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Fußball Einfach zu viele Baustellen beim FCM

Der 1. FC Magdeburg muss wieder in die 3. Liga. Beim Blick in die Statistiken lässt sich erkennen, warum.

Von Manuel Holscher 13.05.2019, 01:01

Magdeburg l Michael Oenning ließ keinen Zweifel an seinem Anspruch. „Ich will, dass wir mutig und offensiv spielen. Das ist alternativlos“, sagte der Coach häufig. In der heimischen MDCC-Arena sollten die notwendigen Punkte für den Klassenerhalt gesammelt werden. Die Mission scheiterte, der FCM muss in die 3. Liga zurückkehren. Für den Abstieg gibt es viele Gründe, die statistisch belegbar sind:

Balance: Der FCM brauchte zu lange, um sportlich richtig in der 2. Bundesliga anzukommen. Ex-Trainer Jens Härtel legte in erster Linie Wert auf die kämpferische Einstellung. Das funktionierte in der 3. Liga, in der 2. Liga holte das Team aber nur neun Punkte in 13 Spielen. Außerdem war die Defensive lange Zeit nicht konkurrenzfähig, weil Härtel die Formation manchmal auch ohne Not wechselte. Bis Weihnachten kassierte der Club 35  Gegentreffer in nur 18 Spielen – das war der schlechteste Wert der Liga. Im Jahr 2019 stand dann zwar die Abwehr, dafür hakte es in der Offensive. Der neue Trainer Oenning versuchte zwar, die richtige Balance mit dem Blick auf die Offensive zu finden, es gelang ihm aber zu selten.

Torhüter: Es gab beim FCM außergewöhnlich viele Torhüterwechsel. Anfangs stand Jasmin Fejzic – mittlerweile wieder in Braunschweig – zwischen den Pfosten. Härtel machte aber bereits nach vier Spielen Alexander Brunst zur Nummer eins. In der Winterpause verpflichtete der Club Giorgi Loria, der dann Brunst verdrängte. Zuletzt musste Loria verletzungsbedingt pausieren, wieder war es Brunst, der ihn vertrat. Beim 2:1 gegen Fürth kam mit Mario Seidel dann sogar der vierte FCM-Torhüter in dieser Saison zum Einsatz, weil sich auch Brunst verletzt hatte.

Klar ist: Ständige Torhüterwechsel sorgen für Unruhe in der Defensive.

Heimschwäche: Der FCM feierte in dieser Saison nur zwei Heimsiege – beim 1:0 gegen Aue und beim 2:1 gegen Fürth. Das ist der schlechteste Wert aller Zweitligisten, den es zuletzt 2015/16 durch den SC Paderborn gab. Eigentlich sollte gerade die Heimstärke das Fundament für den Klassenerhalt bilden. „Es ist eigentlich fast schon unglaublich. Unsere Fans haben uns in jedem Spiel so gut unterstützt. Sie hätten mehr Heimsiege verdient gehabt“, sagte FCM-Kapitän Christian Beck.

Späte Gegentreffer: Es war wie im weltbekannten Spielfilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“: Immer wieder kassierte der FCM in dieser Saison späte Gegentreffer. Ob gleich zum Auftakt beim 1:2 gegen St. Pauli, beim 3:3 gegen Duisburg oder den 2:3-Niederlagen gegen Regensburg und Fürth – die Liste ließe sich weiter fortführen. Es ist wie ein roter Faden, der den Club durch die Saison begleitet hat – und letztendlich im Abstieg mündete. 30 der 48 Gegentreffer kassierte dass Oenning-Team in der zweiten Halbzeit, fünf gar in der letzten Minute oder Nachspielzeit.

Unentschieden: Viel zu oft spielte der FCM unentschieden. Insgesamt zwölfmal verbuchte das Team nur einen Zähler. Mehr Remis hatte nur der 1. FC Union Berlin (14) auf seinem Konto. Hinzu kamen nur sechs Siege. Die zahlreichen Unentschieden spiegelten auch die fehlende Kaltschnäutzigkeit wider. Gegen Ingolstadt, Duisburg, Union Berlin, Paderborn und Dresden war der Club nämlich jeweils in Führung, brachte aber nur einen Zähler ins Ziel.

Standardschwäche: Wie verzweifelt Trainer Oenning war, erzählt folgende Anekdote: Er versprach seiner Mannschaft ein Essen, wenn sie endlich mal wieder ein Tor nach einer Standardsituation erzielt. Beim 2:4 in Bochum traf Christian Beck dann zwar nach einer Ecke. Insgesamt machte der Club aber kaum etwas aus Standardsituationen. Mangelnde Gelegenheiten können nicht der Grund gewesen sein: Schließlich hatte der Club in zahlreichen Spielen mehr als ein Dutzend Ecken und zudem regelmäßig Freistöße.

„Wir haben zehn Feldspieler auf dem Platz plus die, die noch eingewechselt werden. Alle haben die Möglichkeit, den Ball ins gegnerische Tor zu schießen“, ärgerte sich FCM-Sportchef Maik Franz. „Wir sind aber einfach nicht kalt genug.“ Durch Elfmeter und direkt verwandelte Freistöße erzielte der FCM jeweils lediglich zwei Treffer. Auch die schwache Quote von nur drei Kopfballtoren spricht für ein Standard-Problem. Schließlich werden viele Kopfballtreffer nach Ecken oder Freistößen erzielt.

Fehlende Serien: Sandhausen und Ingolstadt haben es vorgemacht: Beide Teams haben sich durch zahlreiche Spiele ohne Niederlage von den direkten Abstiegsplätzen befreit. Der FCM hatte in dieser Saison nur eine positive Serie. Zu Beginn des Jahres 2019 gewann der Club jeweils 1:0 gegen Aue und in Ingolstadt. Es folgten noch drei weitere Partien ohne Niederlage. In dieser Zeit kletterte das Team auch auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Allerdings begann in der Folge ein wahre Berg- und Talfahrt – auf einen Sieg folgte häufig eine Niederlage.

 

Unser Kommentar zum Thema.

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