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Ukraine-Krieg Selenskyj will mehr Reservisten einziehen

Doch im Inland sind die Maßnahmen aus einem bestimmten Grund umstritten.

03.04.2024, 22:46
Soldaten der ukrainischen Territorialen Verteidigungskräfte und freiwilliger Militäreinheiten  nehmen an einer Übung in einem Stadtpark in Kiew teil.
Soldaten der ukrainischen Territorialen Verteidigungskräfte und freiwilliger Militäreinheiten nehmen an einer Übung in einem Stadtpark in Kiew teil. Foto: ap/dpa

Kiew (dpa/UK) - In der Ukraine können Reservisten künftig bereits ab einem Alter von 25 statt bisher 27 Jahren zum Wehrdienst eingezogen werden. Am Dienstag war ein entsprechender Eintrag auf der Parlamentsseite veröffentlicht worden. Ausgehend von den Geburtenziffern Ende der 1990er Jahre könnten damit gut 400.000 weitere Männer zur Verteidigung gegen die russischen Angreifer eingezogen werden.

Angesichts der schweren Lage an der Front hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj vor dem Jahreswechsel den Zusatzbedarf an Soldaten mit bis zu 500.000 angegeben. Armeechef Olexander Syrskyj erklärte wiederum zuletzt, dass die Zahl doch niedriger sei. Zudem wurde ein Beschluss erwartet, mit dem die Regeln für eine Mobilmachung verschärft werden.

Das „Monaco-Bataillon“

Die Pläne sind in der ukrainischen Gesellschaft hoch umstritten, zumal die Tatsache, dass Hunderttausende wehrpflichtige Männer das Land verlassen haben, unstrittig ist. Nach Informationen des Portals „Telepolis“ betrifft dies auch rund 200.000 Ukrainer, die als Flüchtlinge in Deutschland leben. In der gesamten EU seien es rund 650.000 wehrpflichtige ukrainische Männer. Für besonderen Unmut sorge in der Ukraine das genannte Monaco-Bataillon. Dazu gehörten reiche Ukrainer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren, die sich dem Kriegsdienst entziehen und an der Côte d’Azur luxuriös leben würden. Einige seien auch in die Vereinigtesn Arabischen Emirate oder nach Bahrain gezogen, wie die französische Tageszeitung „Le Monde“ berichtete.

Selenskyj unterzeichnete am Dienstag zudem ein Gesetz, mit dem die Wehrtauglichkeit angepasst wird. Künftig gibt es demnach nur noch „tauglich“ und „untauglich“. Vormals als „bedingt tauglich“ eingestufte Männer müssen erneut bei der Musterungskommission vorstellig werden. Mit einem dritten Gesetz machte der Staatschef zudem den Weg für ein elektronisches Wehrregister frei.

Selenskyj sieht unterdessen nach eigenen Angaben keinen Bedarf, die ursprünglich anvisierten 500.000 Soldaten für den Kampf gegen Russlands Angriffskrieg einzuziehen. „Eine halbe Million brauchen wir nicht“, sagte der Staatschef gestern auf einer Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb in Kiew. Es gäbe ausreichend Soldaten, die an die Front geschickt werden können.