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Flüchtlinge „Zelte sind keine Option“

Seit Juli sind die Flüchtlingszahlen im Landkreis Stendal drastisch angestiegen.

Von Thomas Pusch 28.08.2015, 01:01

Stendal l Wenn die Entwicklung der Flüchtlingszahlen so weitergeht und die Kapazitäten gleichbleiben, dann gibt es in drei Wochen keinen freien Platz mehr. Daher ist die Unterbringung der Menschen das vordringliche Thema, erklärte Landrat Carsten Wulfänger (CDU) am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Mit 50 Menschen pro Woche wird derzeit gerechnet, Anfang des Jahres war Wulfänger noch von dieser Zahl pro Monat ausgegangen.

Bereits seit Februar 2014 informiert er regelmäßig den Kreistag über die Flüchtlingssituation, weil sich zu jener Zeit ein Anstieg der Zahlen andeutete. 2011 waren es noch 66 Zuweisungen gewesen, 2012 gerade einmal 93. Für dieses Jahr sind insgesamt 1311 Asylbewerber prognostiziert.

Die Gemeinschaftsunterkunft ist mit 449 Menschen voll belegt, 393 sind in Stendaler Wohnungen untergebracht, vier weitere im Kreisgebiet. Um weitere Unterbringungsmöglichkeiten vorzuhalten, hat der Landkreis weitere 39 Wohnungen von der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft angemietet sowie einzelne in Uchtspringe, Tangerhütte, Staats, Groß Schwarzlosen und Osterburg. Ein ehemaliges Objekt der Beufsbildungsakademie „Altmark“ am Akazienweg wird hergerichtet und soll Platz für 60 Menschen bieten.

Zur Entspannung der Wohnungssituation trägt das allerdings nur kurzfristig bei, daher setzt Wulfänger auf Hilfe und Unterstützung durch die Einwohner. Wer leerstehende Wohnungen besitzt und diese an den Landkreis zur Unterbringung von Flüchtlingen vermieten möchte, kann sein Angebot unter Tel. 03931/60 71 64 unterbreiten. Auch die Bürgermeister der Einheits- und Verbandsgemeinden wurden von Wulfänger um Unterstützung bei der Wohnungssuche gebeten.

Transparenz ist ihm wichtig. Sobald die Mietverträge abgeschlossen sind, will er über die Standorte informieren. Die werden auf das gesamte Kreisgebiet verteilt, was auch notwendig ist, da für das kommende Jahr mit ähnlich hohen Flüchtlingszahlen gerechnet wird. Auch soll es Einwohnerversammlungen und Mieterinformationen geben. Zeltstädte kommen für Wulfänger nicht infrage. „Eher würden wir Sporthallen als Unterkunft bereitstellen, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt“, sagte er.

Das Wohnen ist oberste Priorität bei den Bemühungen des Landkreises, an zweiter Stelle stehen die Beschulung, Schülertransport, Unterbringung in Kindertagesstätten und die Gesundheitsfürsorge. Anfang des Monats wurde ein Stab Asyl aus der Verwaltung heraus gegründet, in dem die für das Thema relevanten Ämter vertreten sind. Zweimal pro Woche tagt er.

Ab September werden erstmals Kinder aus der Gemeinschaftsunterkunft außerhalb von Stendal zur Schule gehen, in die Sekundarschule Goldbeck. „Die schulpflichtigen Asylbewerber werden vierteljährlich auf die Schulen verteilt, somit haben sie genügend Vorlaufzeit, um sich vorzubereiten“, erklärte Wulfänger. In etwa zehn Tagen will er wieder über den aktuellen Stand informieren.