CDU-Wahlkampf Von Michael Bock Muntermacher

10.03.2011, 04:29

In Sachsen-Anhalts CDU regt sich Kritik am Landtagswahlkampf der eigenen Partei. Ministerpräsident Böhmer höchstselbst hat ganz offen beanstandet, dass es zu wenig themenbezogene Wahlkampfveranstaltungen gebe, etwa zur Bildungspolitik oder zu Bemühungen zur Haushaltskonsolidierung. Er tadelt, dass häufig Wahlkampf vor den eigenen Anhängern gemacht werde. Das bringe nichts, das seien "Erbauungsveranstaltungen". Böhmer wird damit seinem Ruf als ewiger Mahner, der immer mal wieder der eigenen Partei die Leviten liest, gerecht. Aber hat er auch in der Sache Recht? Die Antwort ist: Ja, aber ...

Böhmers Äußerungen wirken schon ein wenig beckmesserisch, zumal er selbst nie der ganz große Themen-Wahlkämpfer war. Der bienenfleißige CDU-Spitzenkandidat Haseloff müht sich redlich. Es gibt in diesen Tagen kaum eine Grundsteinlegung oder Betriebseröffnung im Land, die ohne ihn stattfindet. Er tritt bei Foren von Verbänden und Medien auf. Und wenn die Bundesprominenz nach Sachsen-Anhalt kommt, ist auch der Spitzenkandidat dabei. Haseloff rackert, er kämpft. So ein Wahlkampf ist kräftezehrend und hinterlässt Spuren. Haseloff wirkt in diesen Tagen zuweilen fahrig, gereizt, gehetzt. Nicht wenige in der CDU sagen hinter vorgehaltener Hand, dass sich der Wirtschaftsminister zu viel zumute und bei der Wahl seiner Auftritte gelegentlich die falschen Prioritäten setze.

Das ist die eine Seite der Medaille. Andererseits stellen sich Fragen: Was trägt eigentlich das 30-köpfige CDU-Wahlkampfteam zur Entlastung des Spitzenkandidaten bei? Warum ist so wenig aus der CDU-Landtagsfraktion zu hören? Wieso halten sich einige Kabinettsmitglieder im Wahlkampf auffallend zurück?

Es drängt sich der Eindruck auf, dass etliche Christdemokraten die Landtagswahl als Selbstläufer empfunden haben. Tatsächlich sah es lange Zeit so aus, als ob alles auf eine Fortsetzung der CDU/SPD-Koalition hinauslaufen würde. Doch nach den letzten Umfragen ist auch Rot-Rot eine realistische Option. Plötzlich werden viele in der CDU hochgradig nervös. Und auf einmal häufen sich Pressemitteilungen und Einladungen zu Pressekonferenzen. Auf den letzten Metern scheint die CDU noch mal richtig munter zu werden. (Sachsen-Anhalt)