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Aufgespießt Ich stehe hier in Ringelsocken ...

In Wittenberg posiert ein nackter Mann vor der Thesentür der Schlosskirche und ist seitdem spurlos verschwunden.

Von Jörn Wegner 08.11.2016, 00:01

Wittenberg l Wie das Wetter vor knapp 500 Jahren war, als Martin Luther in Wittenberg seine Thesen an die Tür der Schlosskirche geschlagen hat, wissen wir nicht. Höchstwahrscheinlich war es so ungemütlich wie es Ende Oktober meistens ist. Der Reformator wird einen kratzigen spätmittelalterlichen Mantel getragen haben, der ihn vor dem Herbstwetter schützte. An den Händen hatte er vielleicht Handschuhe, um beim Thesen-Annageln warm zu bleiben.

Wirklich kein gutes Wetter herrschte auch am vergangenen Sonntag in der Lutherstadt. Das hielt einen Besucher der Stadt nicht davon ab, die Hüllen fallen zu lassen und nackt vor der Thesentür der Schlosskirche zu posieren. Nur mit bunten Socken und einem Schal bekleidet brüllte der Nackte den Luther zugeschriebenen Satz: „Ich stehe hier, ich kann nicht anders.“ Vielleicht ein Hilferuf nach einer Kleiderspende? Vielleicht der verklausulierte Notruf, dass er bereits mit den Füßen festgefroren ist?

Die Polizei sieht das anders. Sie ermittelt gegen den Mann wegen exhibitionistischer Handlungen. Hinzu kommt Hausfriedensbruch. „Er ist ja über die Absperrung der Schlosskirche gestiegen“, so eine Polizeisprecherin gegenüber der Volksstimme.

Völlig unbekannt sei der Mann bislang in der Stadt. Geschnappt ist noch niemand, Hinweise gebe es auch nicht, so die Polizei.

Gesucht wird also ein Mann von stämmiger Gestalt, ganz dem Reformator ähnlich, in rosa-weißen Ringelsocken und mit einem roten Schal um den Hals. Möglicherweise ist er erkältet.