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Fahrbericht Der Renault Captur zeigt Sinn fürs Praktische

Lange Zeit galt der Kombi als das Familienauto schlecht hin. Doch inzwischen hat ihm das SUV den Rang abgelaufen. Modelle wie der neue Renault Captur sind der beste Beweis dafür. Ein schlechtes Gewissen muss man dabei kaum mehr haben.

13.11.2019, 03:27

Berlin (dpa-infocom) - Das meistverkaufte Modell im Segment der kompakten Geländewagen geht in die zweite Runde. Nach acht Jahren und 1,5 Millionen Autos bringt Renault jetzt die nächste Generation des Captur.

Für Preise ab 17.950 Euro wird er außen etwas eleganter und innen hochwertiger. Außerdem bietet das Mehrzweckauto spürbar mehr Platz und macht bei Antrieb und Assistenten einen gewaltigen Sprung nach vorn.

SUV ohne schlechtes Gewissen

Dabei haben die Franzosen zumindest beim Design dem ungebrochenen Trend zum SUV noch stärker Rechnung getragen. Der Captur wurde nicht nur mit mehr Chrom herausgeputzt, sondern auch etwas bulliger und selbstbewusster gezeichnet. So weckt er auf den ersten Blick zwar die Lust auf neue Erkundungstouren durch die Großstadt. Doch zum echten Geländewagen fehlen ihm die Bodenfreiheit und vor allem der Allradantrieb - von einer Untersetzung ganz zu schweigen. Wie bei vielen Konkurrenten geht es hier also eher um Schein als Sein.

Der Vorteil: Ohne die aufwendige Technik bleiben auch das Gewicht und mit ihm der Verbrauch im Rahmen. Schon jetzt steht der sparsamste Captur mit 4,1 Litern und einem CO2-Ausstoß von 108 g/km in der Liste. Und wenn er im Frühjahr als erster Renault und als erster im Segment als Plug-in-Hybrid mit 45 Kilometern Reichweite kommt, muss man kein schlechtes Gewissen mehr haben.

Mehr Platz und Qualtität im Innenraum

Während man den Captur von außen auf Anhieb wiedererkennt, reibt man sich beim Einsteigen die Augen. Denn innen haben die Designer deutlich nachgebessert. Aber das war auch nötig: Hat die erste Generation die Insassen mit einer tristen Plastikwüste genervt, beweist Renault jetzt ein besseres Händchen bei der Materialauswahl und viel mehr Liebe zum Detail. Die Kunststoffe sind weich unterschäumt und wirken sehr beständig. Jeden Schalter oder Hebel ziert ein Chromrähmchen, im Cockpit prangt ein riesiger Bildschirm, und der große Touchscreen ist brillanter als manches Tablet-Display. Und weil die Mittelkonsole nach oben gerückt ist, fühlt man sich am Steuer fast so umhegt wie in einem Sportwagen.

Den Fortschritt spürt man aber nicht nur in der ersten Reihe, sondern auch im Fond. Schließlich ist der Captur beim Generationswechsel auf 4,23 Meter gewachsen, hat in der Länge um elf und im Radstand um drei Zentimeter zugelegt. Deshalb bietet er nun den Hinterbänklern spürbar mehr Platz und zudem ein größeres Gepäckabteil, dessen Volumen sich um fast 50 auf 422 Liter vergrößert. Und genau wie etwa der VW T-Cross überrascht er mit einer um 16 Zentimeter verschiebbaren Rückbank, mit der jeder seinen individuellen Kompromiss zwischen Kniefreiheit und Kofferraum finden kann. Zusammen mit pfiffigen Details wie der großen Schublade anstelle eines konventionellen Handschuhfachs beweist der Captur einen Sinn fürs Praktische und untermauert seinen Ruf als ideales Familienauto.

Neue Assistenten, kaum Innovation unter der Haube

Erweitert hat Renault auch die elektronische Kompetenz des Captur. Schließlich hat er mehr Assistenzsysteme an Bord als die meisten anderen Renault-Modelle: Im fließenden Verkehr hält er automatisch den Abstand, bremst im Stau alleine ab und fährt selbstständig wieder an, auf der Autobahn folgt er mit aktivem Lenkeingriff ohne Zutun des Fahrers der Spur, und wenn es mal brenzlig wird, schlagen allerlei Sensoren Alarm. Erstmals bei Renault schaut der Captur deshalb etwa beim Ausparken auch nach dem Querverkehr.

So viel sich bei Abmessungen, Ambiente und Ausstattung verändert hat, so wenig tut sich unter der Haube. Zumindest zum Start. Da gibt es wie bislang einen 1,5 Liter großen Diesel mit 85 kW/116 PS, einen 1,3 Liter großen Vierzylinder-Benziner mit 96 kW/131 PS oder 113 kW/154 PS und als Gruß aus dem Clio einen 1,0 Liter großen Dreizylinder-Turbo, der mit 74 kW/100 PS in der Liste steht. Buchstäblich spannend wird es deshalb erst mit dem Plug-in-Hybrid im nächsten Jahr. Doch mögen die Motoren auch alt sein, bewähren sie sich im familienfreundlich abgestimmten Captur noch einmal aufs Neue. Mit dem 1,3-Liter jedenfalls ist man schon in der schwächeren Variante gut bedient, kommt dank der maximal 240 Nm flott vom Fleck und hält ganz locker im fließenden Verkehr mit. Nur die 270 km/h auf dem Tacho sind bei einem Spitzentempo von 193 km/h vielleicht ein bisschen optimistisch.

Fazit: Für die Titelverteidigung gerüstet

Ja, es weht ein rauer Wind im Großstadtgelände, und beinahe wöchentlich treten neue Wettbewerber auf den Plan. Doch mit dem neuen Format und der aufgefrischten Form ist der europäische Bestseller Captur für die Titelverteidigung gut gerüstet. Zumal zu seinen Stärken auch ein höherwertiger Innenraum, seine unverändert praktischen Tugenden und jede Menge neue Elektronik zählen.

Datenblatt: Renault Captur TCe 130 EDC

Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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