass Christian Beck momentan nicht dabei ist, weil er in der Lage ist, Tore zu schießen."
Seit Becks Ausfall ist die Ausbeute erschreckend dünn: In Duisburg und gegen Sandhausen verlor der FCM jeweils 0:1, in Dresden stand das 1:1 und zuletzt das 0:0 gegen Heidenheim. Bezeichnenderweise war der einzige Torschütze der vergangenen Wochen mit Björn Rother ein Verteidiger.
So sehr sich Oenning nach Beck und seinen Toren sehnt, so sehr weiß er auch, dass die Rückkehr nach einer so schweren Verletzung behutsam geplant werden muss. "Ich wünsche es mir natürlich schon, dass er im nächsten Spiel in Hamburg wieder zurückkommt, auch wenn das eine Sensation wäre", betont der Trainer.
Auch Beck würde sich gerne am kommenden Montag im Spiel beim HSV das FCM-Trikot überstreifen. Aber: "Ich muss vernünftig sein. Ich kehre erst zurück, wenn ich die Freigabe des Arztes habe."
Das kann bereits morgen der Fall sein, kann sich aber nach weiteren Untersuchungen auch noch länger hinziehen.
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