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Besuch in Myanmar Papst spricht Rohingya-Krise nicht an

Das Flüchtlingsdrama in Westen Myanmars überschattet den Papstbesuch. Die Flüchtlingen selbst kennen Franziskus nicht.

27.11.2017, 23:01

Rangun l Entlang der Straße zwischen der Stadt Cox‘s Bazar und dem Flüchtlingslager Kutupalong in Südbangladesch hängen Plakate, die Premierministerin Sheikh Hasina mit Rohingya-Kindern zeigen. Sie wird darauf abwechselnd als „letzte Hoffnung für die Unterdrückten“, „Pionierin des Friedens“ und „Mutter der Menschlichkeit“ bezeichnet. Die Plakate wurden aufgehängt, bevor Hasinas Regierung mit der Führung Myanmars vergangene Woche vereinbarte, dass die Rohingya-Flüchtlinge aus Bangladesch zurück in das Nachbarland sollen, aus dem sie vor schrecklicher Gewalt geflohen sind.

Papst Franziskus wird die Plakate bei seinem bevorstehenden Besuch wohl nicht sehen – es sei denn, er fährt unangekündigt in eines der Lager. Auf seinem Programm fehlt ein solcher Termin, zur Enttäuschung vieler. Die meisten Rohingya allerdings wissen gar nicht, wer oder was der Papst ist – geschweige denn, dass er ab Montag Myanmar besucht und drei Tage später auch nach Bangladesch kommt. Noor Alam, der aus Myanmar nach Bangladesch floh, sagt auf die Frage nach dem Papst: „Nie gehört“.

Selbst die Rückführungsvereinbarung hat sich in Kutupalong noch nicht herumgesprochen. Shorika etwa, die nur einen Namen verwendet, hat davon nichts gehört, meint aber: „Nur wenn Myanmar unsere Häuser wiederaufbaut und uns unsere Rechte als Bürger gibt, gehen wir zurück. Sonst foltern sie uns wieder.“ Das ehemalige Birma verweigert der muslimischen Minderheit seit Jahrzehnten die Staatsbürgerschaft sowie Grundrechte wie den Zugang zu Bildung und Medizin.

Die Erwartungen sind hoch, dass sich Papst Franziskus bei seinem historischen Myanmar-Besuch zu der Krise um die verfolgte Rohingya-Minderheit äußert. Doch am ersten Tag der komplizierten Reise ist der Pontifex verhalten. Bei dem Treffen mit General Min Aung Hlaing, einer Schlüsselfigur in Myanmar, habe man über „die große Verantwortung der Behörden des Landes in dieser Zeit des Übergangs“ gesprochen. Das teilte der Vatikan nach dem 15-minütigen Treffen am Montag in Rangun mit. Ob über den Rohingya-Konflikt gesprochen wurde, war nicht bekannt. Bei seiner Ankunft in Rangun, der ehemaligen Hauptstadt, wurde der Pontifex überaus freundlich begrüßt. Etwa 30.000 Menschen säumten nach offiziellen Angaben die Straßen vom Flughafen bis zu seiner Unterkunft. Kinder in traditionellen Kostümen riefen „Viva Papa“ („Es lebe der Papst“). „Es ist ein Traum, aber dieses Mal ist der Traum wahrgeworden“, sagte Mariano Soe Naing von der Bischofskonferenz des Landes. Franziskus ist der erste Papst überhaupt, der in Myanmar zu Besuch ist. Christen und Katholiken gibt es im Land nur wenige.

Auch Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi soll Franziskus treffen. Sie steht wegen der Krise um die Rohingya-Minderheit international stark in der Kritik, weil sie der brutalen Gewalt gegen die Menschen keinen Einhalt biete. Deshalb wird das Gespräch zwischen ihr und Franziskus heute mit Spannung erwartet. Die beiden hatten sich im Mai bereits im Vatikan getroffen. Seitdem hat der Kirchenstaat auch überhaupt erst diplomatische Beziehungen zu Myanmar. Allerdings hat das Militär im Land noch viel zu sagen, auch zu Suu Kyi.

Das mehrheitlich buddhistische Land macht bis jetzt keine Anstalten, die Behandlung der Flüchtlinge zu ändern. Vielmehr sollen sie bei ihrer Rückkehr „systematisch überprüft“ werden. Vermutlich heißt das, sie sollen beweisen, dass sie aus Myanmar stammen. Das konnten viele schon vor ihrer Flucht nicht, weil sie als illegale Einwanderer aus dem überwiegend muslimischen Bangladesch betrachtet wurden und keine Ausweise bekamen – obwohl die meisten Familien seit Generationen in Myanmars westlichem Bundesstaat Rakhine lebten. (dpa)