1200 Menschen bei Protestdemo gegen Neonazi-Aufzug in Weimar
Mit einem Großaufgebot hatte sich die Polizei auf einen angemeldeten Aufmarsch der rechtsextremen Szene und eine Gegendemonstration am Samstag in Weimar vorbereitet. Letztlich blieb die Zahl der Rechten überschaubar.

Weimar - Bei Protesten gegen einen angemeldeten Aufzug der rechtsextremen Szene in Weimar sind am Samstag nach Polizeiangaben rund 1200 Menschen auf die Straße gegangen. Sie zogen in einer Demonstration durch Teile der Innenstadt. Ein Aktionsbündnis hatte dazu aufgerufen. Am rechten Aufmarsch beteiligten sich nach Angaben eines Polizeisprechers zunächst rund 120 Teilnehmer, was etwa den erwarteten Zahlen entsprach. Weil sowohl die rechte Szene als auch das Aktionsbündnis im Internet ihre Anhänger bundesweit mobilisiert hatten, waren Stadt und Polizei auf deutlich mehr Teilnehmer auf beiden Seiten eingestellt.
Ein Großaufgebot der Polizei war in Weimar im Einsatz. Zu sehen waren auch Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern wie Bayern und Niedersachsen und der Bundespolizei, die Kontrollen von Bahnreisenden am Bahnhof angekündigt hatte. In der Nähe des Bahnhofs stand ein Wasserwerfer bereit.
Die Polizei sprach von mehreren Versuchen durch Gegendemonstranten, auf die Aufzugsstrecke der Rechten zu gelangen. Dabei seien auch etwa 25 Beamte aus Niedersachsen angegriffen worden, berichtete sie auf Twitter. Um dies zu unterbinden, hätten Polizeibeamte Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Das eingesetzte Pfefferspray traf nach Beobachtungen eines dpa-Reporters vor Ort auch Polizeibeamte. Laut Polizei wurden auch Platzverweise gegen Gegendemonstranten erteilt. Teilweise hätten Gegendemonstranten auch gegen das Vermummungsverbot verstoßen.
Ein Sprecher der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Thüringen (Mobit) zeigte sich erfreut, dass so viele Menschen aus verschiedenen Städten und Regionen in Deutschland gegen den Aufmarsch der Neonazi-Szene auf den Beinen waren. Dies sei in Thüringen erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie bei Protesten gegen Rechtsextreme oder die „Querdenker“-Bewegung gegen die Corona-Politik der Fall gewesen, schätzte ein Mobit-Sprecher in Weimar ein. Andererseits sei der Versuch der rechtsextremen Szene, auch eine größere Zahl von „Querdenkern“ zu mobilisieren, augenscheinlich nicht gelungen.
Bereits am Freitagabend waren nach Polizeiangaben etwa 150 Menschen zu einer friedlichen Demonstration gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen gekommen.