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Corona-KriseNur Gutscheine statt Geld

Rückerstattung von Eintrittskarten sorgt für Verdruss bei Veranstaltern und Besuchern

Von Manuel Holscher 07.07.2020, 02:06

Magdeburg/Halle l Bei Simone Meisel laufen die Telefone heiß. Sie arbeitet als Juristin bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt in Halle. Seit Wochen bearbeitet sie Anfragen enttäuschter, ratloser und teils wütender Kunden, die Eintrittskarten gekauft hatten, wegen Corona die Veranstaltungen jedoch nicht besuchen durften. Und jetzt auf eine Rückerstattung des Preises hoffen. „Der Stichtag ist der 20. Mai dieses Jahres. Seitdem gilt ein neues Gesetz, das die Rückabwicklung der Kartenkäufe im Freizeitbereich regelt“, sagt die 59-Jährige.

Wer vor dem 8. März 2020 eine Eintrittskarte gekauft hatte, hat seit dem 20. Mai 2020 keinen Anspruch mehr auf Auszahlung des Kaufpreises.

Die Veranstalter sind berechtigt, einen Gutschein zu übergeben, heißt es im Artikel 1, Paragraf 5 des Gesetzes zur Abmilderung der Folgen der Covid-19-Pandemie im Veranstaltungsrecht. Diese Dokumente müssen den Eintrittspreis, die Vorverkaufsgebühr und alle Nebenkosten enthalten. Ansprechpartner der Kunden sei immer der Veranstalter.

Auch in der Geschäftsstelle des Fußball-Drittligisten 1.FC Magdeburg sorgen die Folgen der Pandemie für einen enormen Mehraufwand. Insgesamt sechs Heimspiele mussten wegen Corona ohne Zuschauer stattfinden. Der Verein muss sich jetzt um rund 12 500 Dauerkarteninhaber und die Käufer von Tageskarten kümmern, für jede Partie ohne Zuschauer. Das entspricht insgesamt rund 100 000 Vorgängen, die bearbeitet werden müssen, heißt es vom Club. „Das stellt für den FCM eine Herausforderung dar, die wir im Sinne aller Fans meistern wollen“, sagt FCM-Ticketingleiter David Welke.

Die Handballer des SC Magdeburg (SCM) haben ebenfalls Einbußen durch die abgebrochene Saison. „Eventuelle Rückforderungen von Dauerkartenkunden und Sponsoren sind noch nicht genau absehbar. Allerdings erfahren wir bisher eine extrem starke Solidarität aller Beteiligten, wofür wir sehr dankbar sind“, so SCM-Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt.

Auch das Theater Magdeburg hat für die Inhaber von Tickets für Ballett, Musical, Oper und Operette ein Rückgabeformular online gestellt. „Wir haben schon rund 40 000 an Spenden bekommen von Zuschauern, die auf Erstattung verzichten“, freut sich Pressesprecherin Christine Villinger. Die Wernigeröder Schlossfestspiele verzichten freiwillig auf eine Gutscheinlösung und zahlen den jeweiligen Kaufpreis der Karten zurück. „Das ist für uns die einfachste Variante“, erklärt Nadine Elstermann vom Management die Ausnahme. Angeboten wird jedoch auch eine Spendenoption.