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"Der Fänger im Roggen" J.D. Salinger, der große Unbekannte

"Der Fänger im Roggen" machte J.D. Salinger weltbekannt. Danach schottete sich der scheue Autor ab, soll aber bis zu seinem Tod 2010 nie mit dem Schreiben aufgehört haben. Am Neujahrstag jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal.

Von Christina Horsten, dpa 30.12.2018, 12:17

New York (dpa) - Ein Roman wie eine Revolution: "Der Fänger im Roggen" thematisierte als eines der ersten Werke der Nachkriegsliteratur die Jugendrebellion, das Aufbegehren der Heranwachsenden gegen die Generation der Eltern, wurde weltweit zum Bestseller und machte seinen Autor J.D. Salinger schlagartig berühmt.

Doch der scheue Salinger, dem Ernest Hemingway einst "eine höllische Begabung" bescheinigte, zog sich danach so gut wie komplett aus der Öffentlichkeit zurück, verschwand hinter hohen Zäunen in Cornish im stillen US-Bundesstaat New Hampshire und starb dort im Jahr 2010. "Der Fänger im Roggen" blieb - und verkauft sich immer noch tausendfach pro Jahr weltweit. Am Dienstag (1.1.) wäre Salinger 100 Jahre alt geworden.

"J.D. Salinger verbrachte zehn Jahre damit, den "Fänger im Roggen" zu schreiben – und bereute es danach für den Rest seines Lebens", behauptete 2015 eine Biografie. In seinem Leben nach dem berühmten Werk habe er sich dem Hinduismus zugewandt. Abgesehen vom "Fänger im Roggen" 1951 veröffentlichte Salinger nur einige Kurzgeschichten und Erzählungen. Nachdem 1965 seine letzte Veröffentlichung "Hapworth 16, 1924" von der Kritik verrissen wurde, verstummte der Schriftsteller, auch wenn er bis zu seinem Tod fleißig weiterschrieb.

Geboren wurde Jerome David Salinger am ersten Tag des Jahres 1919 als Sohn eines New Yorker Juden und einer schottisch-irischen Katholikin. Der Vater schickte den jungen Mann einige Monate zur Verwandtschaft nach Europa, wo er in Wien nicht nur Deutsch, sondern auch das Fleischerhandwerk lernte. Doch die Leidenschaft Salingers waren die Worte. Schon als Kadett in einer Militäranstalt veröffentlichte er erste Texte in der Schülerzeitschrift, als Student waren es Kurzgeschichten. Auch als Soldat in Frankreich schrieb Salinger weiter.

1951 dann der "Fänger im Roggen": Darin erzählt ein 16-Jähriger, wie er vom Internat geflogen ist, sich ein Wochenende und den darauffolgenden Montag vor der Heimkehr nach Hause drückt und stattdessen die Zeit in Salingers Heimatstadt New York totschlägt. Zuweilen scheint es wie eine Drei-Tage-Pubertät, doch Holden Caulfield rebelliert vor allem gegen das Spießige, das Normale, das Heuchlerische, die Erwachsenenwelt - an deren Anerkennung ihm doch so viel liegt. Selbst mit Goethes "Werther" wurde das Werk verglichen.

Unmengen habe Salinger nach dem "Fänger im Roggen" noch geschrieben, sagte seine Tochter einmal - aber ohne etwas zu veröffentlichen, weil er sich vor Kritik gefürchtet habe. So ähnlich sagte es Salinger auch einmal selbst der "New York Times", in einem seiner ganz seltenen Interviews: "Nicht zu veröffentlichen gibt unglaublichen Frieden. Zu veröffentlichen ist ein schreckliches Eindringen in meine Privatsphäre. Ich mag es, zu schreiben. Ich liebe es, zu schreiben. Aber ich schreibe nur für mich und mein eigenes Vergnügen."