Aman Ali hat an Ramadan Moscheen in 30 US-Bundesstaaten besucht und berichtet in Magdeburg von seinen Erfahrungen Von Vorurteilen und drei Rednecks mit fünf Zähnen
Großbritannien, dann Dänemark. Heute Deutschland, morgen Belgien. Und anschließend reist Aman Ali wieder zurück in seine Heimat, die USA. Sein ständiger Begleiter sind Laptop und iPad. Das Spielzeug, wie der Amerikaner mit indischen Wurzeln die Geräte nennt, benötigt er auch bei seinem Besuch in Magdeburg. Denn mit Fotos, Videos, Landkarten und Texten stellt Ali das Projekt vor, mit dem er und sein guter Freund Bassam Tariq weltweit bekannt wurden.
"30 Moscheen in 30 Tagen" nennt sich das ursprüngliche Projekt, das 2009 entstand. "Wir haben damals festgestellt, dass es in New York, wo ich seit fünf Jahren lebe, im Umkreis von 20 Kilometern fast 200 Moscheen gibt", erklärt Aman Ali, während er auf seinem iPad nach Fotos und Landkarten sucht. "Dann dachten wir: Wäre es nicht verrückt, wenn wir an Ramadan jeden Abend in einer anderen Moschee das Fastenbrechen begehen?"
Kaum hatten Ali und Tariq die Idee über die Kommunikationsplattform "Twitter" verbreitet, forderten Freunde und Bekannte die Einrichtung eines Blogs im Internet. So entstand "30mosques.com", wo Texte und Bilder die Geschichten erzählen, die den beiden während des islamischen Fastenmonats widerfahren sind.
"2010 wollten wir dann etwas anderes machen. Also haben wir das Projekt auf die USA ausgeweitet - 30 Moscheen in 30 Bundesstaaten an 30 Tagen", schildert Ali, der von Beruf Journalist und Humorist ist. Mehr als 40000 Kilometer haben die beiden in dieser Zeit mit dem Auto zurückgelegt. "Wir sind in New York gestartet, die Ostküste entlang, sind über die Südstaaten Richtung Kalifornien gefahren und dann im Norden zurück nach New York."
Teilweise mehr als acht Stunden waren Tariq und Ali täglich mit dem Auto unterwegs. "Der Stress hat sich gelohnt. Abends zum Fastenbrechen haben wir in den Moscheen interessante Menschen kennengelernt, die uns für die Nacht auch bei sich aufnahmen", erklärt der Journalist. "In South Dakota haben wir David getroffen. Er war früher Mitglied der Hells Angels, landete wegen bewaffneten Raubs im Gefängnis. Dort hat er sich jedoch auf seine islamischen Wurzeln besonnen und ist wieder zur Vernunft gekommen. Seit 15 Jahren ist er glücklich mit einer Muslimin verheiratet.
Sind es solche Erfolgsgeschichten, die Aman Ali und Bassam Tariq zu ihren Reisen bewogen haben? "Es sind nicht nur die positiven Seiten", sagt Ali. "Wir wollen niemandem eine bestimmte Meinung aufdrängen, wir wollen auch niemanden bekehren." Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 werde der Islam vor allem mit Terrorismus in Verbindung gebracht. "Unser Ziel war es daher, ehrliche Geschichten aus dem Alltag zu erzählen. Und dazu gehören auch die Probleme in der islamischen Gemeinde."
Auch mit Vorurteilen und Klischees hatten die beiden Amerikaner zu kämpfen. "Auf unserem Weg durch die Südstaaten kamen wir an einem Gebäude vorbei, über dem die Flagge der konföderierten Staaten wehte. Wir fragten uns: Wie kann man nur so die Zeit der Sklaverei verherrlichen? Vor dem Haus, das sich als Souvenirshop entpuppte, saßen drei typische Rednecks, die insgesamt etwa fünf Zähne hatten, mit verschränkten Armen", schildert Ali. Die befürchtete Fremdenfeindlichkeit blieb aus - stattdessen gab es eine freundliche Begrüßung und interessante Gespräche. "Da habe ich gemerkt, dass ich mit Vorurteilen behaftet war", gibt Ali zu.
Um weiter am Abbau von Intoleranz zu arbeiten, haben Aman Ali und Bassam Tariq bereits ein neues Projekt gestartet. "Wenn man ständig das Gleiche macht, wird es langweilig. Wir wollten die Reihe nicht nach dem Motto 30 Moscheen in 30 Ländern oder 30 Moscheen auf 30 Planeten fortführen. Aber das Interesse an unserem Projekt ist sehr groß. Es gab Nachahmer, unter anderem in Argentinien, Südafrika, Österreich und Indonesien", sagt Ali. Deshalb soll ein interaktiver Film entstehen, in dem Muslime aus aller Welt mit Fotos und Videos ihre Geschichten erzählen können. "Bassam und ich sind die Regisseure und alle anderen die Schauspieler", schildert Ali sein Vorhaben für 2012.