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Fußball Franz: Lassen uns nicht in Ecke drängen

Der 1. FC Magdeburg stand am Dienstag wieder auf dem Trainingsplatz. Sportchef Maik Franz hält aber nichts von einer Saison-Fortsetzung.

Von Manuel Holscher 13.05.2020, 01:01

Magdeburg l Stephan Lietzow war gestern in einer für ihn ungewohnten Rolle gefordert. Kurz vor dem Trainingsbeginn sorgte der Marketingleiter des 1. FC Magdeburg dafür, dass keine Unbefugten den Trainingsplatz hinter der MDCC-Arena betraten. Als „Schranke“ diente eine Absperrband, das er straff zog und nur dann lockerte, wenn ein Spieler um Einlass bat. Doch Lietzow nahm die neue Rolle mit Humor: „Wir müssen gerade alle improvisieren.“

Das galt auch für die Spieler. In Vierer- und Dreier-Gruppen mit jeweils einem Trainer standen sie in zwei Schichten auf dem Rasen. Trainer Claus-Dieter Wollitz trug demonstrativ einen Mundschutz, Sportchef Maik Franz verfolgte die erste Einheit seit rund zwei Monaten aus sicherer Entfernung. Dass der Ex-Profi von dieser Art des Trainings nicht sonderlich überzeugt ist, wurde recht schnell klar. „Es ist gut, dass die Jungs mal wieder den Rasen unter den Füßen spüren und etwas mit dem Ball machen können. Unter dem Strich ist das aber nicht viel mehr als eine Beschäftigungstherapie“, stellte er klar.

Problematisch sei vor allem, dass es bei vielen Drittligisten bezogen auf den aktuellen Trainingsstand momentan große Unterschiede gebe. „Duisburg trainiert bereits seit mehr als fünf Wochen in Kleingruppen, Viktoria Köln startet jetzt bereits ins reguläre Mannschaftstraining“, ärgert sich Franz. Und: „Wir können erst ins Mannschaftstraining einsteigen, wenn die gesamte Mannschaft Corona-Tests gemacht hat. Da wir aber noch keinen Hygienebeauftragten haben, ist dies weiterhin nicht möglich.“

Auch einen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) geplanten Drittliga-Restart sieht Maik Franz kritisch: „Die Jungs haben acht Wochen nur zu Hause trainiert. Das ist länger als jede Sommerpause. Mit dem Unterschied, dass sie sonst sechs Wochen Vorbereitung haben. Jetzt sollen sie aber in zwei Wochen loslegen und dann elf Saisonspiele in vier Wochen absolvieren. Da sind Verletzungen vorprogrammiert.“

Angesprochen auf die Vorwürfe aus Rostock oder München, dass Saisonabbruch-Befürworter wie der FCM sich permanent verweigern würden, lässt der Sportchef seinen Emotionen freien Lauf. „Wir lassen uns nicht in eine Ecke drängen. Wir haben eine klare Linie, die besagt, dass wir uns an die behördlichen Verfügungen halten. Es kann doch nicht sein, dass die, die sich an alle Vorgaben halten und die Regeln der Gesellschaft respektieren, dafür kritisiert werden.“

Für Franz ist klar: In der Corona-Krise zeigen die Menschen ihr wahres Gesicht. „Die wichtigen Themen kommen mir bei den Diskussionen um eine mögliche Drittliga-Fortsetzung zu kurz. Der Gedanke an die Gesundheit der Spieler und Mitarbeiter spielt kaum eine Rolle“, sagt Franz. „Es ist ein ganz schmaler Grat, auf dem sich der gesamte Fußball befindet. Wir müssen aufpassen, dass wir am Ende nicht alle als Verlierer dastehen.“

Was er meint: Viele Menschen stören sich an der Sonderrolle, die der Fußball momentan einnimmt. Wie fragil das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des DFB ist, wurde am vergangenen Wochenende deutlich. Nachdem zwei Spieler des Zweitligisten Dynamo Dresden positiv auf das Coronavirus getestet wurden, musste die Mannschaft zwei Wochen in Quarantäne.

Das bedeutet, dass die Spieler in dieser Zeit nicht trainieren dürfen, mindestens zwei Zweitligaspiele verpassen. „Das ist für Dresden ein klarer Wettbewerbsnachteil, weil sie nicht im Training sind und in der Tabelle sowieso unter Druck stehen“ betont Franz und ergänzt: „Was mich noch viel mehr stört ist aber, dass kaum darüber gesprochen wird, wie es den zwei infizierten Spielern geht. Es ging meistens nur darum, ob die Zweitliga-Saison weitergespielt werden kann.“

Die Menschlichkeit kommt ihm zu kurz. „Wie alle anderen Menschen machen sich auch unsere Spieler Gedanken. Wenn aber zum Beispiel Timo Perthel oder Sören Bertram darüber sprechen, heißt es bei vielen, dass sie sich nicht anstellen sollen. Das ist absolut nicht in Ordnung“, betont er.

Ob es in der 3. Liga weitergeht, hängt von der Politik ab. Ein Restart am 26. Mai ist ungewiss. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff bestätigte das Wettkampfverbot bis zum 27. Mai. Für Franz eine richtige Entscheidung: „Es geht gerade um mehr als Fußball. Dessen sollten wir uns bewusst sein.“

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