Wachstumsmarkt im Riesenreich hilft, Ausfälle in den Krisenstaaten Westeuropas zu kompensieren Deutsche Firmen profitieren vom russischen Automarkt
Moskau (dpa) l Russlands Automarkt wächst und wächst - und deutsche Unternehmen gehören zu den Gewinnern. "Mehr als jedes fünfte Auto, das derzeit in Russland verkauft wird, zählt zu einer deutschen Konzernmarke", freut sich Matthias Wissmann, Chef des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Besonders gefragt seien deutsche Oberklasse-Autos.
Der russische Automarkt gilt derzeit als einer der lukrativsten weltweit. Das Ziel, dass das Riesenreich den bislang wichtigsten europäischen Automarkt Deutschland überholen wird, steht.
Spätestens im Jahr 2015, so prognostizieren Händler in Moskau, sollen in Russland drei Millionen Autos verkauft werden - eine Größenordnung wie in Deutschland. Für 2012 erwarten Händler einen Anstieg von knapp 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 2,8 Millionen verkaufte Autos. Dagegen ist der westeuropäische Automarkt seit Monaten auf Talfahrt, vor dem Hintergrund der Schuldenkrise sind die Verkäufe vor allem in Krisenstaaten wie Italien und Spanien eingebrochen. Der Boom in Russland ist daher für die Autohersteller wichtig, um die Rückgänge in Westeuropa zu kompensieren.
Ortstermin Kaluga: In der Stadt, etwa 170 Kilometer südwestlich von Moskau, baut Volkswagen in einem mehr als 500 Millionen Euro teuren Werk spezielle "russlandfeste" Autos für den heimischen Markt. "Wir machen die Fahrzeuge besonders sicher gegen Frost und schlechte Straßen", sagt Werksleiter Josef Baumert.
Auf dem Wachstumsmarkt sind auch weitere deutsche Autobauer wie Daimler auf der Überholspur. Erst vor kurzem erlaubte das Kartellamt in Moskau den Schwaben eine Sperrminorität bei der Truck-Allianz mit dem Lastwagen-Hersteller Kamaz. Daimler darf sein Paket von 15 auf 25 Prozent plus eine Aktie ausweiten.
2010 war die Branche in Russland massiv um mehr als 50 Prozent eingebrochen. Es gibt Nachholbedarf: Während in Deutschland mehr als 500 Autos auf 1000 Einwohner kommen, sind es in Russland rund 250.