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Zeitdruck bei Investorensuche in Genthin Waschmittelwerk steht zum Verkauf

Die Zukunft der 132 Beschäftigten im Waschmittelwerk Genthin liegt in
den Händen von Khodayar Alambeigi. Der Iraner, der kurzzeitig im
Gefängnis saß, ist über seine Holding nach wie vor im Besitz des Werkes.
Nach der Insolvenz der Betreibergesellschaft Gemini will Alambeigi nun
verkaufen.

17.06.2015, 01:08

Genthin l Vor wenigen Tagen informierte Alambeigi das Wirtschaftsministerium des Landes in einem Telefonat über seine Absicht, den Genthiner Standort zur verkaufen. Auch eine Zerschlagung des Werkes und somit den Verkauf einzelner Produktionssegmente zieht Alambeigi in Betracht. Die Pläne des Iraners sind den Mitarbeitern in Genthin bekannt.

"Es ist uns wichtig, dass der komplette Standort in verantwortungsvolle Hände verkauft wird", sagte Olaf Thiele, Vorsitzender des Betriebsrates im Waschmittelwerk.

Bei der Suche nach einem oder mehreren Investoren drängt die Zeit. Ende des Monats zahlt die Arbeitsagentur den 132 Beschäftigten das letzte Mal Insolvenzgeld. Sollte bis dahin keine Lösung gefunden werden, muss der Standort geschlossen werden, teilte der Duisburger Rechtsanwalt Sebastian Henneke mit, der die Insolvenzen der Betreibergesellschaften Gemini und Luhns verwaltet.

Die Mitarbeiter in Genthin müssen nun hoffen, dass Khodayar Alambeigi zu seinem Wort steht. Dass der Iraner noch immer im Besitz der Produktionsanlagen ist, hat er dem Konstrukt zu verdanken, mit dem er die Standorte in Genthin (Jerichower Land), Düren, Greven und Ibbenbüren (alle Nordrhein-Westfalen) verwaltete. Die insolventen Gesellschaften der Gemini-Gruppe waren nur Betreiber der Werke. Besitzer ist nach wie vor die Schweizer Gemini-Holding - und die gehört zu wesentlichen Teilen Khodayar Alambeigi und seinem Bruder Zolfaghar.

Die Holding hatte im November 2014 alle Standorte der Hansa Group aufgekauft, nachdem die Alambeigi-Brüder mit dem Chemiekonzern aus Duisburg pleitegegangen waren. Damals machten die beiden Iraner Geschäfte mit sich selbst.

Alambeigi-Brüder sind nicht mehr in Untersuchungshaft

Dass sich diese Geschichte wiederholt, dürften auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bielefeld verhindern. Wegen des Verdachts auf Kredit- und Subventionsbetrug in Millionenhöhe saßen die Alambeigi-Brüder im April und Mai in Untersuchungshaft. Mittlerweile sind die Geschäftsmänner wieder auf freiem Fuß, bestätigte ein Sprecher des Staatsanwaltschaft Bielefeld. Nicht etwa, weil ihre Unschuld bewiesen ist, sondern weil Anwälte der Alambeigi-Seite Beschwerde gegen die Haftbefehle eingereichten. Nach Volksstimme-Informationen lagen gegen die beiden Iraner bereits seit dem 9. Januar 2014 Haftbefehle vor. Doch die Staatsanwaltschaft Bielefeld vollstreckte den Arrest nicht, sondern sammelte weiter Beweise. Erst am 22. April dieses Jahres schlugen die Beamten zu, durchsuchten Standorte der ehemaligen Hansa Group und nahmen die Alambeigi-Brüder fest.

Anwälte der Alambeigi-Seite machten sich diesen langen Zeitraum nun zunutze. Das Bielefelder Landgericht setzte daraufhin die Haftbefehle außer Kraft. Begründung: Sie waren zu alt. Zudem habe die Beweislage für einen dringenden Tatverdacht nicht ausgereicht, sagte Mirco Schmidt, Sprecher des Landgerichts. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld sieht das freilich anders und hat gegen die Entscheidung ihrer Kollegen Beschwerde eingereicht. Bis zur Klärung der Angelegenheit durch das Oberlandesgericht in Hamm sind die Alambeigi-Brüder auf freiem Fuß.

Khodayar Alambeigi ließ eine Anfrage der Volksstimme unbeantwortet.