Zwei Generationen gesanglich ausgebildet: Mädchenchor feiert 35-jähriges Bestehen

35 Jahre gibt es den Mädchenchor am Landesgymnasium für Musik in Wernigerode mittlerweile. Eine der ersten Sängerinnen und eine aktuelle Sopranistin verraten, was sie an diesem Ensemble so fasziniert.

Wernigerode l Nicht mehr lange und Isabell Behrens hat ihr Abitur in der Tasche. "Nach der Schule werde ich Musik studieren", sagt die Schülerin des Landesgymnasiums für Musik Sachsen-Anhalt in Wernigerode entschlossen. "Aber ich werde auch während des Studiums oft hier zu Besuch sein und den Mädchenchor während der Chorpraktika und der Probenarbeit unterstützen."

In ihrer Stimme schwingt auch ein wenig Wehmut mit, denn mit dem Schulabschluss endet für die 18-Jährige auch die Zeit im Mädchenchor. Dort entlastet sie als sogenannte Stimmführerin Chorleiter Steffen Drebenstedt, der mit dem Ensemble seit drei Jahren arbeitet. Als Solistin und eine der Ältesten im Chor ist Isabell Behrens Vorbild für viele der 62 weiteren Sängerinnen. Eine große Aufgabe steht der Sopranistin vor ihrem letzten Schultag allerdings noch bevor - das Jubiläum zum 35-jährigen Bestehen des Chores.

Mädchen aus Hamburg und Wernigerode bestreiten Konzert

"Wir haben einen befreundeten Mädchenchor aus Hamburg eingeladen, der mit uns ein Konzert bestreiten wird", verrät sie. Der Bergedorfer Mädchenchor wird gemeinsam mit dem Wernige-röder Klangkörper am Sonnabend, 12. Mai, ab 18 Uhr in der Johanniskirche ein umfangreiches Programm präsentieren. "Von internationalen und deutschen Volksliedern über bekannte Gospels wie ¿Oh happy Day\' und geistliche Chorliteratur ist für jeden Zuhörer etwas dabei", so die Sängerin. Die beiden gleichstimmigen Chöre werden auch einen gemeinsamen Titel vortragen.

Nicht nur in Hamburg, auch in Großbritannien hat der Mädchenchor gleichgesinnte Freunde gefunden. "Das schönste Erlebnis war in meinen Augen unsere England-Tournee nach London und Lancaster im vergangenen Jahr", erinnert sie sich. Die Lancaster Girls\' Grammar School, ein reines Mädchengymnasium, wird auch in diesem Juni wieder Ziel einer Konzertreise sein. Außerdem stehen Aufnahmen für eine neue CD an.

Professor Friedrich Krell regte Gründung 1977 an

An digitale Tonträger war vor 35 Jahren, als der Mädchenchor gegründet wurde, noch gar nicht zu denken. Da die Schule, die als Schmiede für Musiklehrer galt, viel mehr Mädchen als Jungen besuchten, wurde auf Anregung von Professor Friedrich Krell, dem Gründer des Rundfunkjugendchores, ein Mädchenchor geschaffen. Claudia Senf leitete 1977 die erste Besetzung. Vier Jahre später übernahm Bertram Zwerschke die Leitung.

Beate Bensing war eine der ersten Damen, die im Mädchenchor sang. Die 47-Jährige erlebte die Chorarbeit von 1979 an für vier Jahre. "Diese Zeit hat meine Persönlichkeit sehr geprägt", sagt die Lehrerin, die aus der Nähe von Boltenhagen stammt. "Wir waren damals etwa 40 Mädchen und haben den Großteil unserer Freizeit gemeinsam verbracht." In einer Gemeinschaft, die nur aus jungen Frauen besteht, komme es zwar auch zu Reibereien. Doch heute wie damals seien Zickereien die Ausnahme gewesen, bestätigen Isabell Behrens und Beate Bensing. "Es geht entspannt und familiär zu, weil die Älteren auf die Jüngeren achten", erklärt Isabell Behrens.

Das Ensemble, das ursprünglich für Schülerinnen gegründet worden war, die nicht in den Rundfunkjugendchor aufgenommen wurden, bestach gesanglich schon bald auf demselben hohen Niveau wie der renommierte gemischte Chor der Schule. Bertram Zwerschke führte die Mädchen während seiner Zeit als Chorleiter zu zahllosen Wettbewerbserfolgen.

Chorolympiade in Linz mit Goldmedaille gekrönt

So gewannen die Sängerinnen 1993 und 1997 den Landeschorwettbewerb in Halle, erkämpften sich bei der Chorolympiade im österreichischen Linz im Jahr 2000 eine Goldmedaille und waren 2005 Kategoriesieger beim 4. Internationalen Johannes-Brahms-Chorwettbewerb in Wernigerode.