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Fußball Die zwei Gesichter des FCM

Der 1. FC Magdeburg verbuchte ein glückliches 0:0 in Zwickau. Nach einer ganz schwachen ersten Hälfte steigerte sich der FCM immerhin.

Von Manuel Holscher 29.07.2019, 01:31

Zwickau l Silvio Bankert wusste nicht so genau, wohin er sollte. Der Co-Trainer des 1. FC Magdeburg durfte ja nach seiner Roten Karte gegen Braunschweig gestern in Zwickau nicht auf die Trainerbank – und musste stattdessen irgendwo auf der Tribüne sitzen. Nachdem er einige Male seinen Platz gewechselt hatte, wurde der 34-Jährige schließlich fündig, setzte sich mit einem Notizblock in der Hand auf die Pressetribüne neben einen Fernsehkommentator.

Was genau Bankert auf jenem Block notierte, blieb sein Geheimnis. Beim 0:0 des FCM in Zwickau konnte es in der ersten Hälfte aber kaum Positives gewesen sein. Die Mannschaft zeigte nämlich zwei Gesichter – und das in den ersten 45  Minuten glich einer hässlichen Fratze. Das Team verlor zu viele Zweikämpfe, spielte zahlreiche Fehlpässe, wirkte teilnahmslos im Vergleich zu den kampfstarken Gastgebern.

„Die erste Halbzeit war eine absolute Katastrophe“, brachte es FCM-Kapitän Christian Beck auf den Punkt. „Wir wussten, dass Zwickau mit vielen langen Bällen spielen wird und Freistöße herausholen will. Das ist ihnen auch gelungen, weil wir teilweise zu doof waren.“

FCM-Trainer Stefan Krämer versuchte in der ersten Trinkpause nach 23 Minuten zwar, seine Mannschaft mit lautstarker Anfeuerung aufzurichten – es änderte sich danach aber wenig. „Wir hätten zur Halbzeit eigentlich mit zwei Treffern zurückliegen müssen“, ärgerte sich der Coach.

Auffällig schwach präsentierte sich Linksverteidiger Timo Perthel, der gegen den Ex-Magdeburger Morris Schröter ganz schlecht aussah und mehrmals überlaufen wurde. „Timo hatte wohl etwas Schlechtes gegessen, ihm ging es nicht so gut“, berichtete Krämer. „Die Probleme wurden im Spielverlauf schlimmer.“ Doch zunächst blieb der 30-Jährige auf dem Rasen – und der FCM kassierte so fast das 0:1 durch Schröter. „Wir dachten, dass sich Timo vielleicht wieder fängt, es ging aber dann in der Pause nicht mehr“, erklärte Krämer.

Zwickau war allerdings nicht nur kampfstark, der FSV spielte tatsächlich auch besser, leidenschaftlicher. Die Gastgeber hatten deutlich mehr Ballbesitz. „Das Beste zur Halbzeit war das Ergebnis“, stellte Jürgen Gjasula fest. „In der Kabine haben wir klare Worte gefunden, so konnte es nicht weitergehen.“

Und nach dem Seitenwechsel wurde es dann auch besser. Der FCM zeigte sein zweites, deutlich besseres Gesicht. Krämer nahm Perthel vom Platz und brachte für ihn Thore Jacobsen. Und er stellte auch das System vom 4-2-3-1 auf ein 3-5-2 um.

Mit Erfolg: Der FCM brachte deutlich mehr Engagement, Ballbesitz und Spielkontrolle auf den Rasen. „Wir haben das System der Zwickauer gespiegelt. Danach passten viele Dinge besser“, erklärte der Trainer.

Soll heißen: Die Außenbahnen waren nun mit Marcel Costly links und dem überzeugenden Dominik Ernst rechts stärker als zuvor besetzt. Auch das Mittelfeldzentrum stand mit Charles Elie Laprévotte und Thore Jacobsen. Vor allem aber war die Dreierkette mit Jürgen Gjasula, der jetzt zentral als Abwehrchef spielte, viel sicherer. „Wir waren stabiler und haben nach einer Stunde auch spielerisch zugelegt“, sagte Krämer. Aber: „Wir haben uns auch nach der Pause zu wenig Torchancen herausgespielt – mit Ausnahme der Gelegenheit von Marcel Costly.“

Und die grämte Costly später noch gewaltig. Mit hängenden Schultern trabte er am Ende vom Rasen. In der 87. Minute stand er nach einer Vorlage von Kapitän Christian Beck völlig frei, vergab aber knapp. „Ich dachte schon, dass der Ball drin ist“, sagte er enttäuscht.

Doch im Grunde wusste jeder beim Club: Ein Sieg hätte den Spielverlauf völlig auf den Kopf gestellt. Und deshalb wollte sich Trainer Krämer auch gar nicht zu sehr über die Szene ärgern. Denn: „Ich sehe ein Spiel immer über die gesamte Zeit. Auch wenn wir am Ende noch mal eine gute Chance hatten. Unter dem Strich bleibt es für uns wegen der ersten Hälfte ein glücklicher Punkt.“

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