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Umweltverband: Gutachten nährt Zweifel an Suedlink-Nutzen

Von dpa 16.06.2021, 13:53

Erfurt - Ein neues Gutachten stellt nach Einschätzung des Umweltverbandes BUND die Notwendigkeit der geplanten Stromtrasse Suedlink in Frage. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Leitung nur bei der maximalen Stromproduktion durch Windkraft an der norddeutschen Küste erforderlich sei, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz am Mittwoch in Erfurt mitteilte. Solche Spitzen seien aber nur in einigen Dutzend Stunden pro Jahr zu erwarten, sagte der Autor der Gutachtens, Lorenz Jarass, Wirtschaftsinformatiker an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. Der könne auch durch Reservekraftwerke am Ort des Verbrauchs statt einer überdimensionierten Trasse gedeckt werden. Jedoch orientiere sich die Planung für den Leitungsbau ausschließlich am Spitzenbedarf.

Die rund 700 Kilometer lange geplante Suedlink-Leitung soll Strom von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Hessen und Thüringen nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. Der BUND, der das Gutachten gemeinsam mit Verbänden und Kommunen in Auftrag gegeben hatte, bezweifelt zudem den wirtschaftlichen Nutzen des Suedlink. Die Kosten dürften den Nutzen übertreffen, prognostiziert der Umweltverband. Die Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW beziffern die Investitionskosten für die Trasse auf 10 Milliarden Euro. Der BUND sieht sich hier auch durch eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bestätigt. Diese habe aufgezeigt, dass eine dezentral organisierte Energiewende mit deutlich weniger neuen Stromtrassen auskomme, hieß es.

Bürgerinitiativen und Kommunen entlang der geplanten Trasse laufen seit Jahren Sturm gegen das Vorhaben. Thüringen behält sich nach Angaben der Landesregierung weiter eine gerichtliche Überprüfung gegen die von der Bundesnetzagentur festgelegten Leitungsroute vor. Ein Abschnitt des 1000 Meter breiten Trassenkorridors verläuft durch den Wartburgkreis und den Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Die Suedlink-Leitung soll nach Verzögerungen bei der Planung voraussichtlich 2026 in Betrieb gehen.