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Fachkräftemangel Wie die Fremdenlegion: Bundeswehr bald mit ausländischen Soldaten?

Bei der Bundeswehr fehlen Fachkräfte und Bewerber. Um dies zu ändern, erwägen Politiker nun, Soldaten ohne deutschen Pass in die Truppe aufzunehmen. Insgesamt müsse man europäischer denken, heißt es.

Von Arne Birger Jeske Aktualisiert: 23.01.2024, 10:36
"Wir. Dienen. Deutschland": Gilt das Motto auch bald für Ausländer, die dann in die Bundeswehr dürfen?
"Wir. Dienen. Deutschland": Gilt das Motto auch bald für Ausländer, die dann in die Bundeswehr dürfen? Symbolbild: IMAGO / Paul-Philipp Braun

Halle (Saale)/Magdeburg/DUR. - Überall in Deutschland fehlen Fachkräfte und gutes Personal. So auch bei der Bundeswehr. Um diese Lücke zu füllen, wird nun in Erwägung gezogen, die Truppe auch für Ausländer zu öffnen. Diesen Vorschlag machte jedenfalls Verteidigungsminister Boris Pistorius in einem Interview im Tagesspiegel.

Der Vorstoß erinnert an die französische Fremdenlegion. In ihr dienen Freiwillige aus über 150 Nationen als Zeitsoldaten.

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Bewerbermangel bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr setzt seit Jahren auf die "Trendwende Personal". Doch immer noch fehlen tausende Bewerber. Das Motto "Wir. Dienen. Deutschland" steht bei jungen Menschen nicht hoch im Kurs. Laut Statista wurden 18.692 Unteroffizier- und Offizier-Dienstposten allein zum Ende des Jahres 2022 nicht besetzt.

Bis zum Jahr 2031 soll die Truppe dennoch auf mehr als 200.000 Beschäftigte wachsen. Aktuell sind circa 181.000 Soldatinnen und Soldaten im Dienst. Hinzu kommen knapp 9.700 Wehrdienstleistende.

Für die Führungsebene der Bundeswehr unter Minister Pistorius gibt es aktuell noch viel zu tun, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Sein Vorschlag, die Bundeswehr auch für Ausländer zu öffnen, findet deswegen auch Zuspruch von anderen Politikern.

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Strack-Zimmermann: "Deutscher Pass für Dienst"

So machte FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zum Beispiel den Vorschlag, "dass Soldaten und Soldatinnen ohne deutschen Pass diesen durch den erfolgreichen Dienst in der Bundeswehr schneller bekommen können". Dies sagte sie gegenüber der Rheinischen Post. Strack-Zimmermann erklärte weiterhin: "Grundsätzlich müssen wir bei der Suche nach geeigneten jungen Menschen, die ihren Dienst in der Bundeswehr zu leisten bereit sind, deutlich europäischer denken."

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Rückhalt von der Opposition für die Öffnung der Bundeswehr

Auch CDU-Politiker Johann Wadephul, Fachmann für Verteidigung in der Partei, begrüßte den Vorschlag für die Öffnung der Bundeswehr. "Bürgerinnen und Bürgern, die keinen deutschen Pass haben, den Weg in die Bundeswehr zu öffnen, ist keine neue Idee", erklärte Wadephul gegenüber der Rheinischen Post

Allerdings würde der Vorschlag von Pistorius auch viele Fragen mit sich bringen, so Wadephul: "Gilt diese Möglichkeit nur für Bürgerinnen und Bürger von EU- oder Nato-Staaten oder auch noch darüber hinaus?" Könnten, so Wadephul, auch Staatsbürger aus Riskostaaten wie Syrien, Russland oder Iran in die Bundeswehr? Und er fragt weiter: "Ist die vollständige Kenntnis der deutschen Sprache nötig?"

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Ausländische Soldaten? Noch ist es nur eine Idee

Wadephul erklärte gegenüber der Rheinischen Post: „Boris Pistorius hat erneut in einem Interview eine Idee präsentiert, ohne konkret zu werden. Er ist jedoch der verantwortliche Fachminister und keine wandelnde Ideenbörse oder reiner Stichwortgeber, das heißt, er müsste schon konkreter werden."

Da die Truppe in einigen Jahren voll einsatzbereit sein soll, müssten die Nachwuchsprobleme nun angegangen werden. Wadephul mahnt deswegen: "Minister Pistorius selbst hat erklärt, die Bundeswehr müsse in fünf bis acht Jahren kriegstüchtig sein. Das ist in Fragen einer Personalstrategie ein furchtbar kurzer Zeitraum. Er sollte also schleunigst handeln."