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Bushaltestellen „Hätten eine Beule pflastern müssen“

In den nächsten Jahren werden die 170 Bushaltestellen der Einheitsgemeinde Gardelegen auf Barrierefreiheit geprüft und bei Bedarf umgebaut.

Von Gesine Biermann 16.01.2018, 20:00

Gardelegen l Im Stadtrat hatte er kein Rederecht bekommen, im Bauausschuss drückten die Mitglieder am Montagabend ein Auge zu und beschlossen, ihn während der Einwohnerfragestunde sprechen zu lassen. Denn Ralf Düring ist zwar ehemaliger Polvitzer, wohnt aber mittlerweile nicht mehr in der Einheitsgemeinde Gardelegen. Dennoch sei er immer noch an seiner Stadt interessiert, betonte er am Montagabend während der Bauausschusssitzung. Und immer wieder falle ihm auf, dass etliche Bushaltestellen nicht für Menschen mit Behinderungen geeignet seien. Als eines der schlechten Beispiele nannte Düring die Bushaltestelle an der Bismarker Straße, verwies auf bestehende Gesetze und schlug vor, künftig Menschen mit Behinderungen an der Planung zu beteiligen.

Vorwürfe, die Bauamtsleiter Engelhard Behrends nicht unkommentiert stehenlassen wollte: „Wir haben ja schließlich schon viele Bushaltestellen gebaut“, erinnerte er. Und auch das Thema Barrierefreiheit sei bekannt. „Sie müssen aber bedenken, dass wir 170 Bushaltestellen haben, und wenn der Umbau jedesmal rund 10. 000 Euro kosten würde, müssten wir Millionen aufwenden.“ Das, so Behrends, sei nur nach und nach und auch nur mit Fördermitteln möglich.

Genau dafür habe das Land derzeit aber ein neues Förderprogramm aufgelegt. In der kommenden Woche gebe es bereits einen Termin mit dem Landesbaubetrieb. Ziel sei es, eine Prioritätenliste zu erstellen, die dann abgearbeitet werden müsse, so Behrends. Die Prioritäten werden dabei allerdings anhand von Nutzungskategorien vergeben. Stark frequentierte Haltestellen würden natürlich zuerst betrachtet. Zu jenen gehöre die Haltestelle an der Bismarker Straße in Gardelegen indes nicht, erläuterte er. Diese zähle zur Kategorie drei, das bedeutet, sie wird durchschnittlich von weniger als fünf Passanten genutzt.

Die Nebenanlagen der Bismarker Straße waren zwar erst vor wenigen Wochen neu gebaut worden. Wären hier die Vorgaben beachtet worden, „hätten wir da aber eine Beule pflastern müssen“, so der Bauamtschef weiter. Die Höhe der Bordsteine sei jedoch bislang auch noch nie zum Problem geworden, versicherte er. Dafür sorgten nämlich auch absenkbare Ebenen an den Bussen und Rufbussen.

Und das bestätigte schließlich auch Peter Antoszewski, Behindertenbeauftragter der Stadt Gardelegen. Über das Problem habe es mit der PVGS (Personenverkehrsgesellschaft) einen regen Briefwechsel gegeben, betonte Antoszewski. Zudem würden neue Projekte regelmäßig mit ihm abgestimmt.

„Schließlich gibt es in der Stadt Fachleute“, fasste Bauausschusschef Gustav Wienecke zusammen. Dennoch bedankte er sich bei Ralf Düring fürs „Aufpassen“.