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Rund 8000 Liter pro Minute (11 500 Kubikmeter Wasser am Tag) werden in die Umflut geleitet / Pumpleistung wird weiter erhöht Feuerwehr pumpt für Friedensweiler Grundwasser bedroht Bördelandhalle

Von Matthias Fricke und Karl-Heinz Kaiser 27.01.2011, 04:29

Mit einer 250 Meter langen Schlauchstrecke und einer Hochleistungspumpe hat gestern die Feuerwehr begonnen, Wasser aus dem Biederitzer Busch in die Umflut zu pumpen. Damit soll der Wasserspiegel im Polder Friedensweiler gesenkt werden. Dorthin wird wiederum seit einer Woche das Wasser aus der Furtlake gepumpt. Indes bedroht das steigende Grundwasser auch die Bördelandhalle. Hier ist am Sonnabend eine große Live-Fersehshow geplant.

Herrenkrug. Die Lage spitzt sich nach Angaben vom Ordnungsbeigeordneten Holger Platz in den ostelbischen Gebieten weiter zu. Keller wurden in Friedensweiler, Puppendorf und im Ehlegrund geflutet. Eine neue "Rettungsaktion" soll nun die Lage zumindest nördlich der Berliner Chaussee entspannen. Mit einer Hochleistungspumpe, die 8000 Liter Wasser pro Minute bewegt, pumpt die Feuerwehr seit Mittwochmorgen das Wasser aus dem Waldstück südlich der Breitscheidstraße (Polder Friedensweiler) über den Damm bzw. eine Straßenerhebung in die Umflut. "Wir werden dies einige Tage lang tun müssen, damit der steigende Wasserspiegel im Polder Biederitzer Busch gestoppt oder sogar abgesenkt werden kann", erklärte gestern Einsatzleiter Olaf Derlath.

Dabei stellte sich gestern ein weiteres Problem heraus. Der Polder ist zwischen der Breitscheidstraße und dem Bereich Friedensweiler nicht ganz durchlässig. Eine 30 Meter breite Erdbarriere muss deshalb am heutigen Donnerstag abgetragen werden, um eine Durchlassfähigkeit zu gewährleisten. Als weiterer Schritt ist geplant, dass eine große SWM-Pumpe zusätzlich aufgestellt werden soll, um die Leistung weiter zu erhöhen. "Wir erhoffen uns damit eine Entspannung der Situation in dem Bereich", so Platz.

Wegen des hohen Drängwasserstandes und zur Sicherung der Pumparbeiten im Bereich der Furtlake wird die Straße An der Lake weiträumiger abgesperrt als bisher.

Um zusätzlich den Wasserspiegel in dem Polder zu senken, sollte aus demselben Polder nördlich der Siedlung Friedensweiler das Wasser in der Nähe des Steingrabensiels abgepumpt werden. Doch der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) lehnte ein Aufstellen einer Pumpe im Bereich des Deiches aus Sicherheitsgründen kategorisch ab.

Hoffnungen setzt Platz nun auf die Schließung des Pretziener Wehres am Sonnabend um 9 Uhr und die damit verbundene Aussage des LHW, dass bereits wenige Stunden später die Siele geöffnet werden können, damit zumindest das Drängwasser auf natürliche Weise abfließen kann.

Die Zufahrtsstraße nach Randau bleibt vorerst noch befahrbar. Das ergab eine Prüfung des Tiefbauamtes. Parallel dazu hat das Tiefbauamt mögliche Umleitungsstrecken untersucht. Ziel ist es, dass Randau auch bei einer Überflutung der Zufahrtsstraße erreichbar ist. Die Umleitung soll über einen alten LPG-Weg nach Elbenau erfolgen. "Näheres wollen am Donnerstag Vertreter des Tiefbauamtes, der Straßenverkehrsbehörde und der Magdeburger Verkehrsbetriebe abstimmen", erklärte Holger Platz.

Nur 23 Zentimeter unterm Hallenboden

Das extrem angestiegene Grundwasser bedroht auch die im Osten der Stadt gelegene Bördelandhalle. Es steht derzeit nur noch 23 Zentimeter unter der Bodenplatte des Gebäudes, sagte der Geschäftsführer des kommunalen Gebäudemanagements, Heinz Ulrich.

Die Lage an der größten Veranstaltungshalle in Sachsen-Anhalt ist seit gut einer Woche angespannt. Täglich wurde ein Anstieg des Grundwasserspiegels um 5 Zentimeter registriert. Eine Expertengruppe hat entsprechende Maßnahmen eingeleitet. So sollen zwei um die Halle gruppierte Pumpstationen aktiviert werden.

Es werde alles getan, um die Halle zu sichern, hieß es. Erst im vergangenen Jahr wurde der jetzt bei weiter steigendem Grundwasser gefährdete Sportboden für 600 000 Euro saniert.

Andererseits steht am Sonnabend eine große Musikschau ins Haus, die live in der ARD übertragen wird. Das Winterfest der Volksmusik mit Florian Silbereisen wird aus heutiger Sicht nicht ins Wasser fallen. Dafür werde alles getan, sagte zuversichtlich Manfred Stietzel, kaufmännischer Leiter der Messe- und Veranstaltungsgesellschaft (MVGM).

Noch vor wenigen Tagen stand auch eine derartige Entwicklung zumindest im Bereich des Möglichen.

Seit Dienstag aber hat sich der Grundwasserpegel auf die auch gestern gemessenen Werte stabilisiert. Das Grundwasser blieb bis zur Stunde bei 23 Zentimeter unter der Bodenplatte, sagte gestern Nachmittag Heinz Ulrich.

Die Werte können aber weiter steigen. Heinz Ulrich: "Wir bereiten uns deshalb aufs Abpumpen vor." Das werde aber mit Fingerspitzengefühl geschehen, damit dadurch nicht noch größerer Schaden angerichtet werde, sagte er. Es werde alles unternommen, damit das Grundwasser nicht in die Halle läuft, sagte er.

Der Geschäftsführer kündigte an, künftig zusätzlich zu den zwei vorhandenen Anlagen ein erweitertes Brunnensystem rund um die Halle zu etablieren. Die 1997 eröffnete Bördelandhalle (Kosten ca. 30 Millionen Euro) ist nach Angaben von Manfred Stietzel die größte Veranstaltungshalle in Sachsen-Anhalt. Sie war schon einmal, beim Jahrhundert-Hochwasser 2002, extrem gefährdet.

Damals wurden Sandsäcke in der Halle deponiert, um ein Aufschwimmen des Fußbodens zu verhindern. Dies würde aber in der jetzigen Situation nichts bringen, erklärte Ulrich.