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Musical Factory Gardelegen inszenierte ihr zweites Krimidinner/Gelungene Premiere Ein Giftmord vor dem Hauptgericht

Von Donald Lyko 21.10.2013, 03:20

Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr hat die Musical Factory Gardelegen (MFG) ein neues Krimidinner inszeniert. Am Sonnabend erlebten Krimifreunde im Wirtshaus die Premiere - und dazu ein herbstliches Vier-Gänge-Menü.

Gardelegen l Sechs Freunde treffen sich zum Essen im Gardeleger Wirtshaus - am Ende ist einer von ihnen tot. Der Verleger Sebastian Krahl (Sebastian Prignitz) ist es, der mit einer Sackkarre aus dem Restaurant gerollt wird, nachdem er tot am Tisch zusammengebrochen war. Vergiftet, wie schnell klar ist. Doch von wem? Warum?

Ein Motiv hat jeder am Tisch: die Ehefrau Vanessa Krahl (Anna Bosse), weil ihr Gatte ein notorischer Fremdgänger und ihr mittlerweile schon egal ist; der Hobbykoch Günter Berlich (Ulf Wilmerstaedt), der vom eigenen Restaurant träumt und gern sein Buch "Die Seele der Rindsroulade" in Krahls Verlag veröffentlichen möchte - was Krahl bisher mit Lügen erfolgreich verhindert hat; Berlichs Frau Hanne (Franziska Kobert), die kurz vor dem Mord von Krahl als Geliebte abserviert worden war. Und es gibt noch das Paar Lucy Schäfer (Anke Frieß) und Beate Schäfer (Siglinde Hintze). Mit Lucys Tochter Suse hatte Krahl ein Verhältnis, auch Beate war seinem Charme erlegen. Und dann ist da noch Kellner Alf (Volker Winkel). Was könnte der mit den Anwesenden zu tun haben?

Eifersucht, gekränkte Eitelkeit, Lügen, Verrat - Motive gibt es in der kurzweiligen Inszenierung der MFG gleich mehrere. Auch an Gelegenheiten, dem geizigen, wenig sympathischen Verleger und Weiberheld das Gift zu verabreichen, mangelt es nicht. War der Blaue Eisenhut in der Suppe, im Wein, in den Chili-Pralinen, war er im Salat oder vielleicht im Schnäpschen, mit dem alle auf die Freundschaft und den schönen Abend angestoßen haben? Die Gäste des Krimidinners bekommen eine ordentliche Rätselnuss zu knacken.

Dass es diesmal nicht ganz leicht war, zeigte die Auswertung. Denn deutlich weniger Hobbydetektive als beim Stück im vergangenen Jahr, als in der "Bar jeder Vernunft" gemordet worden war, tippten richtig. Darunter war Anette Bernstein aus Gardelegen, die als Gewinnerin gezogen und mit einem Gutschein belohnt wurde. Wer der Mörder ist und was die schmackhafte "Tatwaffe", wird an dieser Stelle nicht verraten, denn es wird ja noch weitere Vorstellungen geben - und die sollen bis zum Ende spannend bleiben.

Was aber verraten werden darf: Es kann viel gelacht werden. Denn wie schon im vergangenen Jahr, als die MFG mit ihrem Krimidinner Neuland betreten hatte, lebt das Stück von der schnellen Folge bekannter oder weniger bekannter Witze, Sprüche und humoriger Lebensweisheiten. Da beklagt Vanessa Krahl angesichts ihres Alters schon mal: "Meine Geburtstagstorte grenzt schon an einen Fackelumzug." Genießer Günter Berlich streicht mit den Worten über seinen Bauch: "Man muss dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen." Die vegetarische Krankenschwester Beate muss sich anhören, dass ihr Beischlaf wohl Bestäubung heiße. Und natürlich gibt es die Sprüche über Männer und Frauen, die immer gut ankommen. Der zum Beispiel von Lucy Schäfer, dass es nichts Nachtragenderes gibt als Frauen und Elefanten.

Gespielt wurde umgeben vom Publikum, denn eine Bühne gibt es beim Krimidinner nicht. Da spielt sich alles mittendrin ab - und darum genossen die sechs Darsteller an ihrem Tisch wie die Zuschauer einen grünen Salat als ersten Gang und eine Kürbiscremesuppe als zweiten. Volker Winkel als Kellner moderierte das Geschehen, stellte die nacheinander auftretenden Charaktere vor und kündigte die Gänge an, die Wirtshausinhaber Dirk Wischeropp und seine Mannschaft für den Abend vorbereitet hatten. Nach dem Mord hatten die Krimifreunde nicht nur Zeit, um die Tippzettel auszufüllen, sondern hauptsächlich für den Gang zum Büfett. Das Dinner wurde mit einer Crème brûlée abgerundet.

Nach der Premiere am Sonnabend sind vorerst zwei Veranstaltungen in Arendsee geplant. Die Mitwirkenden würden sich freuen, wenn weitere Restaurants Interesse hätten, denn so könnte das Krimistück in unterschiedlichem Ambiente aufgeführt werden.