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Guidetti: Zukunft als Volleyball-Bundestrainer offen

03.10.2014, 07:52

Triest - Nach dem Absturz der deutschen Volleyballerinnen bei der WM in Italien hat Giovanni Guidetti seine Zukunft als Bundestrainer offengelassen.

"Ich habe noch keine Entscheidung getroffen, aber wenn ich am Ende von diesem Turnier merke, dass ich dieser Mannschaft nicht mehr helfen kann, dann spreche ich mit dem Präsidenten", sagte der 42-Jährige der Nachrichtenagentur dpa und dem "Volleyball-Magazin" in Triest. "Dass in acht Jahren mal ein Turnier schlecht läuft, kann passieren." Ihn treibt nun die Frage um: "Kann ich der Mannschaft noch helfen?"

Diese WM ist neben den verpassten Qualifikationen für Olympia 2008 und 2012 die größte Delle in Guidettis Karriere als Bundestrainer. Die deutschen Volleyballerinnen haben von bislang sieben Spielen bei der Endrunde fünf verloren, dabei erstmals in der DVV-Historie vier WM-Partien nacheinander, und sind vorzeitig raus. In den letzten beiden Spielen gegen China (0:3) und Japan (2:3) war beim entzauberten EM-Zweiten zumindest eine Leistungssteigerung zu sehen. Guidetti ist seit Mai 2006 Bundestrainer. Erst im März hatte er seinen Vertrag bis 2016 verlängert.

Ein vorzeitiger Abschied Guidettis kommt für Verbandschef Thomas Krohne aber nicht infrage. "Natürlich müssen wir die WM analysieren und herausfinden, woran es lag. Das werden wir gemeinsam mit Giovanni machen", erklärte der DVV-Chef. Bei der EM 2015 und bei Olympia 2016 wolle er wieder erfolgreiche Volleyballerinnen sehen, "ganz klar und ohne Wenn und Aber: natürlich mit Giovanni Guidetti."

Der Bundestrainer räumte indes ein, die Mannschaft mit dem Medaillenziel unter Umständen überfordert zu haben. "Ich glaube immer, dass große Ziele große Erfolge bringen. Vielleicht war es diesmal zu viel. Die Mädels haben am Anfang mit zu viel Druck gespielt", analysierte er. "Vielleicht war das Ziel zu hoch." Guidetti betonte: "Ich nehme auch Schuld auf mich."

Ein schlechtes WM-Abschneiden sei im Grunde unweigerlich mit Korrekturen verbunden. "Es kann Konsequenzen für alle haben, natürlich", sagte der Italiener, der nach der Niederlage gegen Japan auf einem langen Abendspaziergang zurück ins Teamhotel weiter nachdenken wollte. "Es ist aber noch nicht die Zeit, Bilanz zu ziehen." Nach dem Ende der Endrunde für die Deutschen am Sonntagabend sei es dann an der Zeit, das Turnier umfassend aufzuarbeiten.

Kapitän Margareta Kozuch meinte mit Blick auf die enttäuschende WM: "Man muss immer über Konsequenzen nachdenken." Die 27-Jährige war auch gegen Japan weit von ihrer Topform entfernt. Kozuch hatte sich im Sommer auf einem Rucksackurlaub in Asien einen Virus eingehandelt und hatte deshalb keine ideale WM-Vorbereitung.

"Diese Mannschaft ist zukunftsweisend", betonte Mittelblockerin Christiane Fürst. "Wir wollen die letzten beiden Spiele so gut wie möglich abschließen." Der Zusammenhalt im Team macht ihr Mut. "Die Mannschaft ist nicht auseinandergebrochen", sagte sie. Die Aufarbeitung der Endrunde laufe intern längst.

Guidetti räumte ein, vermutlich nicht nur mit dem Medaillenziel daneben gelegen zu haben. "Ich habe den Sommer über so gearbeitet, dass ich zwei gleichwertige Zuspielerinnen aufbaue. Aber am Ende hatte ich nicht zwei, sondern vielleicht anderthalb", sagte der Mann aus Modena, der Spielanteile der früheren Stammkraft Kathleen Weiß an Mareen Apitz abgegeben hatte.

Ein Manko der Truppe sei das fehlende Maß an Angriffslust. "Das Team ist zu brav und zu harmonisch manchmal. Diese Mannschaft braucht einen Chef, aber wir sind zu nett manchmal", erklärte Guidetti. "Einerseits ist das ihre Stärke. Aber es gibt Teams, bei denen junge Spielerinnen mit Blicken getötet werden, wenn sie Fehler machen." Guidettis Erkenntnis: "Manchmal wirst du auch erst richtig gut, wenn du Angst hast, Fehler zu machen."

Die Endrunden bei EM und WM unter Guidetti: