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Abwasser Werbener moniert Anschluss-Pläne

Der Wasserverband will Straßen in Werbens Altstadt ans Abwassernetz anschließen. Die Art und Weise stört auch Anwohner Klaus Grube.

Von Karina Hoppe 06.03.2019, 18:00

Werben l Man solle ihn nicht falsch verstehen. Dass endlich etwas passiert mit dem Abwasser in der Langen Straße, ist gut. Der Stadtgraben, der neben dem Mischwasserkanal bis dato Regenwasser und die Überläufe von Kleinkläranlagen aufnimmt, fließt direkt durch seinen Garten. Und stinkt. Auch jetzt bei dieser Witterung.

Im Sommer sei es kaum auszuhalten, man müsse mitunter bei bestem Wetter drinnen sitzen. Wegen des Gestanks, wegen der vielen Mücken. Eine Lösung muss also her, aber gerade jetzt? An der Zeitkomponente setzt schon der erste Kritikpunkt Grubes an. „Jahrelang tut sich gar nichts und jetzt, da die Kosten wegen der Marktlage so hoch sind, muss gebaut werden“, sagt der Werbener, der während der kürzlich stattgefundenen Einwohnerversammlung im Rathaus, zu der der Wasserverband Stendal-Osterburg eingeladen hatte, zu den wenigen Leuten gehörte, die Fragen gestellt haben. Auch die, warum er denn jährlich einen Bescheid über eine Abwasserabgabe (pro Person 17,90 Euro) erhält, wenn für den Stadtgraben seit Jahren gar kein Wasserrecht mehr besteht, worauf der Wasserverband immer wieder verwies.

Aber Grubes Kritik setzt grundsätzlich an: „Wir wollen nicht finanziell für die Fehler gerade stehen, die damals andere gemacht haben.“ Mit die, meint er den Wasserverband, aber auch die Stadträte, „die sich stark machen hätten müssen“. Dagegen, dass man damals auf ein Mischwasser- statt auf ein Trennsystem setzte. „In Behrendorf und Berge hat man doch auch die Abwasserleitungen verlegt, obwohl noch gar kein Klärwerk da war“, argumentiert Grube. Wenn der Wasserverband damals pleite war, hätte man eben warten müssen.

Dass die Abwasserleitungen jetzt aus Kostengründen nicht im Freigefälle gelegt werden können, da der Straßenkörper neben einer neuen Trinkwasserleitung auch mit Kabelsystemen und einer Gasleitung versehen wurde, also alles teuer neu sortiert werden müsste, will Grube nur teilweise gelten lassen. „Es stimmt ja nicht, dass hier komplett neue Trinkwasserleitungen verlegt wurden“, sagt er. Olaf Schmidt, Investbauleiter beim Wasserverband, bestätigt dies. Zum Teil lägen noch die alten Asbestzementrohrleitungen. So in der Fischerstraße, das sei damals so entschieden worden. Aber müssen die nicht irgendwann raus? So fragt Grube. Schmidt betonte am Mittwoch, dass er sehr gerne bereit ist, all diese Fragen zu beantworten, aber nicht über Dritte, sprich über die Zeitung. „Es kann sich jeder an uns wenden.“ Das hatte er auch während der Einwohnerversammlung mitgeteilt.

Derweil fragt sich Klaus Grube, was denn ist, wenn mal länger der Strom ausfällt? Er gibt zu bedenken, dass Unwetter zunehmen und dass schon das jetzige System es nicht schaffe, alles Regenwasser abzuleiten. „Das sollen diese Druckleitungen hinkriegen?“ Im Übrigen sei es in der Altstadt nicht so leicht, mal eben ein Rohr unterm Haus zur Straße durchzuschießen. „Hier liegen richtige Findlinge in der Erde“, wisse er aus Erfahrung.

Da die Anwohner zu den jährlichen Abwassergebühren von der Hauspumpen-Erstanschaffung abgesehen auch Geld für Wartung zahlen und für den Kauf einer neuen Pumpe zurücklegen müssen – „ich glaube nicht, dass die zehn Jahre halten“ – würden sie doppelt so viel berappen wie normal. „Das ist nicht fair.“ Man habe schon reihum telefoniert, „es organisiert sich ein Widerstand, vielleicht kann man gerichtlich vorgehen“, so Grube, der dann aber auch gleich ablässt. „Ich glaub‘ nicht, dass man da was erreichen kann.“

Indes teilt Bürgermeister Bernd Schulze mit, dass es in Kürze einen Termin mit dem Wasserverband und der Verbandsgemeinde gibt. Die Marktlage hat die Kosten für die Stadt auf rund 500.000 Euro verdoppelt und das Geld sei trotz Förderung nicht da, sodass die Frage im Raum steht, ob die Stadt mit ihrem Part (Regenwasser) wartet. Aber baut der Wasserverband dann? Der Gestank soll schließlich auch ein Ende haben.