Riesige Fundmenge an Ursaurier-Ruhestätte ausgegraben
Die Grabungsstätte Bromacker im Thüringer Wald wirkt auf den ersten Blick unscheinbar. Umso spektakulärer sind die Funde, die Forscher dort nun aus dem roten Tonstein hervorgeholt haben. Die Ursaurier-Ruhestätte erlaubt einen Blick in eine fremdartige Welt.

Georgenthal - Die versteinerte Kralle eines Raubtieres, Kratzspuren oder Knochen- und Skelettabdrücke von den Vorfahren der Dinosaurier: Forscher haben im Thüringer Wald eine riesige Menge an Funden aus einer Zeit von vor 290 Millionen Jahren aus dem Boden geholt. Einen Monat lang hat ein internationales Team aus rund 30 Paläontologen und Geologen am Bromacker - einer weltweit bedeutsamen Fossillagerstätte - gegraben. Mehr als 200 Kisten mit Funden aus der Ursaurier-Ruhestätte konnten sie bergen.
„Die Dichte an einzigartigen Fossilien ist überwältigend“, schwärmte Projektleiter Jörg Fröbisch vom Berliner Museum für Naturkunde am Freitag zum Abschluss der diesjährigen Grabung an der Fundstätte zwischen Tambach-Dietharz und Georgenthal. Die ausgegrabenen steinernen Zeugnisse sollen dabei helfen, ein Ökosystem im Perm zu rekonstruieren. Die Fundstücke werden daher nun bearbeitet, präpariert und erforscht.
Fröbisch sieht angesichts der Menge der Grabspuren am Bromacker für die biologische Forschung Potenzial für viele Jahrzehnte. Die Grabungen am Bromacker waren nach einem Jahrzehnt 2020 wieder aufgenommen worden. Sie sind Teil eines interdisziplinären Forschungsprojektes, das die frühe Evolution der Landwirbeltiere untersucht.
Dafür arbeiten das Museum für Naturkunde Berlin - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, die Friedrich-Schiller-Uni in Jena und der Unesco Global Geopark Thüringen Inselsberg-Drei Gleichen zusammen. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt bis 2025 mit insgesamt sechs Millionen Euro.
Für Peter Frenzel von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena ist am Bromacker ein Schatz vergraben, der einen Ausschnitt der Entwicklung des Lebens auf der Erde zeigt. Er und seine Geologen-Kollegen wollen mit Kartierungsarbeiten, Bohrungen und anderen Untersuchungen den Paläontologen zur Seite stehen und Wissen über die Vegetation, das Klima und somit
die Lebensumstände der Ursaurier liefern. Voraussichtlich zu Beginn des nächsten Jahres soll es dazu eine tiefere Bohrung durch 100 Meter mächtige Schichten geben.
In die Forschungsarbeiten sollen auch Laien, Hobby-Paläontologen und eine breite Öffentlichkeit einbezogen werden. So kündigte Timo Trümper von der Stiftung Schloss Friedenstein im Februar nächsten Jahres ein Bromacker-Lab im Schloss Friedenstein an. Dort soll den Besuchern interaktiv etwa mit Schaupräparationen und Mitmachstationen die Arbeit der Forscher näher gebracht werden. Perspektivisch sei zudem eine Dauerausstellung „Saurierland Thüringen“ mit präparierten Funden vom Bromacker geplant. „Das könnte in fünf Jahren soweit sein.“
Bereits im nächsten Sommer sollen indes die Ausgrabungen am Bromacker wieder fortgesetzt werden. Dann können Wanderer und Gäste voraussichtlich auch auf einer Besucherplattform den Wissenschaftlern über die Schulter schauen und sich dort an Schautafeln über die neuen Forschungsergebnisse informieren.